Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia
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hast du nur das gesehen, was du sehen wolltest, Genaro«, sagte Don Juan. »Auf<br />
jeden Fall hast du dir nie die Mühe gemacht, sie zu fragen, wie es ist, wenn man<br />
Mescalitos Bekanntschaft macht. Soviel ich weiß, ist noch niemand durch Mescalito<br />
epileptisch geworden. Der Verwaltungsingenieur ist ein Yori, und ich bezweifle, daß<br />
ein Yori von diesen Dingen etwas versteht. Du willst <strong>do</strong>ch nicht etwa behaupten, daß<br />
all die Tausende, die Mescalito kennen, verrückt sind? Oder?«<br />
»Sie müssen verrückt sein, oder wenigstens beinah, sonst täten sie so was nicht«,<br />
antwortete Genaro.<br />
»Aber wenn all die Tausende Menschen auf einmal verrückt wären, wer würde dann<br />
ihre Arbeit tun? Wie könnten sie am Leben bleiben?« fragte Don Juan.<br />
»Macario, der von der ><strong>andere</strong>n Seite< kommt« - den USA -, »erzählte mir, daß<br />
jeder, der es <strong>do</strong>rt nimmt, sein Leben lang gekennzeichnet ist«, sagte Esquere.<br />
»Macario lügt, wenn er das behauptet«, sagte Don Juan. »Ich bin sicher, daß er nicht<br />
weiß, wovon er spricht.« »Er lügt wirklich ganz schön«, sagte Benigno. »Wer ist<br />
Macario?« fragte ich.<br />
»Er ist ein Yaqui-Indianer, der hier wohnt«, sagte Lucio. »Er behauptet, daß er aus<br />
Arizona stammt und während des Krieges in Europa gewesen ist. Er erzählt alle<br />
möglichen Geschichten.«<br />
»Er behauptet sogar, er sei Oberst gewesen«, sagte Benigno. Alle lachten, und die<br />
Unterhaltung drehte sich einige Zeit um Macarios unglaubliche Geschichten, aber<br />
Don Juan kehrte wieder zum Thema Mescalito zurück.<br />
»Wenn ihr alle wißt, daß Macario ein Lügner ist, wie könnt ihr ihm dann glauben,<br />
wenn er über Mescalito spricht?« »Meinst du Peyote, Großvater?« fragte Lucio, als<br />
fiele es ihm schwer, den Ausdruck zu verstehen. »Ja, verdammt noch mal!«<br />
Don Juan sprach in scharfem, knappem Ton. Lucio fuhr erschrocken zurück, und<br />
einen Augenblick hatte ich das Gefühl, daß alle Angst hatten. Dann lächelte Don<br />
Juan breit und fuhr mit freundlicher Stimme fort.<br />
»Seht ihr denn nicht, daß Macario nicht weiß, worüber er redet? Begreift ihr denn<br />
nicht, daß man, statt über Mescalito zu sprechen, wissen muß?«<br />
»Da haben wir's wieder. Was zum Teufel bedeutet dieses Wissen? Du bist<br />
schlimmer als Macario. Er sagt wenigstens, was er denkt, egal ob er etwas davon<br />
versteht oder nicht. Jahrelang höre ich dich jetzt sagen, wir müssen wissen. Was<br />
müssen wir wissen?«<br />
»Don Juan behauptet, daß im Peyote ein Geist ist«, sagte Benigno.<br />
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