Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
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Reinigung und Beschichtung von unbeschichteten Asbestzement-Platten<br />
Eine dauerhafte Beschichtung würde i. d. R. eine sorgfältige Reinigung der Flächen voraussetzen.<br />
Verwitterungsprodukte, Moos und Mikroorganismen müssten gründlich entfernt werden, um<br />
einen festen, haftfähigen Untergrund für die Beschichtung zu schaffen. Zwangsläufig würden<br />
dabei auch erhebliche Mengen Asbestfaserbüschel aus der Asbestzement-Oberfläche herausgerissen<br />
und zusammen mit Schmutz und Bewuchs weggespült bzw. weggeblasen. Da Reinigungsverfahren,<br />
die die Oberfläche von Asbestzementplatten abtragen, wie Abschleifen, Hochdruckreinigen<br />
und Abbürsten, zu einer Belastung von Luft und Boden mit Asbestfasern führen, sind<br />
diese ausdrücklich verboten.<br />
Aber auch ohne vorausgehende Reinigung ist die Beschichtung von unbeschichteten AZ-Flächen<br />
unzulässig. Grund: Der Umgang mit Asbest ist nach dem Gefahrstoffrecht nur noch für Abbruch-,<br />
Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten (ASI-Arbeiten) erlaubt. Formalrechtlich gilt das<br />
Beschichten von unbeschichteten AZ-Flächen jedoch weder als Sanierung noch als Instandhaltung<br />
und ist aus diesem Grund verboten.<br />
Auch das Aufbringen einer Wärmedämmung auf AZ-Dächer, das Aufbringen einer zweiten<br />
Dachhaut bzw. Begrünung und anderer Dachaufbauten ist verboten. Grundlage hierfür ist § 3<br />
Abs. 1 GefStoffV, der das „Verwenden“ von Asbest bzw. asbesthaltigen Erzeugnissen verbietet.<br />
„Verwenden“ wiederum ist im Chemikaliengesetz u. a. definiert als „Gebrauchen“. Die o. g.<br />
Arbeiten fallen unter das „Gebrauchen“ von asbesthaltigen Erzeugnissen. Voraussetzung für das<br />
Verbot des „Gebrauchens“ von Asbestprodukten ist also nicht, dass bei diesen Arbeiten Fasern<br />
freigesetzt werden – die Tätigkeit an sich ist bereits verboten. Im Übrigen ist auch „das Anbohren<br />
von Asbestzementplatten und das Eintreiben von Befestigungen für das An- oder Aufbringen<br />
einer zusätzlichen Dachdeckung, Abdichtung oder Bekleidung“ nach Nr. 4.1 (1) Technischer<br />
Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 519 nicht statthaft.<br />
Regelwerke<br />
Technische Regel für Gefahrstoffe<br />
(TRGS) 519, Asbest – Abbruch-, Sanierungs-<br />
und Instandhaltungsarbeiten<br />
http://www.baua.de/prax/ags/<br />
trgs519d.htm<br />
BG-Information BGI 664<br />
Hauptverband der gewerblichen<br />
Berufsgenossenschaften (HVBG), Alte<br />
Heerstraße 111, 53754 Sankt Augustin<br />
http://www.hvbg.de/d/bia/pra/<br />
asbest/asbest.htm<br />
Merkblatt der Länderarbeitsgemeinschaft<br />
Abfall (LAGA-Merkblatt), Mitteilung<br />
23, Erich Schmidt Verlag<br />
http://www.katumwelt.de/icheck/<br />
dokumente/laga_asbest.htm<br />
Instandhaltung, Ausbau<br />
Allgemeine Hinweise für Arbeiten<br />
an Asbestprodukten finden sich in<br />
Abschnitt 8.2.1. Grundsätzlich ist<br />
für die Instandhaltung und den Ausbau<br />
von Asbestzement-Produkten<br />
die Technische Regel für Gefahrstoffe<br />
519 zu beachten. Abschnitt 16<br />
der TRGS 519 beschreibt die „Speziellen<br />
Regelungen für Instandhaltungsarbeiten<br />
an Asbestzement-Produkten“,<br />
Abschnitt 15 die „Speziellen<br />
Regelungen für Abbrucharbeiten<br />
an Asbestzement-Produkten“.<br />
Instandhaltung bedeutet das Arbeiten<br />
an einzelnen AZ-Produkten z. B.<br />
für das Anbringen, Durchführen oder<br />
Entfernen von einzelnen Gerüstankern,<br />
Befestigungen, Leitungen,<br />
Masten oder Dachständern. Auch der<br />
Ausbau einzelner Asbestzement-<br />
Platten und ihr Ersatz durch asbestfreie<br />
Produkte fällt unter den Begriff<br />
Instandhaltung. Im Rahmen von<br />
Instandhaltungsarbeiten ausgebaute,<br />
unbeschädigte einzelne Asbestzement-Produkte<br />
dürfen auch wieder<br />
angebracht werden, soweit dies ohne<br />
Beschädigung oder Bearbeitung<br />
möglich ist. Bei großflächiger<br />
Demontage (Abbrucharbeiten) müssen<br />
Asbestzement-Produkte jedoch<br />
immer entsorgt werden (keine<br />
Instandhaltungsarbeiten).<br />
Der Ausbau von Asbestzement-Platten<br />
sollte nur durch ein Fachunternehmen<br />
mit Sachkundenachweis<br />
nach TRGS 519 erfolgen. Dies muss<br />
kein spezialisiertes Sanierungsunternehmen<br />
sein. Auch viele Dachdeckerbetriebe<br />
verfügen über den<br />
Sachkundenachweis und damit über<br />
geschultes Personal und die notwendigen<br />
Gerätschaften (Adressen bei<br />
der Handwerkskammer). Für den<br />
Ausbau von einzelnen kleinformatigen<br />
AZ-Platten haben die Berufsgenossenschaften<br />
eine Arbeitsanweisung<br />
erstellt, mit der sichergestellt<br />
werden soll, dass bei den Arbeiten<br />
keine Asbestbelastung entsteht<br />
(Arbeitsanweisung BT 6, BG-Information<br />
BGI 664).<br />
Der Ausbau von AZ-Produkten in<br />
Eigenregie ist nicht grundsätzlich<br />
verboten. Allerdings müssen dieselben<br />
Schutzvorkehrungen getroffen<br />
werden und die einschlägigen Regelwerke,<br />
insbesondere die TRGS 519,<br />
beachtet werden. Grundsätzlich ist<br />
die Gefahr, bei diesen Arbeiten sich<br />
selbst oder andere zu gefährden,<br />
groß. Verstöße gegen das Gefahrstoffrecht<br />
können zudem als Ordnungswidrigkeit<br />
oder als Straftat<br />
geahndet werden.<br />
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