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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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Das folgende Kapitel beschreibt Tendenzen<br />

gewisser Aspekte <strong>der</strong> Lebensführung, die<br />

Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz aufweisen<br />

können. Der Fokus liegt dabei auf<br />

den eher traditionellen Lebensweisen <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>, womit nicht die ganze Bandbreite<br />

an möglichen Lebensweisen von Personen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz abgedeckt wird. Trotz<br />

notwendiger Verallgeme<strong>in</strong>erungen soll<br />

ke<strong>in</strong>e Kategorisierung o<strong>der</strong> P<strong>aus</strong>chalierung<br />

dieser Gruppe stattf<strong>in</strong>den, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die<br />

erwähnten Aspekte sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

als auch unter den Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz e<strong>in</strong>em Prozess ständiger<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Wandlung unterworfen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Netzwerke<br />

Für Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> spielt kollektives<br />

Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> oft e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Rolle. Insbeson<strong>der</strong>e unter Familienmitglie<strong>der</strong>n<br />

s<strong>in</strong>d Solidarität, Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit sehr<br />

stark <strong>aus</strong>geprägt <strong>und</strong> beziehen sich auf die<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> lebende Verwandtschaft <strong>und</strong><br />

– wenn vorhanden – auf die Dorfgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Diese Netzwerke, die sowohl Schutz<br />

<strong>und</strong> Unterstützung als auch sozialen Druck<br />

bedeuten können, s<strong>in</strong>d oft überlebenswichtig<br />

für <strong>Migranten</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vor<br />

<strong>der</strong> Migration <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Ankunft. Sie bieten<br />

Halt, Hilfe <strong>und</strong> Orientierung <strong>und</strong> bilden<br />

e<strong>in</strong>e Basis für den Aust<strong>aus</strong>ch von Informationen<br />

(Arbeitsmöglichkeiten, Unterkunft,<br />

Umgang mit Behörden usw.). Daneben<br />

s<strong>in</strong>d sie auch ökonomisch relevant: Bei<br />

Hochzeiten o<strong>der</strong> Beerdigungen kommen<br />

94<br />

die Verwandten auch f<strong>in</strong>anziell zu Hilfe <strong>und</strong><br />

bieten Unterstützung an.<br />

Primär entstehen diese Netzwerke über<br />

Verwandte, die Familie <strong>und</strong> die Dorf<strong>geme<strong>in</strong>schaften</strong>,<br />

sek<strong>und</strong>är über geme<strong>in</strong>same<br />

Interessen wie Sport, Religion, Politik o<strong>der</strong><br />

Kultur.<br />

Am schwierigsten ist es, Netzwerke über<br />

Beratungsstellen zu etablieren. Das Bedürfnis,<br />

sich zu <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> beraten zu<br />

lassen, wirkt als Vertrauensgr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong><br />

B<strong>in</strong>deglied zwischen Beratenden <strong>und</strong> Klientel<br />

nur schwach. Für Beratungsstellen ist<br />

es deshalb wichtig, Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

über an<strong>der</strong>e Netzwerke (Fre<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>und</strong> Verwandtschaft) zu erreichen <strong>und</strong> auf<br />

diesem Wege e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis zu<br />

schaffen.<br />

Kontakte zu Schweizern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei <strong>der</strong> ersten Generation stark vom sozioökonomischen<br />

Status <strong>und</strong> vom Bildungsstand<br />

e<strong>in</strong>er Person abhängig: Je höher<br />

dieser ist, desto wahrsche<strong>in</strong>licher ist e<strong>in</strong>e<br />

Öffnung <strong>der</strong> Netzwerke; je tiefer er ist,<br />

desto wahrsche<strong>in</strong>licher ist e<strong>in</strong> Kontaktnetz,<br />

das sich auf Personen <strong>der</strong> eigenen Herkunft<br />

o<strong>der</strong> solche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> bezieht.<br />

Netzwerke mit Schweizern etablieren<br />

sich vor allem über den Beruf, das Studium<br />

(Schule) <strong>und</strong> über sonstige Interessen <strong>und</strong><br />

Freizeitaktivitäten.<br />

Geschlechterbeziehungen /<br />

Rollenaufteilung<br />

Rollenaufteilung <strong>und</strong> Geschlechterbeziehungen<br />

hängen stark von <strong>der</strong> Herkunftsregion,<br />

<strong>der</strong> Religion, dem Bildungsstand,

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