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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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l<strong>in</strong>ken Bewegungen wurden <strong>in</strong>haftiert (Van<br />

Gent 2008).<br />

Die 1970er-Jahre waren geprägt von e<strong>in</strong>er<br />

Serie kurzlebiger Koalitionen <strong>und</strong> von<br />

häufigen Regierungswechseln zwischen<br />

verschiedenen Parteien, die das politische<br />

System lähmten. Zudem fand e<strong>in</strong>e wachsende<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>und</strong> Radikalisierung<br />

zwischen l<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> rechten Gruppen<br />

statt, die sich <strong>in</strong> Strassenkämpfen <strong>und</strong><br />

landesweiter Gewalt zeigten (Akkaya et al.<br />

1998).<br />

Im Jahre 1980 drohte <strong>der</strong> Staatsbankrott.<br />

Es gab ke<strong>in</strong> Erdöl mehr, ke<strong>in</strong>e Mediz<strong>in</strong>,<br />

ke<strong>in</strong>e Rohstoffe, <strong>und</strong> die landeseigene Industrie<br />

lag brach. 1980 stürzten die türkischen<br />

Generäle zum dritten Mal <strong>in</strong>nerhalb<br />

von 20 Jahren die Regierung, was zu e<strong>in</strong>er<br />

dreijährigen Militärregierung mit e<strong>in</strong>er<br />

Reihe repressiver Massnahmen führte. Die<br />

neue Verfassung von 1982 schränkte die<br />

Gr<strong>und</strong>rechte <strong>der</strong> Bürger stark e<strong>in</strong>. Man<br />

geht davon <strong>aus</strong>, dass 650 000 Personen<br />

festgenommen <strong>und</strong> mehrheitlich gefoltert<br />

wurden, ca. 100 000 Personen wegen ihrer<br />

politischen Me<strong>in</strong>ung vor Gericht kamen<br />

<strong>und</strong> T<strong>aus</strong>ende <strong>in</strong>s Ausland flüchten mussten<br />

(Van Gent 2008).<br />

Die Jahre nach 1983 wurden entscheidend<br />

durch den Staatsmann Turgut Özal geprägt.<br />

Er verhalf <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> zu e<strong>in</strong>em ökonomischen<br />

Wachstum <strong>und</strong> zum Anschluss<br />

an den Weltmarkt (Akkaya et al. 1998).<br />

Die 1990er­Jahre <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kurdenkonflikt<br />

Die 1990er-Jahre waren durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stabile<br />

<strong>in</strong>nenpolitische Lage, e<strong>in</strong>e schwierige<br />

Menschen- <strong>und</strong> Bürgerrechtssituation sowie<br />

e<strong>in</strong>e negative wirtschaftliche Bilanz<br />

geprägt. 16 Stützungsversuche des Internationalen<br />

Währungsfonds, die seit 1960<br />

unternommen worden waren, konnten<br />

den sich 2001 abzeichnenden Staatsbankrott<br />

kaum mehr aufhalten. Die Existenz<br />

e<strong>in</strong>es «Tiefen Staates» (e<strong>in</strong>es Staates im<br />

Staate, <strong>in</strong> dem die Verflechtung von Sicherheitskräften,<br />

Politik, Justiz, Verwaltung<br />

<strong>und</strong> organisiertem Verbrechen angenommen<br />

wird) wurde immer offensichtlicher.<br />

Die Eliten hatten e<strong>in</strong>en «parallelen Beutestaat»<br />

aufgebaut, <strong>und</strong> die Stützungsgel<strong>der</strong><br />

wurden jahrelang entwendet (Moser <strong>und</strong><br />

Weith mann 2008).<br />

1978 wurde die Arbeiterpartei Kurdistans<br />

(PKK), ursprünglich als marxistisch-len<strong>in</strong>istische<br />

Organisation, gegründet. 1984 nahm<br />

die PKK unter dem Führer Abdullah Öcalan<br />

den bewaffneten Kampf gegen die staatliche<br />

Armee auf. Der Krieg zwischen <strong>der</strong><br />

PKK <strong>und</strong> türkischen Sicherheitskräften im<br />

Südosten <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> erreichte se<strong>in</strong>en Höhepunkt<br />

<strong>in</strong> den 1990er-Jahren (Moser <strong>und</strong><br />

Weithmann 2008).<br />

Die PKK hatte zum Ziel, die mehrheitlich<br />

von Kurden bewohnten Gebiete <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

von <strong>der</strong> «Imperialmacht <strong>Türkei</strong>» zu befreien<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en unabhängigen kurdischen<br />

Staat auf dem Boden <strong>der</strong> von Kurden bewohnten<br />

Gebiete <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>, des Nordiraks,<br />

Syriens <strong>und</strong> Irans zu gründen. Die genaue<br />

Opferzahl dieses Krieges ist nicht bekannt.<br />

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