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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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laut dem Koran <strong>der</strong> Schaden des Alkohols<br />

grösser ist als se<strong>in</strong> Nutzen, ist muslimischen<br />

Personen dessen Genuss vorenthalten.<br />

Die Frage <strong>der</strong> Verschleierung bzw. des<br />

Kopftuchs wird im Koran wenig explizit<br />

formuliert, sodass die entsprechenden<br />

Textstellen unterschiedlich <strong>aus</strong>gelegt werden<br />

können. In verschiedenen muslimischen<br />

Regionen ist die vollständige Verhüllung<br />

<strong>der</strong> Frauen vorgeschrieben, während<br />

dies <strong>in</strong> an<strong>der</strong>n Län<strong>der</strong>n eher unüblich ist.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann das Kopftuch bei<br />

Muslim<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>erseits als religiöses, aber<br />

auch als kulturelles Merkmal angesehen<br />

werden (Widmer <strong>und</strong> Strebel 2008) (vgl.<br />

auch Kapitel 6.3 <strong>und</strong> 2.3).<br />

Die Ausübung <strong>der</strong> Religion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

ist sehr <strong>in</strong>dividuell geprägt. Die muslimische<br />

Religion wird von den Gläubigen sehr<br />

unterschiedlich gelebt, was e<strong>in</strong>e Generalisierung<br />

erschwert (Widmer <strong>und</strong> Strebel<br />

2008). Gr<strong>und</strong>sätzlich geht man davon <strong>aus</strong>,<br />

dass Personen <strong>der</strong> ersten Generation die<br />

Religion eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise wie im<br />

Herkunftsland <strong>aus</strong>üben <strong>und</strong> jene <strong>der</strong> zweiten<br />

<strong>und</strong> dritten Generation die Religion mit<br />

weniger Bezug zum Herkunftsland leben.<br />

Für e<strong>in</strong>e Mehrheit <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> sche<strong>in</strong>t zum Beispiel die religiöse<br />

Praxis – an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Glaube – ke<strong>in</strong>e<br />

grosse Bedeutung zu haben (Widmer <strong>und</strong><br />

Strebel 2008). Gemäss Umfragen betet<br />

e<strong>in</strong> Drittel aller Muslime <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz nie<br />

<strong>aus</strong>serhalb von Gottesdiensten bzw. sie beten<br />

ähnlich oft (o<strong>der</strong> selten) wie Christen.<br />

Bei Muslimen, welche sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anstellungsverhältnis<br />

bef<strong>in</strong>den, fallen durchschnittlich<br />

zwei o<strong>der</strong> drei <strong>der</strong> fünf Gebete<br />

an e<strong>in</strong>em Arbeitstag auf die übliche Arbeitszeit.<br />

Es hängt jeweils vom Arbeitgeber<br />

ab, ob sie die Gebete durchführen können<br />

o<strong>der</strong> nicht. Das Freitagsgebet wird meist<br />

über Mittag abgehalten <strong>und</strong> wird <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> <strong>der</strong> Moschee durchgeführt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> grossen Distanzen<br />

zur nächsten Moschee, die sich oft <strong>in</strong> eher<br />

abgelegenen Industriezentren bef<strong>in</strong>det, ist<br />

<strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>er solchen jedoch nicht immer<br />

möglich (Widmer <strong>und</strong> Strebel 2008).<br />

Der Ramadan sche<strong>in</strong>t die wichtigste religiöse<br />

Praxis <strong>in</strong> westlichen Län<strong>der</strong>n darzustellen<br />

<strong>und</strong> ist die am stärksten e<strong>in</strong>gehaltene<br />

Glaubenspflicht im Ausland (Widmer <strong>und</strong><br />

Strebel 2008). Die e<strong>in</strong>malige Pilgerreise<br />

nach Mekka wird, wie im Koran vermerkt,<br />

nicht als obligatorisch angesehen, son<strong>der</strong>n<br />

wird nur erwartet, wenn man wirtschaftlich<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich dazu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist.<br />

Was die Armensteuer betrifft, so bezahlen<br />

im Ausland viele Muslime diese als freiwillige<br />

Abgabe an ihren <strong>Migranten</strong>vere<strong>in</strong><br />

(Widmer <strong>und</strong> Strebel 2008).<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Punkt ist die Möglichkeit,<br />

nach den religiösen Riten bestattet zu werden.<br />

«Das Spezielle an <strong>der</strong> Bestattung nach<br />

islamischen Vorschriften s<strong>in</strong>d folgende vier<br />

verb<strong>in</strong>dlichen Aspekte: ke<strong>in</strong>e Kremation,<br />

die Ausrichtung des Grabes <strong>in</strong> Richtung<br />

Mekka, die räumliche Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> Gräber <strong>und</strong> das Verbot <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong><strong>aus</strong>grabung»<br />

(Widmer <strong>und</strong> Strebel 2008).<br />

Die Möglichkeiten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz gemäss<br />

diesen Vorschriften begraben zu werden,<br />

s<strong>in</strong>d nach wie vor beschränkt. Schätzungs-<br />

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