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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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Tradition, die von den mystischen Orden<br />

geprägt wurde (vgl. Kapitel 2.4).<br />

Spezifische Themen bezüglich des Zusammenlebens<br />

mit Muslimen, welche die<br />

schweizerische Öffentlichkeit <strong>und</strong> Medienlandschaft<br />

bestimmen, s<strong>in</strong>d v.a. das Kopftuch<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bau von M<strong>in</strong>aretten.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n schien das Kopftuch ke<strong>in</strong>e<br />

grosse Polemik hervorzurufen, <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong><br />

schien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz diesbezüglich<br />

e<strong>in</strong>e tolerante Haltung vorzuherrschen. Ab<br />

1990 vermehrten sich kritische Stimmen<br />

zum Kopftuch <strong>der</strong> Muslim<strong>in</strong>nen. Es gab<br />

Fälle von Entlassungen o<strong>der</strong> Diskussionen<br />

r<strong>und</strong> um die Frage, ob e<strong>in</strong>e muslimische<br />

Frau e<strong>in</strong> Passfoto mit Kopftuch machen<br />

dürfe. Ungefähr seit dem Jahr 2000 sche<strong>in</strong>t<br />

das Kopftuch durch den E<strong>in</strong>fluss rechtsbürgerlicher<br />

Parteien <strong>und</strong> Organisationen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit mehr <strong>und</strong> mehr zu<br />

e<strong>in</strong>em Symbol <strong>der</strong> Bedrohung <strong>der</strong> westlichen/christlichen<br />

Zivilisation zu werden.<br />

Die schweizerischen Behörden nehmen –<br />

an<strong>der</strong>s als beispielsweise <strong>in</strong> Frankreich – oft<br />

e<strong>in</strong>e pragmatische Haltung e<strong>in</strong> bezüglich<br />

des Tragens e<strong>in</strong>es Kopftuches im öffentlichen<br />

Raum. Es werden von Geme<strong>in</strong>de zu<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>und</strong> Kanton zu Kanton unterschiedliche<br />

Lösungen <strong>aus</strong>gearbeitet (vgl.<br />

z.B. Leitfaden <strong>der</strong> Erziehungsdirektion des<br />

Kantons Bern, Juni 2009). In zwei Gr<strong>und</strong>satzentscheiden<br />

hat das B<strong>und</strong>esgericht zudem<br />

entschieden, dass die Verweigerung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>bürgerung alle<strong>in</strong> aufgr<strong>und</strong> des Tragens<br />

e<strong>in</strong>es Kopftuches verfassungswidrig<br />

<strong>und</strong> diskrim<strong>in</strong>ierend sei.<br />

Die Debatte r<strong>und</strong> um den Bau von M<strong>in</strong>aretten<br />

geht bis <strong>in</strong> die 1960er-Jahre zurück,<br />

als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Zürich e<strong>in</strong>e erste Moschee<br />

gebaut werden sollte. Auch nach 40 Jahren<br />

Präsenz im Quartier – mit M<strong>in</strong>arett – s<strong>in</strong>d<br />

ke<strong>in</strong>e grösseren Proteste o<strong>der</strong> Probleme<br />

entstanden. Viel Medienecho h<strong>in</strong>gegen<br />

erhielt 2005 <strong>der</strong> geplante Bau e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>aretts<br />

des türkischen Kulturvere<strong>in</strong>s Olten.<br />

Unterstützt von lokalen rechtsbürgerlichen<br />

Parteien wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung Wi<strong>der</strong>stand<br />

organisiert. Gründe schienen v.a. die<br />

Angst <strong>und</strong> Unsicherheit vor e<strong>in</strong>er «schleichenden<br />

Unterwan<strong>der</strong>ung durch den Islam»<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> «Tangierung von christlichen<br />

Werten» zu se<strong>in</strong>. Vor allem die Symbolhaftigkeit<br />

des M<strong>in</strong>aretts schien die Gegner zu<br />

mobilisieren, wie auch die Befürchtung,<br />

dass <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zu rechtsextremen<br />

Kreisen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> unterhält<br />

(Di Simone 2008).<br />

Persönliche Erfahrung<br />

«Heruntergezogen wird die türkische<br />

Community auch durch die Schweizer<br />

Angst vor dem Islam. Diese darf man nicht<br />

unterschätzen. Dabei s<strong>in</strong>d es nicht viele türkische<br />

Familien, die orthodox leben. Aber<br />

durch die Konzentration <strong>der</strong> Medien auf<br />

das Thema erhalten sie e<strong>in</strong>en hohen Beachtungsgrad.»<br />

Fachperson Arbeit <strong>und</strong> Bildung<br />

Zum Schluss gilt es anzumerken, dass <strong>Migranten</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> nicht nur im Aufnahmeland<br />

mit Abwehrreaktionen <strong>und</strong><br />

Misstrauen, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> ihrem Herkunftsland<br />

mit Stereotypisierungen konfrontiert<br />

s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> werden die<br />

eigenen <strong>Migranten</strong> <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>erseits als<br />

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