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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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Im Zusammenhang mit den Erwartungen,<br />

welche Personen mit türkischer Staatsbürgerschaft<br />

gegenüber den Ärzten <strong>und</strong><br />

dem Ges<strong>und</strong>heitssystem haben, heben<br />

die befragten Fachpersonen vor allem die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Kommunikation <strong>und</strong> die<br />

Berücksichtigung bestimmter traditioneller<br />

Kenntnisse hervor. Indem e<strong>in</strong>e dolmetschende<br />

Person beigezogen wird <strong>und</strong> verschiedene<br />

Ausdrücke verwendet werden,<br />

mit denen sich e<strong>in</strong> Übel umschreiben lässt<br />

(z.B. «<strong>der</strong> böse Blick»), kann dem Bedürfnis<br />

nach e<strong>in</strong>er besseren Kommunikation zwischen<br />

Arzt <strong>und</strong> Patient entsprochen werden.<br />

Medikamentenkonsum,<br />

Früherkennung <strong>und</strong> Prävention<br />

Die Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> konsumieren<br />

mehr Medikamente als die Schweizer:<br />

55 % <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong> 70 % <strong>der</strong> Frauen mit<br />

türkischer Staatsbürgerschaft geben an, <strong>in</strong><br />

den letzten sieben Tagen e<strong>in</strong> Medikament<br />

e<strong>in</strong>genommen zu haben. 37 % <strong>der</strong> Männer<br />

<strong>und</strong> 53 % <strong>der</strong> Frauen haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche<br />

vor <strong>der</strong> Umfrage Schmerzmittel benutzt.<br />

Auch ihr Schlaf- <strong>und</strong> Beruhigungsmittelkonsum<br />

ist sehr hoch (9 % <strong>der</strong> Männer,<br />

23 % <strong>der</strong> Frauen). E<strong>in</strong> höherer Medikamentenkonsum<br />

zeigt sich bei Personen, die Opfer<br />

von Repression o<strong>der</strong> Gewalt geworden<br />

s<strong>in</strong>d, die an körperlichen Beschwerden (v.a.<br />

Rückenprobleme <strong>und</strong> Probleme <strong>der</strong> Bewegungsorgane)<br />

leiden, die Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />

erlebt haben o<strong>der</strong> sich heimatlos fühlen<br />

(Gabad<strong>in</strong>ho et al. 2007). Der erhöhte<br />

Medikamentenkonsum ist auch darauf zurückzuführen,<br />

dass das Gefühl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>samkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden Unterstützung im<br />

Alltag stärker ist als im Herkunftsland, weil<br />

die vertraute Umgebung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

weniger präsent ist.<br />

Massnahmen zu Früherkennung <strong>und</strong> Prävention<br />

bestimmter Krankheiten werden<br />

von den <strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> häufiger<br />

genutzt als von den an<strong>der</strong>en befragten<br />

Auslän<strong>der</strong>n. Zwar liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Personen<br />

mit türkischer Staatsbürgerschaft,<br />

die den Cholester<strong>in</strong>spiegel haben messen<br />

lassen, unter dem Anteil bei den Schweizern,<br />

doch ist er im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Migranten</strong>gruppen relativ hoch. Auch<br />

Krebsabstriche am Gebärmutterhals s<strong>in</strong>d<br />

bei den Migrant<strong>in</strong>nen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> häufig.<br />

Was die Brustkrebsprävention betrifft, unterziehen<br />

sie sich häufiger e<strong>in</strong>er Brustuntersuchung<br />

als die Schweizer<strong>in</strong>nen. Dagegen<br />

s<strong>in</strong>d HIV-Tests bei den Frauen mit türkischer<br />

Staatsbürgerschaft weniger häufig als bei<br />

den Schweizer<strong>in</strong>nen, auch wenn <strong>der</strong> Anteil<br />

verglichen mit an<strong>der</strong>en Auslän<strong>der</strong>gruppen<br />

eher hoch ist. Beim Vergleich zwischen<br />

Männern mit türkischer Staatsbürgerschaft<br />

<strong>und</strong> Schweizer Männern lassen sich <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die HIV-Tests dieselben Tendenzen<br />

erkennen (Gabad<strong>in</strong>ho et al. 2007).<br />

Der Anteil <strong>der</strong> freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche<br />

bei den Migrant<strong>in</strong>nen <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> lässt <strong>in</strong> diesem Bereich auf e<strong>in</strong><br />

weniger <strong>aus</strong>geprägtes Präventionsverhalten<br />

schliessen. Im Kanton Waadt macht<br />

für den Zeitraum 1999–2002 die Anzahl<br />

<strong>der</strong> bei Frauen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> durchgeführten<br />

Schwangerschaftsabbrüche 17 % aller<br />

erfolgten Schwangerschaftsabbrüche <strong>aus</strong><br />

(Balthasar et al. 2004).<br />

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