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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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dem politischen Kampf <strong>der</strong> Eltern identifizieren<br />

können o<strong>der</strong> dies auf e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Art tun. Es gibt aber auch Jugendliche, die<br />

ihre kulturelle Identität hier entdecken <strong>und</strong><br />

sich politischen Gruppierungen zuwenden,<br />

auch wenn die Eltern sich schon längst<br />

nicht mehr engagieren o<strong>der</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

sogar von herkunftsbezogenen politischen<br />

Aktivitäten schützen wollten.<br />

Persönliche Erfahrung<br />

«Der erste Konflikt ist ja wahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

dass wir, die von <strong>der</strong> ersten Generation<br />

kommen, an<strong>der</strong>e Erlebnisse haben. Und<br />

die Generation, die hier geboren wurde,<br />

hat das durch uns mitbekommen, aber<br />

selbst erlebt haben sie es nicht. Das ist ja<br />

auch e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Schwierigkeiten. Wenn man<br />

so <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land mit se<strong>in</strong>em Sohn o<strong>der</strong><br />

se<strong>in</strong>er Tochter aufwächst <strong>und</strong> ihm o<strong>der</strong> ihr<br />

erzählt, «bei mir zu H<strong>aus</strong>e war me<strong>in</strong>e Sprache<br />

verboten», das ist sehr schwierig für<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, dass sie das verstehen. Weil sie<br />

hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz erstens mal alle möglichen<br />

Sprachen sprechen <strong>und</strong> es vier vom<br />

Staat unterstützte Landessprachen gibt.»<br />

Fachperson Sozialarbeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Umgang mit Traditionen<br />

Gemäss den befragten Fachpersonen s<strong>in</strong>d<br />

bei den Folgegenerationen im Umgang mit<br />

Traditionen drei Kategorien von Verhalten<br />

<strong>aus</strong>zumachen: So gibt es junge Menschen,<br />

die kaum mehr etwas mit <strong>der</strong> Herkunftskultur<br />

<strong>der</strong> Eltern zu tun haben wollen <strong>und</strong><br />

sich als Schweizer sehen; dann gibt es solche,<br />

die sich <strong>in</strong> beiden Kulturen bewegen<br />

<strong>und</strong> beide pflegen, <strong>und</strong> schliesslich solche,<br />

die sich auf die Herkunftskultur <strong>der</strong> Eltern<br />

zurückbes<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> sich gegenüber den<br />

98<br />

Lebensweisen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz tendenziell<br />

eher verschliessen. In <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

gibt es Jugendliche, die es schaffen,<br />

die Traditionen <strong>und</strong> Werte ihrer Eltern <strong>und</strong><br />

diejenigen ihrer Schweizer Umgebung zusammenzubr<strong>in</strong>gen,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber auch<br />

solche, die Schwierigkeiten haben, nicht<br />

«zwischen den Welten» aufgerieben zu<br />

werden. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pubertät, e<strong>in</strong>er<br />

<strong>aus</strong>geprägten Identitätsf<strong>in</strong>dungsphase, ist<br />

die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Herkunftskultur<br />

<strong>der</strong> Eltern <strong>und</strong> <strong>der</strong> eigenen Umwelt<br />

sehr wichtig. Oftmals repräsentieren die<br />

von den Eltern überlieferten Traditionen<br />

für die Jugendlichen die Herkunftskultur,<br />

wodurch e<strong>in</strong> ziemlich e<strong>in</strong>geschränktes Bild<br />

entstehen kann.<br />

Kultur <strong>und</strong> Traditionen haben viel mit <strong>der</strong><br />

eigenen Identität zu tun, weshalb ihr Aufrechterhalten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diaspora</strong> für viele <strong>Migranten</strong><br />

<strong>der</strong> ersten Generation e<strong>in</strong> zentrales<br />

Anliegen ist. Der Prozess <strong>der</strong> Migration<br />

hat oft e<strong>in</strong>e verstärkende Wirkung auf den<br />

Umgang mit <strong>und</strong> das Praktizieren von Traditionen<br />

(z.B. bei <strong>der</strong> Religion). Laut den<br />

befragten Fachpersonen kann es vorkommen,<br />

dass Traditionen, die vor Jahrzehnten<br />

mitgenommen wurden, so konserviert<br />

wurden, dass sie <strong>in</strong>zwischen den heimatlichen<br />

Verhältnissen, die oft e<strong>in</strong>er grossen<br />

Dynamik <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em schnellen Wandel unterliegen,<br />

nicht mehr entsprechen.<br />

Für Volksgruppen wie die Kurden, Armenier,<br />

Assyrer-Suryoye ist es beson<strong>der</strong>s wichtig,<br />

dass gewisse Traditionen überleben<br />

<strong>und</strong> an die K<strong>in</strong><strong>der</strong> weitergegeben werden<br />

(vgl. Kapitel 6.2).

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