Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
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Nach allen bisher veröffentlichten Untersuchungsergebnissen handelt es sich<br />
um ein sehr komplexes Geschehen, dem im Einzelfall sehr unterschiedliche<br />
Ursachen zugrunde liegen können. Die Fachleute stimmen darin überein,<br />
dass die sichtbaren Verfärbungen auf eine Ablagerung von sehr kleinen Partikeln<br />
zurückzuführen sind. Diese müssen nicht notwendigerweise mit einer<br />
verstärkten Partikelemission im Innenraum (z. B. Tabakrauch, Kerzenbrand,<br />
Elektromotoren) in Zusammenhang stehen. Je nach Witterungsverhältnissen<br />
und Wetterlagen können auch in der Außenluft stark erhöhte Partikelkonzentrationen<br />
auftreten (z. B. bei Inversionswetterlagen). Das Vorhandensein von<br />
sehr kleinen Partikeln in der Luft ist eine notwendige Voraussetzung, jedoch<br />
nicht hinreichend zur Erklärung des Phänomens der „schwarzen Wohnungen“.<br />
Es müssen zusätzliche Faktoren auftreten, damit es zu einer Abscheidung<br />
dieser Partikeln an Oberflächen von Innenräumen kommt.<br />
Von einigen Fachleuten wird der Emission von schwerflüchtigen Verbindungen<br />
(SVOC) aus Bauprodukten eine besondere Bedeutung zugemessen. Aus<br />
der Fachliteratur ist bekannt, dass die Trübung von Fensterflächen in PKW-<br />
Innenräumen auf die Emission von SVOC aus Materialien der Innenausstattung<br />
zurückzuführen ist. Dieses Phänomen wurde mit dem Begriff „Fogging“<br />
bezeichnet. Sehr kleine (submikrone) Partikeln können jedoch auch durch<br />
aerosoldynamische Prozesse abgeschieden werden. Dabei spielen elektrische<br />
Kräfte, Thermophorese und die in sehr turbulenter Luftströmung wirksam<br />
werdenden Trägheitskräfte eine Rolle. Eine Voraussetzung dafür, dass es zu<br />
einer Abscheidung der Partikeln an Wandflächen kommt, ist, dass eine Luftströmung<br />
an der Wandfläche auftritt. Dieses können Luftströmungen über<br />
Wärmequellen (Konvektion) oder Fallluftströmungen an kalten Wandflächen<br />
sein. Derartige Luftströmungen treten verstärkt immer dann auf, wenn die<br />
Räume ausgekühlt sind und aufgeheizt werden. Das Heizverhalten der<br />
Bewohnerschaft kann das Auftreten von Konvektion an Heizkörpern sehr<br />
begünstigen. Folgende Situationen sollten möglichst vermieden werden:<br />
Auskühlen der Wandflächen zwischen den Aufheizphasen (z.B. durch zu<br />
lange Intervalle zwischen den Heizphasen oder Dauerlüftungen in den<br />
Zwischenphasen)<br />
Betrieb einzelner Heizkörper, wenn in einem Raum oder in einer verbundenen<br />
Raumzone mehrere Heizkörper vorhanden sind<br />
Unterschiedliche Ventilstellungen an den Heizkörpern innerhalb einer<br />
verbundenen Raumzone<br />
Offene Türen zwischen beheizten und unbeheizten Bereichen innerhalb<br />
einer Wohnung<br />
Abschirmung der vom Heizkörper abgegebenen Wärmestrahlung durch<br />
Möbel und Einrichtungsgegenstände<br />
Häufig liegt einem abweichenden Verhalten der Bewohnerschaft Unkenntnis<br />
oder die Absicht zugrunde, Heizenergie einzusparen. Manche sind überzeugt,<br />
dass der Verzicht auf den Betrieb einzelner Heizkörper Kosten spart. Die<br />
Vorstellung, dass durch sporadische kurze Aufheizphasen Energie und<br />
Kosten eingespart werden können, ist verständlich, da dieses für den alten<br />
Baubestand vor der Modernisierung auch zutraf. In einem wärmetechnisch<br />
modernisierten Gebäude sollten die Wände möglichst nicht auskühlen. Aus<br />
energetischer Sicht liegt der Energieaufwand für das Wiederaufheizen in der<br />
gleichen Größenordnung wie der Energiebedarf für einen durchgehenden<br />
Heizbetrieb.<br />
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