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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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«gurbetçı» (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde lebend) gesehen,<br />

die e<strong>in</strong>en starken Wunsch haben, wie<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

die <strong>Türkei</strong> zurückzukehren. Zum Teil wird<br />

diesen <strong>Migranten</strong> auch vorgeworfen, dass<br />

sie dem Ruf <strong>der</strong> Türken schaden <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

falsches Bild abgeben, da es vor allem unqualifizierte,<br />

ungebildete, mittellose Bauern<br />

<strong>aus</strong> Anatolien waren, die <strong>aus</strong>gewan<strong>der</strong>t<br />

s<strong>in</strong>d. An<strong>der</strong>erseits werden sie auch<br />

«almancı» genannt. Dieser Begriff drückt<br />

<strong>aus</strong>, dass sie zu Deutschen geworden s<strong>in</strong>d,<br />

die Schwe<strong>in</strong>efleisch essen, reich s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

ihre türkische Identität verlieren (Kaya <strong>und</strong><br />

Kentel 2005). Diese Vorurteile <strong>und</strong> Stereotypisierungen<br />

erschweren es den <strong>Migranten</strong>,<br />

als Personen mit multiplen Identitäten<br />

akzeptiert <strong>und</strong> wahrgenommen zu werden<br />

<strong>und</strong> sich ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Kontexten bewegen zu können.<br />

6.4 Fragen des Zusammenlebens:<br />

Konflikte <strong>und</strong> Dialog<br />

Bei <strong>der</strong> Arbeit mit Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

o<strong>der</strong> mit ihren Vere<strong>in</strong>en ist es wichtig, sich<br />

bestehen<strong>der</strong> Konflikte bewusst zu se<strong>in</strong>, wie<br />

sie zum Teil <strong>in</strong> den vorangegangenen Kapiteln<br />

dargestellt wurden. Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Flüchtl<strong>in</strong>ge – nehmen<br />

oft schwierige persönliche Geschichten<br />

wie auch Konflikte mit <strong>in</strong> das neue<br />

Aufnahmeland. Dieser persönliche H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

wird meist bewusst o<strong>der</strong> unbewusst<br />

an die nächsten Generationen weitergegeben.<br />

Vielfach s<strong>in</strong>d diese Personen gezwungen,<br />

mit ihren unbearbeiteten Konflikten<br />

<strong>und</strong> Traumata weiterzuleben. Zudem bee<strong>in</strong>flussen<br />

aktuelle Ereignisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

das Bef<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Migranten</strong>. Basierend<br />

128<br />

auf diesen verschiedenen H<strong>in</strong>tergründen<br />

<strong>und</strong> Geschichten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zugehörigkeit zu<br />

unterschiedlichen politischen, kulturellen,<br />

ethnischen o<strong>der</strong> religiösen Gruppen, s<strong>in</strong>d<br />

unter den Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> Konfliktl<strong>in</strong>ien<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz vorhanden. Dies<br />

hatte e<strong>in</strong>e starke Segregation unter diesen<br />

Menschen zur Folge. Die Vere<strong>in</strong>slandschaft<br />

ist dementsprechend stark zersplittert. Zum<br />

Teil gibt es Fe<strong>in</strong>dseligkeiten zwischen den<br />

Vere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> kaum Zusammenarbeit o<strong>der</strong><br />

Zusammenschlüsse. Es gilt hier jedoch zu<br />

bemerken, dass dies gemäss den Fachpersonen<br />

nicht nur bei den Vere<strong>in</strong>en von<br />

<strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> zu beobachten<br />

ist, son<strong>der</strong>n beispielsweise auch bei italienischen<br />

Vere<strong>in</strong>en.<br />

Bis anh<strong>in</strong> gibt es kaum erfolgreiche Initiativen,<br />

um die Zusammenarbeit zwischen<br />

Personen mit unterschiedlichen H<strong>in</strong>tergründen<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> bzw. mit entsprechenden<br />

Vere<strong>in</strong>en zu för<strong>der</strong>n.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den Behörden<br />

<strong>und</strong> den religiösen <strong>und</strong> politischen<br />

Vere<strong>in</strong>en ist manchmal ebenfalls von Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen<br />

geprägt. Für die Muslime<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> stellt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz oftmals<br />

die Frage nach ihrer eigenen Identität<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht islamischen Gesellschaft. Es<br />

s<strong>in</strong>d ganz unterschiedliche Reaktionen zu<br />

beobachten, welche von e<strong>in</strong>er Loslösung<br />

von <strong>der</strong> heimatlichen Tradition bis h<strong>in</strong> zur<br />

fanatischen Ablehnung <strong>der</strong> westlichen<br />

Gesellschaft <strong>aus</strong> religiösen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Gründen reichen. So s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Europa ganz<br />

unterschiedliche muslimische Gruppen <strong>und</strong><br />

Bewegungen entstanden, die nicht selten<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> konkurrieren o<strong>der</strong> im Streit

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