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Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

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esseres Leben gelehrt?« »Das kommt nur, weil die Leute nicht auf sie hören«,<br />

wandte Genaro ein, »und weil sie nur dem Teufel gehorchen.« »Wenn sie wirkliche<br />

Beschützer wären, dann würden sie euch zwingen, auf sie zu hören«, sagte Don<br />

Juan. »Wenn Mescalito dein Beschützer ist, dann mußt du auf ihn hören, ob du willst<br />

oder nicht, weil du ihn sehen kannst, und du mußt befolgen, was er sagt. Er zwingt<br />

dich, ihm voller Achtung zu begegnen. Anders, als ihr Burschen mit euren<br />

Beschützern normalerweise umgeht.«<br />

»Was willst du damit sagen, Juan?« fragte Esquere. »Ich meine, wenn ihr zu euren<br />

Beschützern geht, dann heißt das, daß einer von euch Geige spielen muß und ein<br />

Tänzer muß seine Gamaschen und seine Maske umbinden, die Rasseln in die Hand<br />

nehmen und tanzen, während alle <strong>andere</strong>n sich besaufen. Du, Benigno, warst einmal<br />

Tänzer, erzähl uns <strong>do</strong>ch davon.«<br />

»Ich hab's nach drei Jahren aufgegeben«, sagte Benigno, »das ist harte Arbeit.«<br />

»Frag <strong>do</strong>ch Lucio«, sagte Esquere spöttisch. »Er hat es schon nach einer Woche<br />

aufgegeben!«<br />

Alle lachten, bis auf Don Juan. Lucio lächelte, er schien verlegen und goß einen<br />

gewaltigen Schluck bacanora in sich hinein. »Es ist nicht schwer, es ist sinnlos«,<br />

sagte Don Juan. »Frag Valencio den Tänzer, ob ihm das Tanzen gefällt. Es gefällt<br />

ihm nicht! Er hat sich daran gewöhnt, das ist alles. Ich sehe ihn seit Jahren tanzen,<br />

und jedesmal sehe ich, wie er dieselben Bewegungen schlecht ausführt. Er ist nicht<br />

stolz auf seine Kunst, außer, wenn er darüber spricht. Er liebt sie nicht, darum<br />

wiederholt er Jahr für Jahr dieselben Schritte. Was anfangs an seiner Tanzerei<br />

schlecht war, ist jetzt zur Gewohnheit geworden. Er sieht es nicht mal mehr.«<br />

»Man hat ihm beigebracht, so zu tanzen«, sagte Eligo. »Auch ich war einmal Tänzer<br />

in der Stadt Torim. Ich weiß, daß man so tanzen muß, wie sie es dir beibringen.«<br />

»Valencio ist sowieso nicht der beste Tänzer«, sagte Esquere. »Da gibt es ganz<br />

<strong>andere</strong>. Was hältst du von Sacateca?« »Sacateca ist ein Wissender, er ist mit euch<br />

gar nicht zu vergleichen«, sagte Don Juan hart. »Er tanzt, weil es seinem Wesen<br />

entspricht. Ich wollte nichts <strong>andere</strong>s sagen, als daß ihr, die ihr keine Tänzer seid,<br />

kein Vergnügen daran habt. Vielleicht würde es einigen von euch Spaß machen,<br />

wenn die Tänze gut aufgeführt würden. Von euch verstehen <strong>do</strong>ch nur wenige etwas<br />

vom Tanzen. Daher bleibt euch nur ein sehr dürftiges Vergnügen. Das ist's ja, warum<br />

ihr Burschen alle Säufer seid. Seht euch <strong>do</strong>ch meinen Enkel an!« »Laß das,<br />

Großvater!« protestierte Lucio. »Er ist weder faul noch dumm«, fuhr Don Juan fort,<br />

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