Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
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5.3.1.1 PAK-haltige Parkettklebstoffe<br />
5.3.1.1.1 Vorkommen<br />
Zum Verkleben von Parkettböden wurden bis in die 1950er Jahre üblicherweise<br />
Teerklebstoffe verwendet. Zum Einsatz kamen sowohl „heiß streichbare<br />
Klebstoffe“ oder „Heißklebstoffe“ als auch die bereits im Jahr 1942 in<br />
der DIN 281 erwähnten „kalt streichbaren Parkettmassen“, beide auf der<br />
Basis von Steinkohlenteerpech oder auch Bitumen.<br />
Teer- und bitumenhaltige Klebstoffe sind an ihrer dunklen Farbe zu erkennen.<br />
Ist der fragliche Klebstoff nicht schwarz gefärbt, so kann die Verwendung<br />
solcher Klebstoffe ausgeschlossen werden.<br />
Teerklebstoffe für Parkettböden enthalten – wie andere Teerprodukte auch –<br />
hohe PAK-Konzentrationen bis in den Prozent-Bereich, von denen Gesundheitsrisiken<br />
ausgehen können. Der Gehalt der Leitsubstanz Benzo[a]pyren<br />
(BaP) beträgt bis zu mehreren tausend Milligramm pro Kilogramm (mg/kg)<br />
Klebstoff.<br />
Bild 5.3.1.1: PAK-haltiger Parkettkleber<br />
Dagegen liegt der PAK-Gehalt von reinem Bitumen unter 50 mg/kg und die<br />
BaP-Konzentration beträgt meist nur wenige mg BaP/kg und liegt damit im<br />
unbedenklichen Bereich. (Zur Unterscheidung von Teer- und Bitumenprodukten<br />
siehe Abschn. 8.2.6.)<br />
Beim Verlegen des Parketts wurden die Heißklebstoffe direkt auf die Rohdecke<br />
gegossen und die Parkettstäbe in die zähe Masse eingedrückt. Kalt<br />
streichbare Parkettmassen dagegen wurden häufig bei folgenden Bodenaufbauten<br />
verwendet:<br />
Sandausgleich auf Rohdecke<br />
Bituminierte Spanplatte, "Torfoleumplatte" (Torfplatte mit Bitumen<br />
gebunden) oder Bitumenkorkplatte,vollflächige Verklebung mit Parkett<br />
Estrich auf Rohdecke<br />
Bitumenfilz oder Bitumenkorkfilz,vollflächige Verklebung mit Parkett<br />
Estrich auf Rohdecke<br />
vollflächige Verklebung mit Parkett ohne Ausgleichsschicht<br />
Ab den 1950er Jahren wurden die Klebstoffe auf Teerbasis insbesondere bei<br />
dem zu dieser Zeit aufkommenden Mosaikparkett nach und nach durch die<br />
noch heute üblichen Klebstoffe auf Polymerbasis ersetzt. Grund für die<br />
Umstellung waren technische Probleme beim Verlegen. Bei Stabparkett<br />
(Schiffsboden, Fischgrät oder Würfelgerade) dauerte die Umstellung auf<br />
Kunstharz-Klebstoffe länger, da hier das Verlegen mit Teerklebstoffen aus<br />
technischer Sicht unproblematisch war.<br />
In der DIN 281 wurden die Teerklebstoffe ab Dezember 1973 nicht mehr<br />
erwähnt. Seit Mitte der 1970er Jahre wurden Teerklebstoffe in Deutschland<br />
nicht mehr produziert und mussten für diese Zwecke aus dem Ausland importiert<br />
werden. Für Stabparkett wurden Klebstoffe auf Teerbasis vereinzelt<br />
noch bis spät in die 1970er Jahre eingesetzt. Bis etwa 1981 konnten jedoch<br />
auch in Bitumenklebern noch bedeutsame Teerbestandteile enthalten sein.<br />
Nach 1981 spielte die Verwendung von Bitumenklebern in Westdeutschand<br />
technisch so gut wie keine Rolle mehr. Seitdem wurden hier – von Ausnahmen<br />
abgesehen – nur noch Klebstoffe auf Kunststoffbasis eingesetzt.<br />
5.3.1.1.2 Gefährdungsbeurteilung<br />
Teerhaltige Bauprodukte wie Parkettklebstoffe oder teerhaltiger Gussasphalt<br />
sind an ihrer schwarzen Farbe und dem unangenehmen Teergeruch zu erkennen.<br />
Eine definitive Aussage, ob ein Produkt Teerbestandteile (PAK) in<br />
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