Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia
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ihm eins zu kaufen, nicht wahr?« fragte Benigno.<br />
»Da wollen wir zuerst deinen Großvater fragen«, sagte ich zu Lucio.<br />
»Nein, nein«, protestierte er. »Erzähl ihm nichts davon. Er wird alles verderben. Er ist<br />
ein komischer Kauz. Und außerdem ist er alt und schwachsinnig und weiß nicht, was<br />
er tut.«<br />
»Er war mal ein wirklicher Zauberer«, fügte Benigno hinzu. »Ich meine, ein echter.<br />
Meine Leute sagen, er war der Beste. Aber er hat sich mit Peyote eingelassen und ist<br />
ein Niemand geworden. Und jetzt ist er zu alt.«<br />
»Und immer wieder kommt er mit diesen blödsinnigen Geschichten über Peyote«,<br />
sagte Lucio.<br />
»Dieses Peyote ist der reine Quatsch«, sagte Benigno. »Wir haben es nämlich mal<br />
selbst probiert. Lucio bekam von seinem Großvater einen ganzen Sack voll. <strong>Eine</strong>s<br />
Abends, als wir in die Stadt gingen, haben wir es gekaut. Mir hat dieses Teufelszeug<br />
die Schnauze zerfetzt und es schmeckte wie die Hölle!«<br />
»Habt ihr es runtergeschluckt?« fragte ich. »Wir haben es ausgespuckt«, sagte<br />
Lucio, »und dann den verdammten Sack weggeworfen.«<br />
Beide hielten die ganze Angelegenheit für sehr komisch. Eligio hatte währenddessen<br />
kein Wort gesagt. Er war in sich gekehrt, wie immer. Er lachte nicht einmal.<br />
»Würdest du es probieren, Eligio?« fragte ich.<br />
»Nein. Niemals. Nicht mal für ein Motorrad.« Lucio und Benigno fanden diese<br />
Bemerkung sehr komisch und brüllten wieder los.<br />
»Immerhin«, fuhr Eligio fort, »muß ich zugeben, daß Don Juan mir ein Rätsel ist.«<br />
»Mein Großvater ist zu alt, um irgend etwas zu wissen«, sagte Lucio überzeugt.<br />
»Ja, er ist zu alt«, wiederholte Benigno.<br />
Mir kam die Meinung der beiden jungen Männer über Don Juan kindisch und<br />
unbegründet vor. Ich hielt es für meine Pflicht, seine Eigenheiten zu verteidigen und<br />
sagte ihnen, daß Don Juan meiner Überzeugung nach immer noch, wie früher, ein<br />
großer Zauberer sei, vielleicht der größte von allen. Ich sagte, ich hätte das Gefühl,<br />
daß etwas Besonderes an ihm sei, etwas Außerordentliches. Ich gab ihnen zu<br />
bedenken, daß er über siebzig war und immer noch mehr Energie und Kraft hatte als<br />
wir alle zusammen. Ich forderte die jungen Männer auf, sich selbst davon zu<br />
überzeugen und einmal zu versuchen, ihn zu überrumpeln.<br />
»Man kann meinen Großvater nicht überrumpeln«, sagte Lucio stolz. »Er ist ein<br />
brujo.«<br />
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