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Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

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Unterschied besteht darin, daß sie, wenn du sie siehst, immer noch als das<br />

erscheinen, was sie zu sein vorgeben. Alles existiert auf seine eigene Weise, wenn<br />

du siehst. So wie Menschen wie Eier aussehen, können <strong>andere</strong> Dinge wie etwas<br />

<strong>andere</strong>s aussehen. Aber die Verbündeten sieht man nur in der Form, in der sie<br />

auftreten. Diese Form ist überzeugend genug, um die Augen zu täuschen; das heißt,<br />

unsere Augen. Ein Hund läßt sich nie zum Narren halten, auch nicht eine Krähe.«<br />

»Warum sollten sie uns zum Narren halten?« »Ich glaube, die Clowns sind wir. Wir<br />

halten uns selbst zum Narren. Die Verbündeten nehmen nur eine beliebige äußere<br />

Erscheinung an, und dann sehen wir sie als das, was sie in <strong>Wirklichkeit</strong> gar nicht<br />

sind. Es ist nicht ihre Schuld, wenn wir unsere Augen darin geübt haben, die Dinge<br />

nur anzuschauen.« »Ich bin mir nicht über ihre Funktion im klaren, Don Juan. Was<br />

tun die Verbündeten auf der Welt?« »<br />

»Diese Frage kommt mir so vor, als fragtest du, was wir Menschen auf der Welt tun.<br />

Ich weiß es wirklich nicht. Wir sind einfach hier, das ist alles. Und die Verbündeten<br />

sind hier, genau wie wir; und vielleicht waren sie schon vor uns da.« »Wie meinst du<br />

das, vor uns, Don Juan?« »Wir Menschen waren nicht immer hier.«<br />

»Meinst du, hier in diesem Land oder hier auf der Welt?« An diesem Punkt gerieten<br />

wir abermals in eine lange Auseinandersetzung. Don Juan meinte, für ihn gebe es<br />

nur die Welt, den Ort, auf dem er mit seinen Füßen steht. Ich fragte ihn, woher er<br />

wußte, daß wir nicht immer auf der Welt gewesen sind.<br />

»Sehr einfach«, sagte er. »Wir Menschen wissen sehr wenig über die Welt. Ein<br />

Coyote weiß viel mehr als wir. Ein Coyote läßt sich kaum je vom Schein der Dinge<br />

täuschen.« »Wie kommt es dann, daß wir ihn fangen und töten können?« fragte ich.<br />

»Wenn er sich nicht täuschen läßt, wieso stirbt er dann so leicht?«<br />

Don Juan starrte mich an, bis ich verlegen wurde. »Wir können einem Coyoten eine<br />

Falle stellen, ihn vergiften oder erschießen«, sagte er. »Ein Coyote ist für uns immer<br />

eine leichte Beute, weil er nicht mit den Machenschaften der Menschen vertraut ist.<br />

Sollte der Coyote je<strong>do</strong>ch am Leben bleiben, dann kannst du sicher sein, daß wir ihn<br />

nie wieder erwischen. Ein guter Jäger weiß das und stellt darum eine Falle nie<br />

zweimal an der gleichen Stelle. Denn wenn ein Coyote in einer Falle stirbt, dann<br />

sehen alle <strong>andere</strong>n Coyoten seinen Tod, der <strong>do</strong>rt verweilt, und darum werden sie die<br />

Falle oder sogar die ganze Gegend meiden, in der sie aufgestellt wurde. Wir<br />

hingegen sehen den Tod nie, obwohl er sich an der Stelle aufhält, wo einer unserer<br />

Mitmenschen gestorben ist; wir können ihn bestenfalls vermuten, aber wir sehen ihn<br />

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