Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
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gesundheitsschädlicher Menge enthält, ist jedoch durch den Sinneseindruck nicht möglich. Das<br />
Material muss daher immer einer Analyse unterzogen werden. Damit wird geklärt<br />
ob es sich um ein Teerprodukt handelt, und wenn ja,<br />
wie hoch der PAK-Gehalt und der Gehalt der Leitsubstanz BaP ist.<br />
Ist das verdächtige Material teerhaltig, so gilt zunächst, dass das bloße Vorhanden sein eines<br />
PAK-haltigen Bauproduktes nicht zwangsläufig eine Gesundheitsgefahr bedeutet. Vielmehr muss<br />
im Einzelfall geprüft werden, wie das teerhaltige Material verbaut ist und ob mit einer relevanten<br />
PAK-Exposition der Wohnungsnutzenden zu rechnen ist. Die Gefährdungsbeurteilung und<br />
die Feststellung des Erfordernisses von Minderungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen erfolgt durch<br />
einen Sachverständigen auf Grundlage der „Hinweise für die Bewertung und Maßnahmen zur<br />
Verminderung der PAK-Belastung durch Parkettböden mit Teerklebstoffen in Gebäuden (PAK-<br />
Hinweise)“.<br />
Eine PAK-Belastung aus Teerklebstoffen kann auf zwei Wegen entstehen: Zum einen können<br />
PAK in flüchtiger Form aus dem Klebstoff in die Raumluft ausgasen und sich dort an Staubteilchen<br />
anlagern. Zum anderen können im Laufe der Nutzung des Bodens feine Partikel des Klebers<br />
auf die Parkettoberfläche gelangen, die sich dann mit dem Staub auf dem Parkettboden vermischen.<br />
PAK können über die Atemluft, die Nahrung oder durch Hautkontakt aufgenommen werden. Auf<br />
dem Boden spielende Kinder können PAK-belasteten Bodenstaub zudem über den Mund aufnehmen.<br />
Sie sind daher besonders gefährdet.<br />
Maßgebend für die PAK-Belastung durch Teerklebstoffe ist daher vor allem der Zustand des Parkettbodens<br />
sowie der Zustand und der PAK-Gehalt des darunter liegenden Klebstoffs. Anzeichen<br />
für eine erhöhte PAK-Belastung können offene Fugen, lose Parkettbestandteile und versprödete<br />
Klebstoffe sein.<br />
Zur Gefährdungsbeurteilung von PAK-haltigen Parkettklebern und um festzustellen, ob Minderungs-<br />
bzw. Sanierungsmaßnahmen notwendig sind, hat die Konferenz der für Städtebau, Bauund<br />
Wohnungswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder (ARGEBAU) die „Hinweise<br />
für die Bewertung und Maßnahmen zur Verminderung der PAK-Belastung durch Parkettböden<br />
mit Teerklebstoffen in Gebäuden (PAK-Hinweise)“ erarbeitet (Fassung: April 2000). Es<br />
handelt sich dabei um einen <strong>Leitfaden</strong> für Gebäudeeigentümer und -nutzende sowie Baufachleute<br />
zu den Fragen, wie das Auftreten von PAK bei Parkettböden mit Teerklebstoffen in Gebäuden<br />
gesundheitlich zu bewerten ist, wie Maßnahmen zur Verminderung der PAK-Belastung durchgeführt<br />
werden können, welche Schutzmaßnahmen dabei beachtet werden müssen und wie die<br />
Abfälle und das Abwasser zu entsorgen sind. Die Vorgehensweise ist im Ablaufschema dargestellt<br />
(Tab. 5.3.1.1.2-1).<br />
In einem ersten Schritt ist zu prüfen, ob der fragliche Parkettklebstoff schwarz bzw. dunkel<br />
gefärbt ist. Diese Inaugenscheinnahme und auch die Entnahme einer Materialprobe zur Analyse<br />
kann in Eigenregie erfolgen. Je nach Parkettzustand wird die Klebstoffprobe durch eine Bohrung<br />
oder nach Entfernen eines Stabes am Rande des Parketts entnommen. Es reicht eine etwa bohnengroße<br />
Menge, die in Alu-Folie oder ein Filmdöschen verpackt an ein Umweltlabor oder ein<br />
Chemisches Untersuchungsamt geschickt wird. Dem Labor sollte mitgeteilt werden, dass die<br />
Probe der Gefährdungsbeurteilung gemäß „PAK-Hinweisen“ dient und daher die genaue Konzentration<br />
der Leitsubstanz BaP (quantitative Analyse) benötigt wird. Es gibt nämlich verschiedene<br />
Analysemethoden für PAK, die z. T. nur eine Aussage darüber erlauben, ob es sich um einen<br />
Teerkleber handelt oder nicht (qualitative Analyse).<br />
Wird im Ergebnis der Analyse festgestellt, dass der BaP-Gehalt unter 10 mg BaP/kg Klebstoff<br />
beträgt, kann die Verwendung eines Teerklebstoffs ausgeschlossen werden.<br />
Bei BaP-Gehalten über 10 mg BaP/kg Klebstoff (bezogen auf den reinen Klebstoff) sollte der<br />
Parkettzustand in die weitere Beurteilung einbezogen werden. Denn dieses Analyseergebnis<br />
bedeutet nicht automatisch, dass ein Gesundheitsrisko besteht. Vielmehr muss als Nächstes<br />
geprüft werden, ob mit einem relevanten Eintritt von PAK in den Wohnraum zu rechnen ist.<br />
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