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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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E<strong>in</strong> wichtiger Punkt im Umgang mit Traditionen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Generation<br />

s<strong>in</strong>d Partnerwahl <strong>und</strong> Heiratsverhalten.<br />

Konflikte mit den Eltern s<strong>in</strong>d oft auf diese<br />

Problematik zurückzuführen. Beispielsweise<br />

favorisieren die Eltern jemanden<br />

<strong>aus</strong> dem eigenen persönlichen Umkreis als<br />

Partner für ihr K<strong>in</strong>d. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> h<strong>in</strong>gegen<br />

wollen <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> frei wählen können.<br />

Im Falle e<strong>in</strong>er sogenannten arrangierten<br />

Heirat ist dieser Konflikt beson<strong>der</strong>s gross.<br />

Dabei wird traditionellerweise jemand <strong>aus</strong><br />

dem weiteren Familienkreis <strong>aus</strong>gewählt<br />

<strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>em Familienmitglied <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> die E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> die Schweiz<br />

ermöglicht, o<strong>der</strong> es s<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>anzielle <strong>und</strong><br />

verwandtschaftliche Überlegungen massgebend.<br />

Gemäss den befragten Fachpersonen<br />

scheitert bei arrangierten Hochzeiten,<br />

bei denen Männer <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> nachgezogen<br />

werden, e<strong>in</strong>e Ehe nicht selten, weil<br />

sich die Männer den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz aufgewachsenen<br />

Ehefrauen unterlegen fühlen<br />

(mangelnde Sprachkenntnisse, Schwierigkeiten,<br />

Arbeit zu f<strong>in</strong>den, etc.), was zu e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äusseren Rollenkonflikt<br />

führen kann.<br />

Hier muss darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden,<br />

dass die befragten Fachpersonen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

von arrangierten Ehen sprachen.<br />

E<strong>in</strong>e arrangierte Ehe ist jedoch nur schwer<br />

von Zwangsheirat zu unterscheiden, da<br />

die Grenzen hier fliessend s<strong>in</strong>d. Es ist anzumerken,<br />

dass Zwangsheirat <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

übersteigerter Ehrbegriff mehrheitlich bei<br />

wenig gebildeten Personen <strong>und</strong> Familien<br />

<strong>aus</strong> ländlichen Herkunftsgegenden mit<br />

stark patriarchalen Strukturen vorkommen,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufnahmegesellschaft e<strong>in</strong>er tie-<br />

fen sozialen Schicht angehören <strong>und</strong> wenig<br />

Perspektiven zu Partizipation <strong>und</strong> sozialem<br />

Aufstieg haben (Toprak 2005). Bei den<br />

erzwungenen <strong>und</strong> arrangierten Heiraten<br />

handelt es sich nicht um e<strong>in</strong> frauenspezifisches<br />

Phänomen, da auch Knaben <strong>und</strong><br />

Männer davon betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Der Bericht des B<strong>und</strong>esrates zu Zwangsheiraten<br />

zeigt auf, dass es bis anh<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

verlässlichen Zahlen zu erzwungenen o<strong>der</strong><br />

arrangierten Heiraten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz gibt<br />

(BSV 2008b). Die e<strong>in</strong>zige Studie <strong>der</strong> Organisation<br />

SURGIR, die versucht hat, dieses<br />

Phänomen statistisch zu erfassen, geht von<br />

ca. 17 000 Zwangsehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>aus</strong>.<br />

Es wird angenommen, dass erzwungene<br />

<strong>und</strong> arrangierte Heiraten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

v.a. <strong>Migranten</strong> betreffen, jedoch we<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>em spezifischen Kulturkreis noch e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Religion zugeschrieben werden<br />

können. Betroffen se<strong>in</strong> können z.B. Tamilen,<br />

Assyrer-Suryoye, Kosovaren, Juden,<br />

Türken <strong>und</strong> Kurden.<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en zeichnet sich gemäss den<br />

Fachpersonen bei den Eltern <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

bezüglich <strong>der</strong> Partnerwahl ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

aber e<strong>in</strong>e Öffnung ab. Das Bewusstse<strong>in</strong>,<br />

dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> frei wählen wollen, ist gestiegen.<br />

Die meisten Eltern akzeptieren<br />

auch jemanden mit an<strong>der</strong>em kulturellen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, auch wenn sie sich vielleicht<br />

wünschen, dass ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Partner <strong>der</strong><br />

eigenen Herkunftskultur wählt, um <strong>der</strong>en<br />

Fortbestehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diaspora</strong> zu sichern.<br />

Persönliche Erfahrung<br />

«Die Familien versuchen zu steuern, dass<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> türkisch o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest musli-<br />

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