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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Mars<br />

Mantelplume hinweg geschoben wird, was im Fall von Hawaii zu einer langen Kette von einzelnen<br />

Inselvulkanen geführt hat. Nur die Inseln, die sich noch über <strong>de</strong>m „hot spot“ befin<strong>de</strong>n, zeigen<br />

vulkanische Aktivitäten.<br />

Olympus Mons krönt mit einer Anzahl weiterer riesiger Schildvulkane die sogenannte Tharsis-<br />

Ausbuchtung. Sie entstand wahrscheinlich bereits vor 3.5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren, als ein riesiger<br />

Mantelplume die Marskruste erreichte <strong>und</strong> in Form eines Hitzedomes nach außen drückte. Die dabei<br />

entstan<strong>de</strong>nen Vulkanbauten för<strong><strong>de</strong>r</strong>ten über eine sehr lange Aktivitätsdauer (die sich bis in die<br />

geologische Gegenwart fortsetzte) riesige Mengen dünnflüssiger basaltischer Laven, die Schicht um<br />

Schicht erstarrten <strong>und</strong> die Schil<strong>de</strong> immer weiter wachsen ließen. Das ist in diesem Ausmaß nur<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> geringen Oberflächengravitation möglich. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> wäre ein Schildvulkan wie<br />

Olympus Mons längst unter seinem eigenen Gewicht kollabiert.<br />

Außer<strong>de</strong>m entstand im südlichen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Tharsis-Region ungefähr zeitgleich ein riesiges<br />

Grabensystem mit einer Länge von 5000 km <strong>und</strong> einer Breite von bis zu 100 km. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei<br />

um das Valles Marineris, welches nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsson<strong>de</strong> Mariner 9 benannt ist, die diesen Grabenbruch<br />

zum ersten Mal fotografieren konnte. Man vermutet, daß dieser „Riß“ als Reaktion auf eine<br />

Ausdünnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Marskruste entstan<strong>de</strong>n ist, als während <strong><strong>de</strong>r</strong> hesperianischen Perio<strong>de</strong> das Tharsisgebiet<br />

kontinuierlich aufgewölbt wur<strong>de</strong>.<br />

Auf <strong>de</strong>n Flanken <strong>de</strong>s Vulkans konnten eine Vielzahl von Strukturen gef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n, die Lavaflüsse,<br />

offene <strong>und</strong> geschlossene Lavaröhren (z.T. mit ringförmigen Einbrüchen) aber auch glaziale<br />

Gelän<strong>de</strong>formen (insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e an <strong>de</strong>n steilen Abbrüchen <strong>und</strong> im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Gipfelcal<strong><strong>de</strong>r</strong>en) darstellen.<br />

Die perspektivische Aufnahme <strong>de</strong>s westlichen Teils <strong><strong>de</strong>r</strong> Gipfelcal<strong><strong>de</strong>r</strong>a mit <strong><strong>de</strong>r</strong> hochauflösen<strong>de</strong>n<br />

Stereokamera HRSC (Mars Expreß) zeigt z.B. Schuttfächer <strong>und</strong> Fließstrukturen die darauf hin<strong>de</strong>uten,<br />

das Lava, vor etwa 200 bis 20 Millionen Jahren ausgeflossen ist <strong>und</strong> dabei eine Eisschicht<br />

geschmolzen hat (NEUKUM, 2005). Das Vorkommen von Eis <strong>und</strong> Schnee auf <strong>de</strong>n Riesenvulkanen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tharsis-Aufwölbung läßt sich verstehen, wenn man von einem periodischen Klimawechsel in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschichte <strong>de</strong>s Mars ausgeht. Schon lange ist bekannt, daß sich die Neigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rotationsachse <strong>de</strong>s<br />

Planeten gegenüber seiner Bahnebene (heute 23°) mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit unvorhersehbar än<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann, da die<br />

stabilisieren<strong>de</strong> Wirkung eines größeren Mon<strong>de</strong>s fehlt. FORGET et.al. haben nun mittels eines<br />

Klimamo<strong>de</strong>lls untersucht was passiert, wenn sich die Neigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rotationsachse auf 45° erhöht. In<br />

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