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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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3.1 Migrationswellen<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1960er-Jahre bis <strong>in</strong>s Jahr<br />

1996 stieg <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> ständig <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz wohnhaften Bevölkerung mit türkischer<br />

Staatsbürgerschaft stark an <strong>und</strong><br />

erreichte 1996 mit 84 790 Personen se<strong>in</strong>en<br />

Höhepunkt. Ende 2007 lebten 75 382<br />

Personen mit türkischer Staatsbürgerschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz (BFS, PETRA) <strong>und</strong> gemäss<br />

Schätzungen ca. 45 000 e<strong>in</strong>gebürgerte<br />

Personen. So geht man heute von etwa<br />

120 000 Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>aus</strong>.<br />

Gemäss den befragten Fachpersonen gibt<br />

es vier verschiedene Wellen, welche die<br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgeschichte von Personen<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> die Schweiz beschreiben.<br />

Die erste E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungswelle begann<br />

Mitte <strong>der</strong> 1960er-Jahre, dauerte bis<br />

1980 <strong>und</strong> bestand fast <strong>aus</strong>schliesslich <strong>aus</strong><br />

Arbeitsmigranten. In e<strong>in</strong>er zweiten Welle<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> waren<br />

es vor allem Gewerkschafter, Studierende<br />

<strong>und</strong> Personen l<strong>in</strong>ker Gruppierungen, die<br />

nach dem Staatsstreich vom 12. September<br />

1980 flohen <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz um Asyl ersuchten.<br />

Mit e<strong>in</strong>er dritten E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungswelle<br />

kamen v.a. Kurden <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>, die<br />

sich <strong>in</strong> den 1990er-Jahren mit e<strong>in</strong>er militärischen<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung zwischen <strong>der</strong><br />

PKK <strong>und</strong> <strong>der</strong> türkischen Armee konfrontiert<br />

sahen. Diese Gruppe war sehr heterogen;<br />

es waren sowohl Bauern als auch Aktivisten<br />

<strong>und</strong> Intellektuelle mit kurdischem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />

welche <strong>in</strong> die Schweiz e<strong>in</strong>reisten.<br />

E<strong>in</strong>e vierte Welle <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> bezeichnet die momentane Situa-<br />

36<br />

tion, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familiennachzug <strong>und</strong> Nachzug<br />

von Ehepartnern <strong>der</strong> ersten, zweiten <strong>und</strong><br />

dritten Generation im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen.<br />

Der ersten E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungswelle lagen<br />

ökonomische Motive zugr<strong>und</strong>e (vgl. Kapitel<br />

2.3 <strong>und</strong> 2.5). Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1960er-<br />

Jahre wurden gut <strong>aus</strong>gebildete Fachkräfte<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> angeworben, ab Mitte <strong>der</strong><br />

1960er­Jahre vor allem unqualifizierte Arbeitnehmende.<br />

Den Boden hierfür bereitete e<strong>in</strong>e grosse Arbeitskräftenachfrage<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz sowie<br />

die Konkurrenz durch Deutschland, das<br />

attraktivere Nie<strong>der</strong>lassungsverträge anbot,<br />

womit die primären Quellen des <strong>aus</strong>ländischen<br />

Arbeiterzustroms <strong>aus</strong> Italien für die<br />

Schweiz zu versiegen begannen. Schweizer<br />

Arbeitgeber sahen sich folglich <strong>in</strong> Spanien,<br />

Portugal, Jugoslawien, Griechenland<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> nach neuen Arbeitskräften<br />

um. In dieser Phase des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs, von <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

bis Anfang <strong>der</strong> 1960er-Jahre, verfolgte<br />

die Schweiz e<strong>in</strong>e liberale, wirtschaftlich<br />

orientierte Zulassungspraxis gegenüber<br />

<strong>aus</strong>ländischen Arbeitnehmenden, die auf<br />

e<strong>in</strong>em Rotationspr<strong>in</strong>zip basierte. Die <strong>aus</strong>ländischen<br />

Arbeitskräfte verteilten sich auf<br />

Personen mit Saisonnierstatus <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Aufenthalts- <strong>und</strong> Arbeitserlaubnis für maximal<br />

neun Monate, solche mit e<strong>in</strong>er erneuerbaren<br />

Jahresaufenthaltsbewilligung<br />

(B-Bewilligung) <strong>und</strong> solche mit e<strong>in</strong>er Nie<strong>der</strong>lassungsbewilligung<br />

(C-Bewilligung).<br />

E<strong>in</strong>e explizite Migrations- o<strong>der</strong> Integrationspolitik<br />

fehlte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz. Ausländische<br />

Arbeitnehmende sollten so flexibel<br />

wie möglich – den Bedürfnissen <strong>der</strong> Kon-

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