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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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Heimatsprachen<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel 2.4 erwähnt, gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl verschiedener Bevölkerungsgruppen<br />

<strong>und</strong> somit auch Sprachen.<br />

Für viele kulturelle/ethnische Gruppen<br />

spielt die heimatliche Sprache gerade deshalb<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Rolle, weil sie im Zuge<br />

<strong>der</strong> Nationalisierungsbewegung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> verboten o<strong>der</strong> unterdrückt wurde<br />

(vgl. Kapitel 2.2). Aus diesem Gr<strong>und</strong> besitzen<br />

e<strong>in</strong>ige Sprachen – wie das Kurdische,<br />

Aramäische o<strong>der</strong> Armenische – e<strong>in</strong>e stark<br />

identitätsstiftende Wirkung. Sie werden<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diaspora</strong> gezielt geför<strong>der</strong>t<br />

<strong>und</strong> an die Folgegenerationen weitergegeben,<br />

um sie am Leben zu erhalten.<br />

Die Verkehrssprache ist jedoch auch für die<br />

genannten Gruppen oft Türkisch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Landessprache.<br />

Von den 83 312 Personen mit türkischer<br />

Staatsbürgerschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz geben<br />

bei <strong>der</strong> Volkszählung 2000 48 % Türkisch<br />

als ihre Hauptsprache an. Die Hauptsprache<br />

wird def<strong>in</strong>iert als diejenige Sprache,<br />

die man am besten spricht <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> man<br />

denkt. Den 9 % <strong>der</strong> Kategorie «An<strong>der</strong>e<br />

Sprachen» s<strong>in</strong>d alle an<strong>der</strong>en Herkunftssprachen<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> zugeordnet, was<br />

somit ke<strong>in</strong>e detaillierten Aussagen zulässt.<br />

Damit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz lebende K<strong>in</strong><strong>der</strong> von<br />

<strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> Herkunftssprache<br />

<strong>und</strong> Herkunftskultur ihrer Eltern kennen<br />

lernen können, werden Kurse für «Heimatliche<br />

Sprache <strong>und</strong> Kultur» (HSK) angeboten.<br />

Es gibt unter den von den Kantonen<br />

anerkannten Kursen solche, die von <strong>der</strong><br />

türkischen Botschaft o<strong>der</strong> den Konsulaten,<br />

<strong>und</strong> solche, die von nicht staatlichen<br />

64<br />

Trägerschaften (z.B. kurdischer o<strong>der</strong> Assyrer-Suryoye-Vere<strong>in</strong>e),<br />

angeboten werden.<br />

Daneben gibt es auch HSK-Kurse von Trägerschaften,<br />

die (noch) nicht anerkannt<br />

s<strong>in</strong>d (Beispiel Volksschulamt Zürich 1 ). Im<br />

Falle <strong>der</strong> türkischen Sprache werden die<br />

von <strong>der</strong> Botschaft <strong>und</strong> den Konsulaten<br />

angebotenen HSK-Lehrpersonen vom türkischen<br />

Staat bezahlt <strong>und</strong> für vier Jahre<br />

engagiert. Es s<strong>in</strong>d aktuell ca. 45 Lehrpersonen,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Schweiz tätig s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> an verschiedenen Orten unterrichten.<br />

Die Teilnahme an HSK-Kursen ist freiwillig.<br />

In den HSK-Kursen vermitteln die heimatsprachlichen<br />

Lehrpersonen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

die heimatliche Kultur <strong>und</strong> Sprache sowie<br />

gr<strong>und</strong>legende Verhaltensregeln. Sie s<strong>in</strong>d<br />

auch potenzielle Vertrauenspersonen für<br />

die Eltern.<br />

Die E<strong>in</strong>stellungen gegenüber HSK-Kursen<br />

s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich. Gemäss den befragten<br />

Fachpersonen können die Lehrpersonen<br />

solcher HSK-Kurse potenziell e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Vermittlungsfunktion zwischen<br />

Schweizer Lehrpersonen, Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

darstellen <strong>und</strong> sollten deshalb stärker<br />

<strong>in</strong> die Regelschule e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> von<br />

Schweizer Seite her unterstützt werden.<br />

Dieses Vermittlungspotenzial hängt stark<br />

von <strong>der</strong> betreffenden Lehrperson, <strong>der</strong>en<br />

Wissen über den schweizerischen Kontext<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Fähigkeiten, <strong>in</strong>terkulturell zu<br />

vermitteln, ab. Die Erziehungsdirektorenkonferenz<br />

rät diesbezüglich, «die Kurse<br />

HSK <strong>in</strong> <strong>der</strong> obligatorischen Schule zuzulassen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> diese zu <strong>in</strong>tegrieren sowie die<br />

1 Volksschulamt Kanton Zürich. www.volksschulamt.<br />

zh.ch/site/<strong>in</strong>dex.php?userid=gast&lang=d&page_<br />

id=1870&template=23&page_zaehler=1988&elements

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