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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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Dieser Anteil ist bei den Schweizer IV-Bezügern<br />

mit 75 % deutlich höher. Die Höhe<br />

<strong>der</strong> Renten hängt <strong>in</strong> zweiter L<strong>in</strong>ie vom E<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>aus</strong> e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit ab. Der<br />

M<strong>in</strong>destbetrag e<strong>in</strong>er vollen Hauptrente beträgt<br />

<strong>der</strong>zeit 1140 Franken (Art. 34 Abs. 2<br />

AHVG).<br />

Das Invaliditätsrisiko ist eng mit dem Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

verknüpft. Bildungsstand,<br />

Sprachkenntnisse <strong>und</strong> berufliche<br />

Qualifikation haben e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

E<strong>in</strong>fluss. Die berufliche Qualifikation bestimmt<br />

massgeblich, <strong>in</strong> welchen Bereichen<br />

<strong>Migranten</strong> arbeiten <strong>und</strong> welche Tätigkeiten<br />

sie <strong>aus</strong>üben können. Die hohe Zahl<br />

<strong>der</strong> IV-Bezüger bei den <strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> – <strong>und</strong> <strong>aus</strong> den Nachfolgestaaten Jugoslawiens<br />

– lässt sich teilweise darauf zurückführen,<br />

dass die <strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong> diesen<br />

Län<strong>der</strong>n sehr niedrig qualifizierte Arbeiten<br />

verrichten (BSV 2009). Wie an<strong>der</strong>e wenig<br />

qualifizierte Wan<strong>der</strong>arbeiter (Italiener, Spanier,<br />

Portugiesen usw.) beziehen <strong>Migranten</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> häufig Invalidenrenten<br />

<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es Unfalls o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Erkrankung<br />

<strong>der</strong> Knochen <strong>und</strong> Bewegungsorgane. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

liegt <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> für die sehr hohe Zahl<br />

von IV-Bezügern bei den <strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> hohen Inzidenz <strong>der</strong> psychischen<br />

Erkrankungen (BSV 2009). In e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen br<strong>in</strong>gen Syndrome, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

mit Gewalterfahrungen im Herkunftsland<br />

zusammenhängen, e<strong>in</strong> erhöhtes Invaliditätsrisiko<br />

mit sich. Je schmerzhafter die<br />

vor <strong>der</strong> Migration gemachten Erfahrungen<br />

s<strong>in</strong>d, desto grösser ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

dass bei den <strong>Migranten</strong> psychische<br />

Probleme auftreten (Gilgen et al. 2003).<br />

Persönliche Erfahrung<br />

«Nach zehn Jahren treten – ich würde sagen<br />

bei drei Vierteln – Probleme auf, die<br />

damit zusammenhängen, dass die Betroffenen<br />

zwischen zwei Stühlen sitzen, dass<br />

sie <strong>Migranten</strong> s<strong>in</strong>d. Am häufigsten stelle<br />

ich Probleme <strong>der</strong> Nicht<strong>in</strong>tegration fest:<br />

E<strong>in</strong>samkeit <strong>und</strong> psychische Probleme.<br />

Doch haben viele von Anfang an Rückenbeschwerden.<br />

Es gibt e<strong>in</strong> Unternehmen,<br />

das diese Arbeitskräfte e<strong>in</strong>gestellt <strong>und</strong> von<br />

ihnen profitiert hat, <strong>und</strong> viele dieser Leute<br />

s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> IV gelandet. (…) Es gibt Fälle<br />

von Agoraphobie <strong>und</strong> Panikattacken bei<br />

Personen, die im Gefängnis waren. Daneben<br />

zeigen sich weitere Beschwerden wie<br />

Schlaflosigkeit, Nervosität usw.»<br />

Fachperson Sozialarbeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Was die Alters- <strong>und</strong> H<strong>in</strong>terlassenenversicherung<br />

betrifft, beziehen 2009 r<strong>und</strong> 5 %<br />

<strong>der</strong> Personen mit türkischer Staatsbürgerschaft<br />

e<strong>in</strong>e Hauptrente (gegenüber 20 %<br />

bei den Schweizern). Dieser Unterschied<br />

erklärt sich vor allem durch die relativ junge<br />

Altersstruktur <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz lebenden<br />

Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>. E<strong>in</strong> grosser<br />

Unterschied besteht auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

durchschnittlichen Höhe <strong>der</strong> bezogenen<br />

AHV-Renten. Die Durchschnittsrente von<br />

Personen mit türkischer Staatsbürgerschaft<br />

(1101 Fr.) ist im Vergleich zur Durchschnittsrente<br />

<strong>der</strong> Schweizer (1795 Fr.) sehr<br />

niedrig. Somit liegt die durchschnittliche<br />

Hauptrente von Personen mit türkischer<br />

Staatsbürgerschaft unter <strong>der</strong> m<strong>in</strong>imalen<br />

Hauptrente, die 1140 Franken beträgt.<br />

Dieser Unterschied ergibt sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen, die für die Art <strong>der</strong> AHV-<br />

Renten (Voll- o<strong>der</strong> Teilrente) massgebend<br />

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