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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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Entsprechend <strong>der</strong> gesellschaftlichen Vielfalt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen,<br />

religiösen, sozialen <strong>und</strong> politischen<br />

H<strong>in</strong>tergründen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> anzutreffen.<br />

Die grössten <strong>und</strong> sichtbarsten Gruppen<br />

s<strong>in</strong>d die Türken <strong>und</strong> Kurden. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

kle<strong>in</strong>ere Volksgruppen wie Assyrer-<br />

Suryoye, Armenier, Tscherkessen, Lazen,<br />

Araber, Jesiden, Zaza (die letzten beiden<br />

werden oft zur Gruppe <strong>der</strong> Kurden gezählt).<br />

In religiöser H<strong>in</strong>sicht verstehen sich<br />

die meisten Personen als sunnitische Muslime.<br />

Türkische <strong>und</strong> vor allem kurdische<br />

Aleviten s<strong>in</strong>d zudem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz relativ<br />

zahlreich vertreten. Die Assyrer-Suryoye<br />

<strong>und</strong> die Armenier gehören mehrheitlich<br />

christlich-orthodoxen Kirchen an.<br />

Ethnische Grenzen s<strong>in</strong>d jedoch nicht als<br />

stabil anzusehen, son<strong>der</strong>n sie unterliegen<br />

gesellschaftlichem Wandel. Je nach<br />

Kontext o<strong>der</strong> Interesse schreiben sich Individuen<br />

an<strong>der</strong>e ethnische Identitäten zu.<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>selben Familie die<br />

Personen unterschiedlich zugehörig verstehen<br />

können. Beispielsweise def<strong>in</strong>iert sich<br />

die Mutter als Kurd<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Vater als Türke,<br />

die Tochter als kurdische Alevit<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Sohn als Kurde <strong>und</strong> Schweizer. Identitäten<br />

s<strong>in</strong>d facettenreich <strong>und</strong> wandelbar. So kann<br />

e<strong>in</strong>e Person gleichzeitig e<strong>in</strong>e Zaza, e<strong>in</strong>e<br />

Kurd<strong>in</strong>, sunnitische Muslim<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e türkische<br />

Staatsbürger<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Schweizer<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

noch weiteres mehr se<strong>in</strong>. Je nach Situation<br />

wird diese Person vielleicht die e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Facette ihrer Identität verstärkt hervorheben<br />

(Ammann 2001).<br />

104<br />

Im Folgenden wird e<strong>in</strong>e Auswahl religiöser,<br />

sozialer, kultureller <strong>und</strong> politischer Gruppen<br />

<strong>und</strong> ihrer Ausdrucks- <strong>und</strong> Organisationsformen<br />

vorgestellt, um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> diese Vielfalt zu eröffnen. Dabei gilt es<br />

anzumerken, dass sich kulturelle, soziale<br />

<strong>und</strong> politische Elemente <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

oftmals vermischen.<br />

6.1 Religiöse Ausdrucks­<br />

<strong>und</strong> Organisationsformen<br />

Muslime <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

Gemäss <strong>der</strong> Volkszählung von 2000 leben<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz über 310 000 Muslime.<br />

Von diesen stammen ca. 20 % <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> (Beyeler <strong>und</strong> Suter 2008). Wie<br />

Abbildung 22 verdeutlicht, s<strong>in</strong>d <strong>Migranten</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz – zum<strong>in</strong>dest<br />

auf dem Papier – mehrheitlich muslimisch.<br />

Über 75 % <strong>der</strong> Personen mit e<strong>in</strong>er türkischen<br />

Staatsbürgerschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

gaben im Jahre 2000 an, muslimisch zu<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Muslime leben heute vor allem <strong>in</strong> städtisch<br />

geprägten Kantonen <strong>und</strong> bilden nach den<br />

Landeskirchen die drittgrösste Religionsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz. Im Vergleich zu<br />

an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d Muslime<br />

eher spät <strong>in</strong> die Schweiz e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>t.<br />

In den 1960er-Jahren wurde durch<br />

den Bau <strong>der</strong> ersten Moschee ihre Präsenz <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schweiz zum ersten Mal richtig sichtbar<br />

(Beyeler <strong>und</strong> Suter 2008).<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Muslime <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

gehört <strong>der</strong> sunnitischen Glaubensrichtung<br />

an. Die Sunniten machen mit etwa 800

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