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Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik - Astronomie.de

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Mars<br />

Magnetfeld<br />

Eine genauere Analyse <strong>de</strong>s Marsmagnetfel<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> ab 1997 durch die Magnetometermessungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

amerikanischen Marsson<strong>de</strong> Mars-Global-Surveyor (MGS) möglich. Vorangegangene Missionen<br />

(beginnend mit Mariner 4) hatten bereits erste Hinweise auf die Existenz eines sehr schwachen<br />

Magnetfel<strong>de</strong>s ergeben. Mars 2 <strong>und</strong> Mars 3 (UdSSR) fan<strong>de</strong>n darüber hinaus Hinweise auf eine<br />

Stoßregion, da ihre Meßgeräte beim Einflug zum Mars eine <strong>de</strong>utliche Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> lokalen<br />

Elektronendichte <strong>und</strong> Elektronentemperatur erfaßten. Der subsolare Punkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoßfront befand sich<br />

dabei ca. 1.5 Marsradien (3394 km) vom Planeten entfernt. Auch hier entsteht die Stoßfront genauso<br />

wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Venus durch eine direkte Wechselwirkung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ionosphäre, <strong>de</strong>nn das Eigenfeld von<br />

Mars ist viel zu gering, um bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung einer Magnetosphäre eine größere Rolle zu spielen<br />

(induzierten Magnetosphäre).<br />

Dadurch, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonnenwind direkt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre in Kontakt kommt, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> auf diese<br />

Weise verursachte Teilchenverlust sehr groß. Ionen, die aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre durch <strong>de</strong>n<br />

Sonnenwind herausgerissen wur<strong>de</strong>n, hat zum ersten Mal 1989 die russische Marsson<strong>de</strong> Phobos beim<br />

Durchfliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachtseite <strong>de</strong>s Planeten nachgewiesen. Eine Hochrechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ergebnisse zeigt, daß<br />

die heute sehr dünne Kohlendioxidatmosphäre <strong>de</strong>s Mars in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit überaus mächtiger<br />

gewesen ist <strong>und</strong> vielleicht sogar in großen Mengen Wasserdampf enthalten hat. Auf das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

von flüssigem Wasser in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit <strong>de</strong>s heute staubtrockenen Planeten weisen <strong>de</strong>utlich<br />

Fließspuren auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Planetenoberfläche hin. Die Ionenverlustrate, die aus <strong>de</strong>n Daten von Phobos<br />

errechnet wur<strong>de</strong>n, liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Größenordnung von r<strong>und</strong> 100 g/s für Sauerstoffionen. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> geringe<br />

Stickstoffanteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre hat wahrscheinlich seine Ursache in <strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Sonnenwind<br />

verursachten Erosionsprozessen.<br />

Genauere Ergebnisse konnten ab 2004 mit <strong>de</strong>m Ion Maß Analyzer (IMA) <strong>de</strong>s ASPERA-3 -Detektors<br />

(Analyzer of Space Plasma and Energetic Atoms) <strong><strong>de</strong>r</strong> Son<strong>de</strong> Mars-Expreß gewonnen wer<strong>de</strong>n. Das<br />

+ ++<br />

Resultat von Phobos, daß Sonnenwind-Ionen ( H , He ) tief in die Ionosphäre <strong>de</strong>s Mars eindringen<br />

können (d.h. bis in eine Höhe von ca. 270 km), wur<strong>de</strong> eindrucksvoll bestätigt. Das be<strong>de</strong>utet, daß die<br />

induzierten Magnetosphärengrenze für einen Teil <strong>de</strong>s Sonnenwinds durchlässig ist mit <strong><strong>de</strong>r</strong> fatalen<br />

Folge, daß planetare Ionen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wechselwirkung mit <strong>de</strong>m Sonnenwind auf 400 bis 500 km/s<br />

beschleunigt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> damit das Schwerefeld <strong>de</strong>s Planeten in <strong>de</strong>n freien Weltraum verlassen. Die<br />

Marsatmosphäre verlor auf diese Weise über Jahrmilliar<strong>de</strong>n hinweg an Substanz was ihre heutige<br />

geringe Dichte erklärt <strong>und</strong> darüber hinaus Rückschlüsse auf ihre Vergangenheit zuläßt.<br />

Begonnen hat die Erosion <strong><strong>de</strong>r</strong> Marsatmosphäre wahrscheinlich im späten Noachian, als <strong><strong>de</strong>r</strong> davor noch<br />

vorhan<strong>de</strong>ne geodynamische Dynamo seinen Betrieb einstellte <strong>und</strong> das Magnetfeld zusammenbrach.<br />

Mo<strong>de</strong>llrechnungen, die auf <strong>de</strong>m ersten Mars-Expreß Kongreß 2005 vorgestellt wur<strong>de</strong>n gehen davon<br />

aus, daß in <strong><strong>de</strong>r</strong> Frühzeit <strong>de</strong>s Mars ein mil<strong>de</strong>s Klima, eine wasserreiche Oberfläche <strong>und</strong> eine dichte<br />

Atmosphäre bestan<strong>de</strong>n hat. In <strong>de</strong>m seit<strong>de</strong>m vergangenen ca. 3.5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren ist diese ehemals<br />

dichte Atmosphäre jedoch weitgehend verlorengegangen. Die in die Ionosphäre gelangten<br />

Wassermoleküle wur<strong>de</strong>n z.B. photochemisch dissoziiert. Der leichte Wasserstoff diff<strong>und</strong>ierte in <strong>de</strong>n<br />

Weltraum <strong>und</strong> die schwereren Sauerstoffionen konnten aufgr<strong>und</strong> ihrer Wechselwirkung mit <strong>de</strong>m<br />

ungebremsten Sonnenwind <strong>de</strong>n Planeten verlassen. Abschätzungen ergaben, daß seit dieser Zeit eine<br />

Wassermenge, die ungefähr einem planetenumfassen<strong>de</strong>n Meer mit einer Tiefe von 10 bis 20 m<br />

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