Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia
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und ganz gleich, was du hinter dir hörst oder spürst, schau dich nicht um. Sobald du<br />
in die Ebene kommst, gleichgültig wie sehr du dich fürchtest, lauf nicht weiter, laß<br />
dich auf den Boden fallen, zieh deine Jacke aus, bündele sie um deinen Nabel, roll<br />
dich wie eine Kugel zusammen und drücke deine Knie gegen den Bauch. Außerdem<br />
mußt du deine Augen mit den Händen bedecken, und deine Arme müssen eng an<br />
den Schenkeln anliegen. In dieser Stellung mußt du bis zum Morgen ausharren.<br />
Wenn du diese einfachen Schritte befolgst, dann wird dir nichts zustoßen. Falls du<br />
die Ebene nicht rechtzeitig erreichst, laß dich zu Boden fallen, wo du gerade bist. Es<br />
wird dir <strong>do</strong>rt schrecklich ergehen. Du wirst gequält werden, aber wenn du ruhig<br />
bleibst und dich nicht bewegst oder umschaust, dann wirst du es ohne einen einzigen<br />
Kratzer überstehen.<br />
Und wenn deine Hand überhaupt nicht warm wird, während du sie nach Westen<br />
schwenkst, wende dich wieder nach Osten und lauf in östlicher Richtung, bis du<br />
außer Atem bist. Halt <strong>do</strong>rt an und wiederhole dasselbe Manöver. Du mußt immer<br />
wieder nach Osten laufen und diese Bewegungen wiederholen, bis deine Hand heiß<br />
wird.«<br />
Nachdem er mir diese Anweisungen gegeben hatte, ließ er mich sie wiederholen, bis<br />
ich sie mir gemerkt hatte. Dann saßen wir lange Zeit schweigend da. Ein paarmal<br />
versuchte ich, das Gespräch wieder in Gang zu bringen, aber er zwang mich<br />
jedesmal mit einer gebieterischen Geste zum Schweigen. Es wurde dunkel, als Don<br />
Juan aufstand und, ohne ein Wort zu sagen, den Hügel hinaufstieg. Ich folgte ihm.<br />
Auf dem Gipfel des Hügels führte ich alle Bewegungen aus, die er mir<br />
vorgeschrieben hatte. Don Juan stand in geringer Entfernung dabei und hielt ein<br />
scharfes Auge auf mich gerichtet. Ich war sehr sorgfältig und absichtlich langsam. Ich<br />
bemühte mich, eine Veränderung der Temperatur zu spüren, aber ich konnte nicht<br />
feststellen, ob meine Handfläche heiß wurde oder nicht. Es war inzwischen recht<br />
dunkel, aber ich konnte noch immer nach Osten rennen, ohne über Baumstümpfe zu<br />
stolpern. Als ich außer Atem war, nicht allzu weit von der Stelle, von der ich<br />
losgelaufen war, blieb ich stehen. Ich war sehr erschöpft und angespannt. Meine<br />
Ellbogen und auch meine Waden schmerzten.<br />
Dort wiederholte ich alle erforderlichen Bewegungen und kam wieder zu demselben<br />
negativen Ergebnis. Noch zweimal lief ich in der Finsternis, und dann wurde meine<br />
Hand, während ich meinen Arm zum dritten Mal schwenkte, an einer im Osten<br />
gelegenen Stelle heiß. Es war eine so eindeutige Temperaturveränderung, daß ich<br />
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