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„Beleidigungen" Konfliktregelung durch ... - Polizei Bayern

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150<br />

Arbeiten Christie's(99), in denen er Formen und<br />

Auswirkungen der strafrecht1ichen Konf1iktregelung<br />

kritisiert, wei1<br />

sie die Straftat nicht als Ausgangspunkt einer<br />

Konf1iktlösung versteht und behandelt, sondern<br />

als Endpunkt eines kriminellen Verhaltens;<br />

die Konf1iktbetei1 igten <strong>durch</strong> die Abgabe des<br />

Konflikts an Dritte, nicht direkt am Konflikt<br />

Beteiligte entmündigt und damit auch die<br />

Initiativen der direkt Beteil igten zum<br />

positiven Ausgleich gelähmt werden(100J und<br />

ihre Experten- keineswegs eine angemessene<br />

Lösung des Konfliktes garantieren, sondern ihn<br />

im Gegenteil bestehen und fortdauern lassen<br />

können.<br />

Christie's Forderung, die Konflikte als Eigentum der<br />

Beteiligten zu verstehen und auch entsprechend zu<br />

behandeln, sie als Möglichkeiten zu Aktivität und<br />

Teilnahme zu begreifen, an denen die modernen<br />

Gesellschaften nicht gerade reich seien, sie zu<br />

reprivatisieren und den Experten zu entziehen, sie<br />

mitsamt ihrer Bearbeitung und Regelung dort zu<br />

lassen, wo sie auftauchen, setzt allerdings<br />

gesellschaftliche Bedingungen und Strukturen voraus,<br />

die in den hoch industrialisierten,<br />

Professionalisierten und ausdifferenzierten Gesell-<br />

99) 1978: "Conf1icts as Property"; 1981 : "Limits to Pain";<br />

1983: "Die versteckte Botschaft des Neo-Klassizismus".<br />

100) Diese Lähmung der Initiativen des Einzelnen und damit die<br />

negativen Folgen einer ausschließlich staatlichstrafrechtlichen<br />

Kriminalitätskontrolle zeigen sich nicht nur<br />

in seiner fehlenden Eigen-Bereitschaft zum positiven Ausgleich,<br />

sondern - das machen insbesondere amerikanische Erfahrungen<br />

deutlich, aber auch bei uns sind die Anzeichen dafür nicht mehr<br />

zu übersehen - im gesamten Bereich der Verbrechenskontrolle:<br />

Straftaten werden nicht nur seltener selbst geregelt, sondern<br />

auch seltener angezeigt, weil es am notigen Vertrauen in die<br />

Arbeit von <strong>Polizei</strong> und Justiz fehlt; aus eben diesen Gründen<br />

verweigern auch viele Zeugen/Informanten die Mitarbeit - die<br />

nachteiligen Erfolge für die Effizienz einer<br />

Verbrechensbekämpfung, die ganz entscheidend vom Vertrauen und<br />

der Mitarbeit der einzelnen Bürger abhängt, werden auch bei uns<br />

immer fühlbarer.

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