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Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael

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Neben PCP und Lindan (gamma-Hexachlorcyclohexan) wurden in den alten Bundesländern insbesondere<br />

folgende Wirkstoffe für lösemittelhaltige Holzschutzmittel verwendet: Permethrin,<br />

Chlornaphthaline (werkseitig in Spanplatten für Fertighäuser), Chlorthalonil und Endosulfan. In<br />

den heute vertriebenen Holzschutzmitteln sind häufig Fluanide als biozide Wirkstoffe enthalten<br />

(Dichlofluanid, Tolylfluanid).<br />

Außerhalb des Holzbereiches wurde PCP auch als Konservierungsstoff für Leder eingesetzt und<br />

kann z. B. in Sitzmöbeln enthalten sein. Weitere Einsatzgebiete waren u. a. Teppichböden, Pappe<br />

und Klebstoffe. Lindan wird seit den 1950er Jahren in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der<br />

Veterinär- und Humanmedizin (z. B. zur Bekämpfung von Läusen oder Milben) eingesetzt.<br />

8.2.4.2 Gesundheitsgefahren<br />

Im Mittelpunkt der Diskussion um Gesundheitsschäden durch Holzschutzmittel steht die Chemikalie<br />

PCP. Bei zahlreichen Menschen, in deren Wohnungen PCP-haltige Holzschutzmittel eingesetzt<br />

wurden, traten z. T. schwerwiegende und lang andauernde gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />

auf. Beobachtete akute Symptome sind u. a. raschere Ermüdbarkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit,<br />

erschwerte Auffassung, motorische Ungeschicklichkeit, Infekthäufung,<br />

Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Ruhelosigkeit. PCP ist nachweislich krebserzeugend und kann<br />

das ungeborene Leben schädigen. Darüber hinaus steht die Chemikalie im Verdacht, erbgutschädigend<br />

zu sein. Lindan ist ein neurotoxisch wirkendes Insektizid, welches – im Unterschied zu<br />

PCP – schnell wieder aus dem Organismus ausgeschieden wird.<br />

PCP und Lindan können auch heute noch aus den behandelten Hölzern ausgasen und die Innenraumluft<br />

belasten. Die Stoffe können über die Atemluft, die Haut und über kontaminierte Nahrung<br />

aufgenommen werden. Die Schadstoffkonzentration in der Raumluft ist abhängig von der<br />

Art und Menge der eingesetzten Holzschutzmittel sowie den klimatischen Bedingungen im<br />

Raum. Bei PCP wird zudem zwischen Primär- und Sekundärquellen unterschieden. Primärquellen<br />

sind Bauteile oder Gegenstände, die gezielt mit PCP-haltigen Mitteln behandelt wurden und<br />

aus denen PCP in die Raumluft freigesetzt wird. Sekundärquellen sind Bauteile oder Gegenstände,<br />

die PCP meist über längere Zeit aus der durch Primärquellen belasteten Raumluft aufgenommen<br />

haben und ihrerseits das auf der Oberfläche angelagerte PCP nach und nach wieder in<br />

die Raumluft freizusetzen vermögen. Das vom Holz abdampfende PCP lagert sich teilweise auch<br />

an den im Raum befindlichen Staub an. Weitere Informationen siehe Abschn. 5.3.2.1.<br />

8.2.5 Formaldehyd<br />

8.2.5.1 Stoffbeschreibung<br />

Formaldehyd – das ist der Stoff, der Mitte der 1970er Jahre die Aufmerksamkeit von Behörden<br />

und Gesetzgeber auf die Belastung der Innenraumluft mit Chemikalien aus Bauprodukten und<br />

Einrichtungsmaterialien lenkte. Im Unterschied zu anderen Gebäude-Schadstoffen wie Asbest,<br />

PCB oder PCP ist die Verwendung von Formaldehyd nicht verboten. Vielmehr ist die Chemikalie<br />

auch heute noch ein bedeutendes Basisprodukt der chemischen Industrie. Ein Großteil der<br />

Produktionsmenge wird zur Herstellung von Leimen für Holzwerkstoffe verbraucht, zu denen<br />

neben Spanplatten auch Tischlerplatten, grobe Spanplatten (z. B. OSB-Platten), Sperrholzplatten<br />

und MDF-Platten gehören.<br />

8.2.5.2 Gesundheitsgefahren<br />

Aus formaldehydhaltigen Leimen von Holzwerkstoffplatten kann ein Teil des Formaldehyds wieder<br />

freigesetzt werden und beim Menschen Geruchsbelästigungen und Reizerscheinungen im<br />

Bereich der Augen- und Nasenschleimhäute auslösen. Eine weitere wichtige Formaldehyd-<br />

Quelle ist der Tabakrauch. Ferner sind erhöhte Formaldehyd-Konzentrationen in Innenräumen<br />

durch die Verwendung von Desinfektionsmitteln und Anstrichstoffen auf wässriger Basis möglich,<br />

denen Formaldehyd zur Konservierung zugesetzt wird. Die geringe Formaldehyd-Konzentration<br />

in der Außenluft spielt im Hinblick auf die Innenraumluft im allgemeinen keine Rolle.<br />

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