Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
Leitfaden Gesundheitsbewußt modernisieren - Siegwart, Michael
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5.4.1.1 Gesundheitsrelevante Schadenspunkte an<br />
Heizungsanlagen<br />
1. Undichtigkeiten können zum einen die Verbrennung<br />
negativ beeinflussen und so zu schlechteren Abgaswerten<br />
führen. Zum anderen können gesundheitsschädliche<br />
Abgase in die umgebenden Räume entweichen.<br />
2. Undichtigkeiten sind zum Teil erkennbar an der Verfärbung<br />
von Kaminen. Das Entweichen geruch- und<br />
farbloser Abgase lässt sich jedoch nur über Messungen<br />
nachweisen (Hinweis: Der zuständige Schornsteinfeger<br />
prüft den ordnungsgemäßen Zustand im<br />
Rahmen seiner Routineuntersuchungen und kann<br />
frühzeitig auf Schäden aufmerksam machen). Die<br />
Schadensursachen können vielfältig sein. Häufig entstehen<br />
Schäden an Kaminen bei dem Anschluss neuer<br />
Heizsysteme an alte Kaminzüge durch nunmehr falsch<br />
dimensionierte Abgasrohrquerschnitte (siehe Kasten).<br />
3. An Heizungsanlagen (Feuerstätten, Abgassysteme,<br />
Rohrleitungen und andere Wärme- und Warmwassererzeuger)<br />
wurden bis in die 1980er Jahre, je nach<br />
Hersteller und Kesseltyp, an verschiedenen Stellen<br />
asbesthaltige Bauteile verwendet.<br />
Dabei handelt es sich z. B. um:<br />
Asbestscheiben zwischen Kesselgliedern, Flanschen,<br />
Wartungskappen, Schiebern und Abdichtungen zwischen<br />
Verbindungsstücken und Schornsteinen<br />
Asbestschnüre zwischen Kesselgliedern, Schiebern,<br />
Feuerungs- und Wartungsklappen<br />
Asbestpappen zwischen Kessel, Fußboden und<br />
Abdichtungen zwischen Verbindungsstücken und<br />
Schornsteinen<br />
Kitte (Anwendungsbereich ähnlich wie Asbestschnüre)<br />
Stampfmassen zur Wärmedämmung im Feuerungsraum<br />
Stopfmassen zur Abdichtung von Elektrokabeln im<br />
Bereich von Wanddurchbrüchen durch die feuerbeständige<br />
Heizraumwand bzw. -decke sowie zur<br />
Abdichtung sonstiger Durchbrüche<br />
4. Zum Brandschutz/Hitzeschutz wurden vor gefährdeten<br />
Bauteilen (Holz) asbesthaltige Pappen oder Platten<br />
befestigt.<br />
5. Zur Dämmung wurde gefahrstoffrechtlich eingestufte<br />
„alte“ Mineralwolle eingebaut, siehe Mineralwolle<br />
unter Dächern, Abschn. 5.2.9.2.<br />
Undichtigkeiten und Versottungen von Schornsteinen<br />
Im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen werden in aller Regel auch die Heizungsanlagen<br />
erneuert. Alte Heizkessel werden dabei durch Niedertemperaturkessel oder Brennwertkessel ersetzt.<br />
Bei einem Kesselaustausch sollte in jedem Fall auch eine Überprüfung des Schornsteins vorgenommen<br />
werden. Dabei ist auf Risse in der Schornsteinwand zu achten und zu prüfen, ob der Schornstein<br />
für den Betrieb der neuen Heizanlage geeignet ist. Die Feuerungsanlagen moderner Heizkessel<br />
werden mit geringerem Luftüberschuss betrieben. Der Abgasmassenstrom ist verringert und die<br />
Abgase enthalten deutlich höhere Kohlendioxidgehalte. Neben Kohlendioxid treten Kohlenmonoxid,<br />
Schwefeloxide und Stickstoffoxide im Abgasstrom auf. Der Schornstein muss eine ausreichende Dichtigkeit<br />
aufweisen, damit keine Verbrennungsabgase in angrenzende Innenräume eindringen können<br />
(vgl. Abschn. 3.1, Tab. 3.1: Innenraumluft-Richtwerte).<br />
Darüber hinaus können sich Bauschäden ergeben, die mit den niedrigen Abgastemperaturen von<br />
modernen Feuerungseinrichtungen in Zusammenhang stehen. Ist der Schornsteinquerschnitt zu groß,<br />
kühlen die Abgase auf dem Weg nach außen zu stark ab. Es kondensiert Feuchtigkeit auf der<br />
Schornsteininnenwand. Aufgrund der guten Wasserlöslichkeit von Schwefeloxiden und Stickoxiden<br />
können sich aggressive Säuren bilden, die nicht nur den Schornstein, sondern auch in den Schornstein<br />
einführende Abgasrohre oder die Feuerungseinrichtung beschädigen können. Bei Säureschäden<br />
am Mauerwerk eines Schornsteins spricht man von Versottung. Im Innenraum können braune<br />
Verfärbungen an der Schornsteinwand sichtbar werden. Außerdem können Geruchsbildungen auftreten.<br />
Um vorhandene Altschäden im Rahmen einer Modernisierungsmaßnahme beheben zu können und<br />
das Auftreten neuer Schäden nach der Erneuerung der Heizanlage zu vermeiden, sollte frühzeitig<br />
in der Planungsphase eine Überprüfung durch einen Bezirksschornsteinfegermeister/eine Bezirksschornsteinfegermeisterin<br />
erfolgen.<br />
94