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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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junktur entsprechend – e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

können (Mahn<strong>in</strong>g, Piguet 2003).<br />

Die Arbeiter <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> beabsichtigten,<br />

für e<strong>in</strong>ige Jahre die Heimat zu verlassen<br />

<strong>und</strong> im Ausland genug Geld zu verdienen,<br />

um zurückkehren <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

e<strong>in</strong>e neue Existenz aufbauen zu können.<br />

Oft fand dieser Migrationsprozess <strong>in</strong> zwei<br />

Schritten statt: Erstens ist hier die B<strong>in</strong>nenmigration<br />

vom Land <strong>in</strong> die grossen Städte<br />

(z.B. Izmir, Istanbul) zu nennen, zweitens die<br />

Wan<strong>der</strong>ung <strong>aus</strong> den Städten nach Europa<br />

(vgl. Kapitel 2.5). Vor allem ökonomische<br />

Überlegungen waren für die Migration <strong>in</strong><br />

die Schweiz entscheidend. Informationen<br />

diesbezüglich erhielten die migrationswilligen<br />

Personen von bereits <strong>aus</strong>gewan<strong>der</strong>ten<br />

Verwandten <strong>und</strong> Bekannten, die oft nur die<br />

positiven ökonomischen Aspekte betonten<br />

<strong>und</strong> mit materiellem Reichtum bee<strong>in</strong>druckten.<br />

Die <strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> stiessen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz zwar auf gute Verdienstmöglichkeiten,<br />

das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde,<br />

die erlebte Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> die kulturellen<br />

Unterschiede, die sie erwarteten,<br />

wurden jedoch als problematisch angesehen<br />

(Evrensel 1984).<br />

Während e<strong>in</strong> 1961 geschlossenes Arbeitsabkommen<br />

den Migrationsfluss zwischen<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> steuerte, verfolgte<br />

die Schweiz seit den frühen 1960er-<br />

Jahren e<strong>in</strong>e restriktivere Auslän<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Zulassungspolitik.<br />

Dies galt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für<br />

Zuwan<strong>der</strong>er <strong>aus</strong> nicht christlichen Kulturen.<br />

Die sprachlichen, kulturellen <strong>und</strong> religiösen<br />

Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Schweiz <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> wurden allgeme<strong>in</strong> als schwer<br />

überw<strong>in</strong>dbar angesehen. Da zwischen <strong>der</strong><br />

38<br />

Schweiz <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> trotz Protests <strong>der</strong><br />

schweizerischen Arbeitgeberverbände <strong>und</strong><br />

diplomatischer Bemühungen <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

zunächst ke<strong>in</strong> Arbeitsabkommen zustande<br />

kam, versuchten viele <strong>der</strong> Arbeitssuchenden<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>, als Touristen o<strong>der</strong> später<br />

als Praktikanten <strong>in</strong> die Schweiz e<strong>in</strong>zureisen.<br />

Der Aufenthalt <strong>und</strong> die Erwerbstätigkeit<br />

waren demnach für Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

nur unter Umgehung des geltenden<br />

Rechts möglich, sodass viele sich illegal im<br />

Land aufhielten. Solange e<strong>in</strong> Arbeitskräftebedarf<br />

für die Schweizer Wirtschaft bestand,<br />

wurden diese Personen jedoch nicht<br />

selten als billige Arbeitskräfte e<strong>in</strong>gestellt<br />

<strong>und</strong> von den Behörden toleriert, <strong>und</strong> das,<br />

obwohl 1964 die Grenzkontrollen <strong>in</strong>tensiviert<br />

wurden <strong>und</strong> offiziell e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>reisestopp<br />

für Saisonarbeiter <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> herrschte<br />

(Tezgören 2008).<br />

1969 schloss die Schweiz mit <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> e<strong>in</strong><br />

Abkommen über die soziale Sicherheit <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz arbeitenden <strong>und</strong> lebenden<br />

Personen mit türkischer Staatsbürgerschaft<br />

ab, das <strong>in</strong> den folgenden Jahren durch e<strong>in</strong><br />

Verwaltungsabkommen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Nachtrag<br />

erweitert wurde. In diesem wurde die<br />

«Gleichbehandlung türkischer Arbeitnehmer»<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz festgelegt (Sancar-<br />

Flückiger 1995).<br />

Mitte <strong>der</strong> 1970er-Jahre kam es <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Ölkrise zu e<strong>in</strong>er wirtschaftlichen<br />

Rezession, die e<strong>in</strong>en massiven<br />

Stellenabbau nach sich zog, <strong>der</strong> vor<br />

allem auf die <strong>aus</strong>ländischen Arbeitskräfte<br />

übertragen wurde. Jahresaufenthaltsbewilligungen<br />

wurden entzogen o<strong>der</strong> nicht<br />

erneuert, sodass sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>aus</strong>-

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