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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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e<strong>in</strong>em Kebabimbiss o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Reisebüro<br />

selbstständig gemacht <strong>und</strong> sich ihre Arbeitsstelle<br />

selber geschaffen haben (vgl.<br />

Kapitel 5.3).<br />

Familiäre Beziehungen<br />

<strong>Migranten</strong> <strong>der</strong> ersten Generation haben die<br />

Tendenz, die Traditionen <strong>und</strong> Lebenswelten<br />

<strong>aus</strong> ihrem Heimatland weiterzuführen o<strong>der</strong><br />

gar noch <strong>in</strong>tensiver zu pflegen. Dies gilt<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für Angehörige von Volksgruppen,<br />

die im Herkunftsland nicht anerkannt<br />

wurden. In <strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten<br />

Generation gibt es Personen, die sich von<br />

<strong>der</strong> Herkunftskultur <strong>der</strong> Eltern vollständig<br />

abwenden, solche, die eigene Wertvorstellungen<br />

<strong>und</strong> Lebenspläne mit traditionellen<br />

Vorstellungen <strong>der</strong> Herkunftskultur <strong>der</strong> Eltern<br />

mischen, <strong>und</strong> solche, die sich stark –<br />

zum Teil stärker als die Eltern selbst – auf<br />

diese rückbes<strong>in</strong>nen.<br />

Der Umgang mit Traditionen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Herkunftskultur<br />

ist ferner abhängig vom Bildungsstand,<br />

von <strong>der</strong> Schichtzugehörigkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Herkunftsregion <strong>der</strong> Familien <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>. Personen <strong>aus</strong> ländlichen Regionen<br />

mit niedrigem Bildungsstand <strong>und</strong><br />

Unterschichtzugehörigkeit tendieren eher<br />

dazu, e<strong>in</strong> traditionelles Familienmodell zu<br />

vertreten, das patriarchal strukturiert <strong>und</strong><br />

nach Geschlecht <strong>und</strong> Alter hierarchisiert ist.<br />

In solchen Familien – vielleicht stärker als<br />

bei an<strong>der</strong>en Familien – ergeben sich aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> Lebenspläne<br />

<strong>und</strong> Wertvorstellungen von Eltern<br />

<strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zuweilen Generationenkonflikte.<br />

Dies kann dazu führen, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Art Doppelleben <strong>in</strong> verschiedenen<br />

kulturellen Welten führen.<br />

Die starken sozialen Netzwerke <strong>der</strong> <strong>Migranten</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> bieten e<strong>in</strong>erseits<br />

Sicher heit <strong>und</strong> Unterstützung für das Individuum,<br />

an<strong>der</strong>erseits können sie aber auch<br />

soziale Kontrolle <strong>und</strong> E<strong>in</strong>engung bedeuten.<br />

Gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Generation gibt es<br />

viele Personen, die <strong>aus</strong>schliesslich <strong>in</strong> Netzwerken<br />

ihrer Herkunftsnationalität verkehren<br />

<strong>und</strong> kaum Kontakte zu Schweizern<br />

pflegen. Ausschlaggebend für die Öffnung<br />

<strong>der</strong> Netzwerke ist auch hier wie<strong>der</strong>um<br />

<strong>der</strong> sozioökonomische Status e<strong>in</strong>er Person<br />

o<strong>der</strong> Familie. Je höher dieser ist, desto<br />

wahrsche<strong>in</strong>licher ist es, dass Netzwerke mit<br />

Schweizern <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Gruppen gepflegt<br />

werden. Allgeme<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong>e Tendenz zur<br />

Öffnung <strong>der</strong> Netzwerke von <strong>Migranten</strong> <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> über die Generationen h<strong>in</strong>weg<br />

festgestellt. So existieren auch immer mehr<br />

b<strong>in</strong>ationale Ehen (vgl. Kapitel 5.6).<br />

Religiöse, kulturelle, politische<br />

<strong>und</strong> soziale Aktivitäten<br />

In <strong>der</strong> Schweiz gibt es zahlreiche Vere<strong>in</strong>e<br />

<strong>und</strong> Organisationen, <strong>in</strong> welchen sich Personen<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> zusammenf<strong>in</strong>den, um<br />

sozialen, kulturellen, religiösen, politischen<br />

<strong>und</strong> sportlichen Aktivitäten nachzugehen.<br />

Die grösste Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Behörden<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweizer Gesellschaft ziehen – oft<br />

auch <strong>aus</strong> Angst vor f<strong>und</strong>amentalistischen<br />

Tendenzen – die religiösen muslimischen<br />

Organisationen auf sich. Diese können <strong>in</strong><br />

zwei Kategorien unterteilt werden: solche,<br />

die mit dem türkischen Staat arbeiten,<br />

<strong>und</strong> solche, die ihre Imame selbst stellen.<br />

Besucht werden die muslimischen Vere<strong>in</strong>e<br />

vor allem von <strong>Migranten</strong> <strong>der</strong> ersten Generation;<br />

für die zweite <strong>und</strong> dritte Gene-<br />

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