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Diaspora und Migranten gemeinschaften aus der Türkei in der ...

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frage, die Me<strong>in</strong>ungsfreiheit <strong>und</strong> die M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitenrechte<br />

(Commission of the European<br />

Communities 2008).<br />

Auch die Bevölkerung sche<strong>in</strong>t heute den<br />

Beitrittsprozess nicht mehr so überzeugt<br />

mitzutragen wie zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Verhandlungen.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> EU-Beitrittsbefürworter<br />

ist gemäss Me<strong>in</strong>ungsumfragen<br />

von über 70 % auf etwa 50 % gesunken.<br />

Verstärkt durch die Zunahme e<strong>in</strong>es türkischen<br />

Nationalismus <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e mangelhafte<br />

Informationspolitik, fühlen sich die Menschen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> immer öfter von Europa<br />

diskreditiert. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite stellen<br />

europäische Beitrittsgegner den Prozess<br />

aufgr<strong>und</strong> stabilitäts- <strong>und</strong> sicherheitspolitischer<br />

Überlegungen, unterschiedlicher soziokultureller<br />

Gesellschaftsordnungen o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Befürchtung e<strong>in</strong>er grösseren Welle türkischer<br />

Arbeitsmigranten <strong>in</strong> die EU <strong>in</strong>frage<br />

(Quantara.de, 19. Juli 2006).<br />

Die wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale<br />

Lage<br />

Die <strong>Türkei</strong> leidet, gemessen an westeuropäischen<br />

Standards, seit Jahren an e<strong>in</strong>er<br />

schweren Wirtschafts- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzkrise.<br />

Nach den Kriterien <strong>der</strong> Weltbank bef<strong>in</strong>det<br />

sich das Land auch heute noch, trotz phasenweise<br />

starken Wirtschaftswachstums,<br />

im Stadium e<strong>in</strong>es Entwicklungslandes.<br />

Vom Aufschwung <strong>der</strong> vergangenen Jahre<br />

konnte nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Bevölkerung profitieren.<br />

Die E<strong>in</strong>kommensunterschiede zwischen<br />

Arm <strong>und</strong> Reich sowie zwischen Ost<br />

<strong>und</strong> West s<strong>in</strong>d beträchtlich. Während sich<br />

im Westen mo<strong>der</strong>ne Industriezentren <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungsgesellschaft<br />

entwickelt haben, f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> Südost­<br />

anatolien z.T. noch immer Subsistenzwirtschaft<br />

<strong>und</strong> feudale Sozialstrukturen.<br />

E<strong>in</strong>er wohlhabenden bis sehr reichen<br />

Schicht von Privatisierungsgew<strong>in</strong>nern steht<br />

e<strong>in</strong>e wachsende Schicht von Mo<strong>der</strong>nisierungsverlierern<br />

gegenüber. Nach EU-Kriterien<br />

bewegt sich <strong>der</strong> überwiegende Teil <strong>der</strong><br />

Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> effektiv an o<strong>der</strong><br />

unter <strong>der</strong> Armutsgrenze. E<strong>in</strong> weiteres Problem<br />

ist zudem die Arbeitslosigkeit, die effektiv<br />

weit über den offiziellen 10 % liegt.<br />

Es s<strong>in</strong>d Menschen e<strong>in</strong>er ländlichen Unterschicht,<br />

die <strong>in</strong> die Städte gezogen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

sich dort mit prekären Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> hoher Beschäftigungslosigkeit konfrontiert<br />

sehen (Moser <strong>und</strong> Weithmann<br />

2008). Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> verbreiteten Begriffe<br />

«schwarze» <strong>und</strong> «weisse» Türken bezeichnen<br />

heute <strong>in</strong> prägnanter Weise die sozialen<br />

Gegensätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft. Der<br />

stereotype «weisse» Türke ist jung, sportlich<br />

<strong>und</strong> reich. Zur Kategorie <strong>der</strong> «schwarzen»<br />

Türken gehören die Arbeiter, welche<br />

zumeist <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z stammen <strong>und</strong> oft<br />

13 bis 14 St<strong>und</strong>en am Tag <strong>und</strong> meist ohne<br />

soziale Sicherung arbeitstätig s<strong>in</strong>d (Van<br />

Gent 2008).<br />

2.4 Kulturelle <strong>und</strong> religiöse<br />

Vielfalt<br />

Es existieren <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen <strong>Türkei</strong> verschiedene<br />

Religionen <strong>und</strong> Sprachen, welche<br />

e<strong>in</strong>e identitätsstiftende Bedeutung haben.<br />

Diese Vielfalt wurde lange Zeit kaschiert.<br />

Trotz politischer Strategien zur Assimilierung<br />

<strong>der</strong> nichttürkischen <strong>und</strong> nichtmuslimi-<br />

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