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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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den, dass die Gr<strong>und</strong>sätze des laizistischen<br />

türkischen Staates auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

angewendet werden. Das heisst beispielsweise,<br />

dass <strong>der</strong> Imam öffentlich o<strong>der</strong> beim<br />

Freitagsgebet ke<strong>in</strong>e Stellung zu politischen<br />

Fragen nimmt.<br />

Die TISS koord<strong>in</strong>iert die Anwesenheit <strong>der</strong><br />

Imame, die jeweils für die Dauer von vier<br />

Jahren <strong>in</strong> die Schweiz gesandt werden,<br />

<strong>und</strong> schickt sie zu den e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>en.<br />

Diese Situation ist für die lokalen Muslime<br />

nicht immer befriedigend, da die Imame,<br />

die somit nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz aufgewachsen<br />

s<strong>in</strong>d, bis anh<strong>in</strong> meist ke<strong>in</strong>e Landessprache<br />

beherrschen <strong>und</strong> den lokalen<br />

Kontext bzw. die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen für<br />

Muslime <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz nicht genügend<br />

kennen. Seit Inkrafttreten des neuen Auslän<strong>der</strong>gesetzes<br />

am 1. Januar 2008 müssen<br />

religiöse Betreuungspersonen aller Glaubens<strong>geme<strong>in</strong>schaften</strong><br />

zusätzlich zu den<br />

bisherigen arbeitsmarktlichen Kriterien die<br />

am Arbeitsort gesprochene Landessprache<br />

auf Niveau B1 GER beherrschen. Ist diese<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung nicht erfüllt, so kann das<br />

Gesuch nur bewilligt werden, wenn im<br />

Kanton e<strong>in</strong>e Integrationsvere<strong>in</strong>barung abgeschlossen<br />

wird (Art. 7 <strong>der</strong> Verordnung<br />

über die Integration von Auslän<strong>der</strong><strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>n [VIntA]).<br />

Die TISS stellt zudem e<strong>in</strong>en Bestattungsfonds<br />

zur Verfügung. Wenn e<strong>in</strong>e muslimische<br />

Person <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

stirbt, so werden die Angehörigen dar<strong>in</strong><br />

unterstützt, dass <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Verstorbene<br />

<strong>in</strong> die <strong>Türkei</strong> gebracht <strong>und</strong> dort begraben<br />

werden kann. Die gesamten Kosten werden<br />

dabei von <strong>der</strong> Stiftung übernommen.<br />

110<br />

Jährlich bezahlen die Familien zu diesem<br />

Zweck 63 Franken e<strong>in</strong>. Aktuell s<strong>in</strong>d es<br />

knapp 8500 Familien, die jedes Jahr <strong>in</strong> diesen<br />

Fonds e<strong>in</strong>bezahlen. Dies macht über<br />

30 000 Personen, welche vom Fonds Gebrauch<br />

machen können.<br />

Aleviten <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

Die Aleviten verstehen das Alevitentum<br />

oft als e<strong>in</strong>e eigenständige, vom Islam unabhängige<br />

Religion. Aleviten werden <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schweiz jedoch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er offiziellen<br />

Statistik als Bevölkerungsgruppe erfasst.<br />

Es muss davon <strong>aus</strong>gegangen werden, dass<br />

Aleviten bei den Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schweiz überproportional (zwischen 30<br />

<strong>und</strong> 40 %) vertreten s<strong>in</strong>d. Dies wird damit<br />

begründet, dass die Arbeitsmigranten vor<br />

allem <strong>aus</strong> den (ost-)anatolischen Prov<strong>in</strong>zen<br />

kamen, <strong>in</strong> denen es viele Aleviten gibt. Die<br />

Aleviten s<strong>in</strong>d vermutlich auch unter <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge überproportional<br />

vertreten, da sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> zu e<strong>in</strong>er diskrim<strong>in</strong>ierten<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit gehören, zudem<br />

häufig kurdischer Herkunft <strong>und</strong> z.T. Mitglie<strong>der</strong><br />

von l<strong>in</strong>ken Parteien s<strong>in</strong>d, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> mehrheitlich verboten wurden. Es<br />

leben schätzungsweise 30 000 bis 40 000<br />

Aleviten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz, davon e<strong>in</strong> Grossteil<br />

im Schweizer Mittelland (Kantone Basel-<br />

Stadt <strong>und</strong> Basel-Landschaft, Aargau <strong>und</strong><br />

Zürich) (Beyeler <strong>und</strong> Suter 2008). Sie machen<br />

statistisch gesehen schätzungsweise<br />

ca. 23 % <strong>der</strong> Muslime <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>aus</strong><br />

(Widmer <strong>und</strong> Strebel 2008).<br />

Die Aleviten waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>und</strong> auch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diaspora</strong> lange Zeit bemüht, ihre<br />

religiöse Zugehörigkeit zu verbergen <strong>und</strong><br />

nicht als spezielle Gruppe aufzufallen.

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