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Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

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Don Juan saß draußen hinter seinem Haus. Er schien darauf gewartet zu haben, daß<br />

ich aufwachte, denn als ich aus dem Haus trat, begann er zu sprechen. Er sagte, daß<br />

der Schatten, den ich in der letzten Nacht gesehen hatte, ein Geist war, eine Kraft,<br />

die an dem Platz, wo ich ihn gesehen hatte, ansässig sei. Er bezeichnete ihn als ein<br />

nutzloses Wesen. »Es existiert <strong>do</strong>rt einfach«, sagte er. »Es hat keine<br />

Machtgeheimnisse, darum wäre es sinnlos gewesen, <strong>do</strong>rt zu bleiben. Du hättest nur<br />

die ganze Nacht einen schnellen Schatten hin- und herhuschen sehen. Es gibt aber<br />

<strong>andere</strong> Wesen, die dir Geheimnisse der Macht anvertrauen können, wenn du das<br />

Glück hast, sie zu finden.«<br />

Wir frühstückten miteinander und schwiegen eine ganze Weile. Nach dem Essen<br />

saßen wir vor seinem Haus. »Es gibt drei Arten von Wesen«, sagte er plötzlich,<br />

»jene, die nichts geben können, weil sie nichts zu geben haben; jene, die nur Furcht<br />

auslösen können; und jene, die Gaben haben. Was du letzte Nacht gesehen hast,<br />

war ein stilles Wesen; es hatte nichts zu geben; es ist nur ein Schatten. Meistens<br />

aber ist mit diesem stillen ein Wesen <strong>andere</strong>r Art zusammen, ein böser Geist, dessen<br />

einzige Eigenschaft es ist, einem Angst zu machen. Er treibt sich immer am Sitz der<br />

stillen Wesen herum. Deshalb beschloß ich, schnell von <strong>do</strong>rt wegzugehen. Das böse<br />

Wesen folgt den Menschen bis in ihre Häuser und macht ihnen das Leben<br />

unerträglich. Ich kannte Leute, die wegen dieser Geister aus ihren Häusern ziehen<br />

müßten. Es gibt immer wieder Leute, die glauben, sie könnten durch ein solches<br />

Wesen viel erreichen, aber die bloße Tatsache, daß sich ein Geist in der Nähe des<br />

eigenen Hauses aufhält, besagt noch gar nichts. Sie mögen versuchen, es<br />

anzulocken, oder ihm ums Haus zu folgen, weil sie der Meinung sind, es könne ihnen<br />

Geheimnisse offenbaren. Aber das einzige, was sie davon haben, ist ein Erlebnis,<br />

das sie zu Tode ängstigt. Ich kenne Menschen, die immer wieder nach einem dieser<br />

bösen Wesen, die ihnen nach Hause gefolgt waren, Ausschau hielten. Monatelang<br />

beobachteten sie den Geist, bis schließlich jemand in das Haus eindringen und die<br />

Leute heraus schleppen mußte; Sie waren schwach geworden und verkamen. Das<br />

einzig Gescheite, was man mit einem Geist dieser Art tun kann, ist wirklich, ihn in<br />

Ruhe zu lassen und zu vergessen.«<br />

Ich fragte ihn, wie diese Leute einen Geist anlocken. Er sagte, sie bemühen sich<br />

herauszufinden, wo der Geist wahrscheinlich Erscheinen wird, und dann legen sie<br />

Waffen auf seinen Weg, in der Hoffnung, daß er die Waffen berührt; denn es ist<br />

allgemein bekannt, daß Geister Kriegsgerät lieben. Don Juan sagte, daß jedes Gerät,<br />

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