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Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

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durcheinander. Ein kleiner Hund kam an den Zaun gesprungen. Ich hatte erwartet, er<br />

würde mich anbellen. Statt dessen saß er einfach da und schaute mich an. Ich rief<br />

noch einmal, und wieder brachen die aufgescheuchten Hühner in ihr Gegacker aus.<br />

<strong>Eine</strong> alte Frau kam aus dem Haus. Ich bat sie, Don Elias herbeizurufen.<br />

»Er ist nicht zu Haus«, sagte sie.<br />

»Wo kann ich ihn finden?«<br />

»Er ist auf den Feldern.« »Wo auf den Feldern?«<br />

»Ich weiß nicht. Komm am Spätnachmittag wieder. Er wird gegen fünf Uhr hier sein.«<br />

»Bist du Don Elias' Frau?« »Ja, ich bin seine Frau«, sagte sie und lächelte. Ich<br />

versuchte, sie über Sacateca auszufragen, aber sie entschuldigte sich und meinte,<br />

sie spräche nicht gut spanisch. Ich stieg ins Auto und fuhr davon.<br />

Gegen sechs Uhr kehrte ich zum Haus zurück. Ich fuhr vor das Tor und rief<br />

Sacatecas Namen. Diesmal kam er selbst aus dem Haus. Ich schaltete mein<br />

Tonbandgerät ein, das in seiner braunen Lederhülle wie ein über die Schulter<br />

gehängter Fotoapparat aussah. Anscheinend erkannte er mich. »Ach, du bist's«,<br />

sagte er lächelnd. »Wie geht's Don Juan?« »Gut. Und wie geht es dir, Don Elias?«<br />

Er antwortete nicht. Er schien nervös zu sein. Nach außen hin war er sehr gelassen,<br />

aber ich spürte seine Unruhe. »Hat Juan dich mit einem Auftrag hergeschickt?«<br />

»Nein, ich bin von selbst gekommen.« »Wozu in aller Welt?«<br />

Ich hatte alles <strong>andere</strong> als eine solche Frage erwartet. »Ich wollte mich einfach gern<br />

mal mit dir unterhalten«, sagte ich und hoffte, meiner Stimme einen möglichst<br />

beiläufigen Klang zu geben. »Don Juan hat mir phantastische Dinge über dich<br />

erzählt, und so bin ich neugierig geworden und möchte dir gern ein paar Fragen<br />

stellen.«<br />

Sacateca stand vor mir. Sein Körper war mager und drahtig. Er trug Khakihosen und<br />

ein Hemd aus dem gleichen Stoff. Seine Augen waren halb geschlossen. Offenbar<br />

war er müde oder vielleicht betrunken. Sein Mund stand etwas offen, und seine<br />

Unterlippe hing herab. Ich bemerkte, daß er tief atmete und beinah zu schnarchen<br />

schien. Bestimmt war Sacateca sinnlos betrunken, dachte ich. Und <strong>do</strong>ch erschien<br />

dieser Gedanke mir wenig überzeugend, denn erst vor wenigen Augenblicken, als er<br />

aus dem Haus getreten war, hatte er einen sehr munteren Eindruck gemacht und<br />

meine Anwesenheit klar wahrgenommen. »Worüber möchtest du sprechen?« fragte<br />

er schließlich.<br />

Seine Stimme klang müde; seine Worte kamen schleppend, eins nach dem <strong>andere</strong>n.<br />

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