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Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

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Nach Einbruch der Dämmerung schichtete der junge Mann, der für das Feuer<br />

verantwortlich war, einen neuen Holzstoß auf, und abermals begannen sie nach dem<br />

gleichen Zeremoniell Peyote-Buttons zu sich zu nehmen. Dabei wurde dieselbe<br />

Reihenfolge eingehalten wie in der letzten Nacht. Bei Tagesanbruch löste sich die<br />

Runde wieder auf.<br />

Die ganze Nacht über bemühte ich mich, jede einzelne Bewegung der sieben<br />

Teilnehmer genau zu beobachten und festzuhalten, in der Hoffnung, wenigstens<br />

andeutungsweise Anzeichen für ein erkennbares verbales oder nichtverbales<br />

Kommunikationssystem zu entdecken. In ihrem Verhalten gab es je<strong>do</strong>ch nichts, was<br />

darauf hätte schließen lassen, daß dem ein System zugrunde lag.<br />

Am frühen Abend des folgenden Tages traf sich die Runde von neuem. Gegen<br />

Morgen wußte ich endgültig, daß mein Versuch fehlgeschlagen war, Andeutungen<br />

oder Hinweise aufzufangen, die einen geheimen Führer enthüllt hätten, oder<br />

irgendeine Art geheimer Kommunikation untereinander beziehungsweise Hinweise<br />

auf ihr System der Verständigung zu entdecken. Für den Rest des Tages setzte ich<br />

mich von den <strong>andere</strong>n ab und bemühte mich, meine Aufzeichnungen zu ordnen. Als<br />

die Männer sich in der vierten Nacht wieder versammelten, wußte ich irgendwie, daß<br />

dies die letzte Zusammenkunft sein würde. Niemand hatte es mir gesagt oder<br />

angedeutet, und <strong>do</strong>ch wußte ich, daß sie am nächsten Tag auseinandergehen<br />

würden.<br />

Wieder saß ich neben dem Wasser, und wieder nahmen die <strong>andere</strong>n ihre Plätze in<br />

der festgelegten Reihenfolge ein.<br />

Das Verhalten der sieben Männer in diesem Kreis war eine Wiederholung dessen,<br />

was ich in den drei vorangehenden Nächten beobachtet hatte. Wie schon zuvor, war<br />

ich ganz von ihren Bewegungen gefangen. Ich wollte alles, was sie taten, festhalten,<br />

jede Bewegung, jede Äußerung, jede Gebärde. Irgendwann hörte ich ein Pfeifen in<br />

meinem Ohr; es war wie ein normales Ohrensausen, und ich achtete nicht weiter<br />

darauf. Das Pfeifen wurde lauter, ging aber noch nicht über die Grenze meiner<br />

normalen körperlichen Empfindungen hinaus. Ich erinnere mich, daß ich meine<br />

Aufmerksamkeit zwischen der Beobachtung der Männer und dem Summen in<br />

meinen Ohren teilte. Urplötzlich schienen sich die Gesichter der Männer zu erhellen.<br />

Es war, als sei ein Licht eingeschaltet worden. Aber man hätte es nicht mit einem<br />

elektrischen Licht, einer Laterne oder dem Widerschein des Feuers auf ihren<br />

Gesichtern vergleichen können. Es war eher ein Schillern, ein rosa Leuchten,<br />

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