Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
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Formaldehyd<br />
Bei Spanplatten, die vor dem In-Kraft-Treten<br />
der Gefahrstoffverordnung am 1.10.1986 in<br />
Verkehr gebracht wurden, ist auch heute noch<br />
mit bedeutsamen Formaldehyd-Emissionen zu<br />
rechnen. Doch selbst eine E1-Klassifizierung<br />
(max. 0,1 ppm Formaldehyd, s. o.) schützt<br />
nicht in jedem Fall vor unzumutbar hohen Formaldehyd-Konzentrationen<br />
im Innenraum.<br />
Dies gilt vor allem dann, wenn Platten mit formaldehydhaltigen<br />
HF-Leimen (s. o.) in großem<br />
Umfang für den Innenausbau verwendet wurden.<br />
Platten, die nach dem o. g. Datum hergestellt<br />
und eingebaut wurden, sollten gemäß der<br />
gesetzlichen Anforderung E1-Qualität besitzen.<br />
Teilweise wurden aber auch noch nach 1986<br />
Platten im Innenraum eingebaut, die mehr als<br />
0,1 ppm Formaldehyd emittierten.<br />
5.2.6.2.6 Ausbau oder Belassen der Holzwerkstoffe?<br />
Die Entscheidung, ob formaldehydhaltige<br />
Holzwerkstoffe ausgebaut oder belassen werden,<br />
ist abhängig von der jeweiligen Fragestellung<br />
und kann sich an folgenden Fallbeispielen<br />
orientieren:<br />
1. Im Zuge einer Modernisierungsmaßnahme<br />
sollen die Holzwerkstoffe ohnehin entfernt<br />
werden<br />
Steht bereits fest, dass im Zuge einer Modernisierungsmaßnahme<br />
Holzwerkstoffe ausgebaut<br />
werden, ist die Höhe des Formaldehydgehalts<br />
der Platten ohne Belang. Eine Analyse ist nicht<br />
erforderlich. Die Holzwerkstoffe können ohne<br />
besondere Schutzmaßnahmen ausgebaut und<br />
wie Hausmüll entsorgt werden. Eine Verbrennung<br />
im Hausbrand ist nicht zulässig.<br />
2. Es soll geklärt werden, ob eine Belastungssituation<br />
vorliegt<br />
Befinden sich in der Wohnung ältere Holzwerkstoffe,<br />
kann mit einer Raumluftmessung<br />
festgestellt werden, ob eine Formaldehyd-<br />
Belastung vorliegt. Dies kann in Eigenregie<br />
mit einem Sammler erfolgen, oder es wird ein<br />
Labor mit einer exakten Messung beauftragt<br />
(siehe Kasten „Messen von Formaldehyd“).<br />
Messen von Formaldehyd<br />
Die Materialanalyse ermöglicht eine Aussage zur Formaldehydhaltigkeit<br />
eines Holzwerkstoffs.<br />
Die Frage, ob eine Formaldehydbelastung in der Wohnung<br />
vorliegt, lässt sich nur mit einer Raumluftmessung<br />
prüfen.<br />
Zur orientierenden Messung (eingeschränkte Genauigkeit)<br />
bietet die Fa. Dräger/Lübeck das Plakettensystem „Bio<br />
Check F“ an. Der Sammler ist besonders für Nichtfachleute<br />
konzipiert und kann in jeder Apotheke für ca. 25 Euro<br />
bestellt werden. Das Testgerät wird etwa zwei Stunden der<br />
zu untersuchenden Raumluft ausgesetzt. Danach kann die<br />
Konzentration von Formaldehyd in der Raumluft direkt<br />
durch farbliche Veränderung einer Membran und Vergleich<br />
mit dem Farb-Check eines beigefügten Teststreifens<br />
abgelesen werden.<br />
Für eine exakte („gerichtsfeste“) Formaldehyd-Messung<br />
der Raumluft gemäß VDI-Richtlinie 4300 Blatt 1 muss ein<br />
auf Innenraum-Messungen spezialisiertes Labor beauftragt<br />
werden.<br />
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