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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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Ängste o<strong>der</strong> Leiden <strong>aus</strong>drücken können<br />

<strong>und</strong> genau benennen. Und wenn du dann<br />

als Laie noch an<strong>der</strong>e Körperkonzepte hast,<br />

wie vermittelst du das dann? Du sagst vielleicht,<br />

dass dir heiss ist, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e übersetzt<br />

dies mit Fieber <strong>und</strong> dabei bist du e<strong>in</strong>fach<br />

überhitzt im symbolischen S<strong>in</strong>n, erregt<br />

<strong>und</strong> gestresst. Und <strong>der</strong> Arzt misst Fieber<br />

<strong>und</strong> sagt, ne<strong>in</strong>, Sie haben ke<strong>in</strong> Fieber. Da<br />

braucht es dann auch Schulung <strong>der</strong> Übersetzer.»<br />

Fachperson Sozialwissenschaften <strong>und</strong><br />

Recht<br />

Von den 37 119 <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Volkszählung<br />

im Jahr 2000 befragten Personen mit<br />

türkischer Staatsbürgerschaft gaben über<br />

70 % <strong>der</strong> 10- bis 19-Jährigen an, dass e<strong>in</strong>e<br />

Landessprache ihre Hauptsprache bildet.<br />

Die Angehörigen dieser Gruppe wurden<br />

häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz geboren o<strong>der</strong> haben<br />

das Schweizer Schulsystem durchlaufen.<br />

Je älter die Personen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> s<strong>in</strong>d,<br />

desto ger<strong>in</strong>ger ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen, die<br />

e<strong>in</strong>e Landessprache als ihre Hauptsprache<br />

bezeichnen. Bei den über 50-Jährigen s<strong>in</strong>d<br />

es nur noch etwas über 15 %.<br />

Des Weiteren fällt auf, dass <strong>der</strong> Prozentsatz<br />

<strong>der</strong> männlichen Befragten, die e<strong>in</strong>e Landessprache<br />

als Hauptsprache sprechen, bei<br />

allen Altersgruppen über demjenigen <strong>der</strong><br />

weiblichen Befragten liegt. Je älter die befragte<br />

Gruppe, desto grösser ist dieser Abstand.<br />

Das kann dadurch erklärt werden,<br />

dass die Männer <strong>der</strong> ersten Generation<br />

früher <strong>in</strong> die Schweiz gekommen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

durch ihre Arbeitstätigkeit stärker mit e<strong>in</strong>er<br />

Landessprache zu tun hatten als ihre nachgezogenen<br />

Frauen. Gemäss den befragten<br />

66<br />

Fachpersonen waren diese oft Mütter, die<br />

zu H<strong>aus</strong>e blieben <strong>und</strong> für den H<strong>aus</strong>halt <strong>und</strong><br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung zuständig waren. Sie<br />

verkehrten fast <strong>aus</strong>schliesslich <strong>in</strong> Kreisen<br />

mit <strong>der</strong>selben Herkunftskultur <strong>und</strong> kamen<br />

nicht oft <strong>in</strong> Kontakt mit Schweizern, <strong>und</strong><br />

wenn dies doch <strong>der</strong> Fall war, dann war<br />

ke<strong>in</strong>e grosse Kommunikation nötig o<strong>der</strong><br />

Mann <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> dienten als Dolmetschende.<br />

Kenntnisse <strong>der</strong> Landessprache<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten<br />

Generation<br />

Im Vergleich zur ersten Generation haben<br />

die Folgegenerationen die Möglichkeit, das<br />

Schweizer Schulsystem zu durchlaufen <strong>und</strong><br />

dort e<strong>in</strong>e Landessprache zu erlernen. Nicht<br />

selten kämpfen sie jedoch mit <strong>der</strong> Schwierigkeit,<br />

we<strong>der</strong> ihre Muttersprache noch<br />

e<strong>in</strong>e Landessprache korrekt sprechen o<strong>der</strong><br />

schreiben zu können.<br />

Die befragten Fachpersonen stellten fest,<br />

dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

kommen, aber ke<strong>in</strong>e Frühför<strong>der</strong>ung erhalten,<br />

meist nur Türkisch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Heimatsprache <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> sprechen<br />

können. Obwohl sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Sprache<br />

sehr schnell aneignen können, erfahren sie<br />

dadurch e<strong>in</strong>e zusätzliche Belastung. In <strong>der</strong><br />

Schule ist somit nicht nur <strong>der</strong> Unterricht<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landessprache e<strong>in</strong> Problem. Das<br />

mangelnde sprachliche Verständnis macht<br />

sich auch <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en Fächern<br />

bemerkbar: Der Inhalt, <strong>der</strong> über e<strong>in</strong>e Landessprache<br />

transportiert wird, wird nicht<br />

vollumfänglich verstanden. Dies führt zu<br />

e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Leistung <strong>und</strong> folglich<br />

zu schlechteren Bildungschancen sowie

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