23.06.2014 Aufrufe

Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

erkennen, in jeder uns beliebenden Form des Erkennens. Don Juan behauptete, daß<br />

»die Welt erkennen« die Wahrnehmung all dessen bedeutet, was uns entgegentritt.<br />

Dieses bestimmte »Erkennen« geschieht mit unseren Sinnen und mit unserem<br />

Willen. Ich fragte ihn, ob der Wille ein sechster Sinn sei. Er sagte, er sei eher eine<br />

Beziehung zwischen uns und der erkannten Welt.<br />

Ich schlug vor, wir sollten halten, damit ich mir Notizen machen konnte. Er lachte und<br />

ging weiter. An diesem Abend schickte er mich nicht fort, und am nächsten Tag<br />

brachte er nach dem Frühstück selbst das Gespräch auf den Willen.<br />

»Das, was du Wille nennst, ist Charakter und starke Veranlagung«, sagte er. »Was<br />

ein Zauberer Wille nennt, ist eine Kraft, die von innen kommt und sich an die Welt<br />

<strong>do</strong>rt draußen heftet. Sie kommt aus dem Bauch, genau <strong>do</strong>rt, wo die leuchtenden<br />

Fasern sind.«<br />

Er rieb seinen Nabel, um die Stelle anzudeuten. »Ich sage, daß sie hier rauskommt,<br />

weil man spüren kann, wie sie herauskommt.« »Warum nennst du sie Wille?«<br />

»Ich nenne sie überhaupt nicht irgendwie. Mein Wohltäter nannte sie Wille, und<br />

<strong>andere</strong> Wissende nennen sie Wille.« »Gestern sagtest du, daß man die Welt sowohl<br />

mit den Sinnen als auch mit dem Willen erkennen kann. Wie ist das möglich?« »Ein<br />

Durchschnittsmensch kann die Dinge der Welt nur mit seinen Händen oder seinen<br />

Augen oder seinen Ohren greifen, aber ein Zauberer kann sie auch mit seiner Nase<br />

oder seiner Zunge oder seinem Willen greifen, besonders mit seinem Willen. Ich<br />

kann nicht wirklich beschreiben, wie das geschieht, aber du selbst kannst mir zum<br />

Beispiel auch nicht beschreiben, wie du hörst. Zufällig kann auch ich hören, und so<br />

sprechen wir über das, was wir hören, aber nicht darüber, wie wir hören. Ein<br />

Zauberer benutzt seinen Willen, um die Welt zu erkennen. Dieses Erkennen ist<br />

je<strong>do</strong>ch nicht wie Hören. Wenn wir die Welt anschauen und wenn wir sie hören, dann<br />

haben wir den Eindruck, daß sie da draußen ist und daß sie real ist. Wenn wir die<br />

Welt mit unserem Willen erkennen, dann wissen wir, daß sie gar nicht so sehr >da<br />

draußen< oder >real< ist, wie wir glauben.«<br />

»Ist der Wille dasselbe wie das Sehen?« »Nein. Der Wille ist eine Kraft, eine Macht.<br />

Sehen ist nicht eine Kraft, sondern eher eine Art, die Dinge zu durchdringen. Ein<br />

Zauberer mag einen sehr starken Willen haben und daher vielleicht <strong>do</strong>ch nicht sehen<br />

können; woraus sich ergibt, daß nur ein Wissender die Welt mit seinen Sinnen und<br />

mit seinem Willen und auch durch sein Sehen erkennt.« Ich sagte ihm, daß ich nun<br />

noch weniger als vorher wüßte, wie ich meinen Willen benutzen sollte, um den<br />

Seite 129

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!