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Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

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du gesehen?« fragte er.<br />

Don Juan drängte mich, ihnen meine Erfahrung in allen, oder beinah allen<br />

bemerkenswerten Einzelheiten zu erzählen, und so beschrieb ich ihnen den Ablauf<br />

und die Form meiner Wahrnehmungen. Als ich geendet hatte, bemerkte Lucio:<br />

»Wenn Peyote so unheimlich ist, dann bin ich froh, daß ich's nie genommen habe.«<br />

»Es ist genau wie ich sagte«, wandte sich Genaro an Bajea. »Dieses Zeug macht<br />

dich verrückt.«<br />

»Aber <strong>Carlos</strong> ist nicht verrückt. Wie erklärt ihr euch das?« fragte Don Juan Genaro.<br />

»Woher sollen wir wissen, ob er verrückt ist?« entgegnete Genaro.<br />

Alle brachen in Gelächter aus, auch Don Juan. »Hattest du Angst?« fragte Benigno.<br />

»Ja, sicher.«<br />

»Warum hast du's dann getan?« fragte Benigno. »Er sagte <strong>do</strong>ch, weil er es wissen<br />

wollte«, antwortete Lucio an meiner Stelle. »Ich glaube, <strong>Carlos</strong> wird wie mein<br />

Großvater. Beide behaupten, daß sie wissen wollen. Aber keiner von ihnen weiß,<br />

was zum Teufel sie wissen wollen.« »Es ist unmöglich, dieses Wissen zu erklären«,<br />

sagte Don Juan zu Eligio, »weil es für jeden Menschen verschieden ist. Nur eines ist<br />

uns allen gemeinsam, nämlich daß Mescalito seine Geheimnisse jedem Menschen<br />

individuell enthüllt. Da ich weiß, wie Genaro denkt, würde ich ihm nicht empfehlen,<br />

Mescalito kennenzulernen. Aber trotz meiner Worte oder seiner Einstellung könnte<br />

Mescalito eine absolut positive Wirkung auf ihn haben. Aber nur er kann dies<br />

herausfinden, und das ist genau das Wissen, von dem ich spreche.« Don Juan stand<br />

auf. »Zeit, nach Hause zu gehen«, sagte er. »Lucio ist betrunken und Victor schläft.«<br />

Zwei Tage später, am 6. September, kamen Lucio, Benigno und Eligio zu mir, um<br />

mich zur Jagd abzuholen. <strong>Eine</strong> Weile standen sie schweigend da, während ich an<br />

meinen Aufzeichnungen arbeitete. Dann lachte Benigno höflich, als wolle er<br />

ankündigen, daß er etwas Wichtiges zu sagen habe. Nach einem einleitenden,<br />

verlegenen Schweigen lachte er nochmals und sagte: »Lucio sagt, er will Peyote<br />

nehmen.« »Möchtest du das wirklich?« fragte ich. Benigno sprudelte vor Lachen.<br />

»Lucio sagt, er will Peyote essen, wenn du ihm ein Motorrad kaufst.«<br />

Lucio und Benigno sahen sich an und platzten heraus. »Wie teuer ist ein Motorrad in<br />

den Vereinigten Staaten?« fragte Lucio.<br />

»Wahrscheinlich kann man für 100 Dollar eins bekommen«, sagte ich.<br />

»Dort drüben ist das nicht viel Geld, oder? Es wäre <strong>do</strong>ch für dich keine Schwierigkeit,<br />

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