Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia
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daran, sie zu erklären oder zu verändern. Statt dessen lernt er, diese Kräfte zu<br />
nutzen, indem er sich von ihnen führen läßt und sich ihrer Richtung anpaßt. Das ist<br />
sein Trick. An der Zauberei ist nicht viel dran, sobald du den Trick herausfindest. Ein<br />
Zauberer ist nur wenig besser dran als ein Durchschnittsmensch. Die Zauberei hilft<br />
ihm nicht, ein besseres Leben zu führen. Ja, ich sollte vielleicht sogar sagen, daß die<br />
Zauberei ihn behindert. Sie macht sein Leben beschwerlich und gefährlich. Indem er<br />
sich dem Wissen öffnet, wird der Zauberer verletzlicher als der Durchschnittsmensch.<br />
Auf der einen Seite wird er von seinen Mitmenschen gefürchtet und gehaßt, so daß<br />
sie nach seinem Leben trachten, und auf der <strong>andere</strong>n Seite sind die unerklärlichen<br />
und unbeugsamen Kräfte, die alles Lebende und damit jeden von uns umgeben, für<br />
den Zauberer eine Quelle noch größerer Gefahr. Von einem Mitmenschen<br />
aufgespießt zu werden, ist schon qualvoll, aber nichts im Vergleich mit der Berührung<br />
eines Verbündeten. Ein Zauberer, der sich dem Wissen öffnet, wird zur Beute dieser<br />
Kräfte, und er hat nur ein Mittel, das Gleichgewicht zu halten - seinen Willen. Er muß<br />
fühlen und handeln wie ein Krieger. Ich wiederhole es dir noch einmal: nur ein<br />
Krieger kann auf dem Weg des Wissens überleben. Was dem Zauberer hilft, ein<br />
besseres Leben zu führen, ist die Kraft des Kriegers.<br />
Es ist meine Aufgabe, dich sehen zu lehren. Nicht, weil ich persönlich es will,<br />
sondern weil du erwählt bist. Du wurdest mir von Mescalito gezeigt. Aber mein<br />
eigenes Verlangen ist es, dich zu lehren, wie ein Krieger zu fühlen und zu handeln.<br />
Ich persönlich glaube, ein Krieger zu sein ist besser als alles <strong>andere</strong>. Darum habe ich<br />
mich bemüht, dir diese Kräfte so zu zeigen, wie ein Zauberer sie wahrnimmt, denn<br />
nur unter ihrer furchtbaren Wirkung kann man ein Krieger werden. Sehen, ohne<br />
bereits ein Krieger zu sein, würde dich schwächen. Es würde dir eine falsche<br />
Sanftmut geben, ein Bedürfnis, dich zurückzuziehen. Dein Körper würde verfallen,<br />
weil du gleichgültig würdest. Es ist meine persönliche Pflicht, dich zu einem Krieger<br />
zu machen, damit du nicht zugrunde gehst. Ich habe dich immer wieder sagen hören,<br />
daß du jederzeit darauf vorbereitet bist, zu sterben. Dieses Gefühl finde ich unnötig.<br />
Ich glaube, es ist ein nutzloses Sichgehenlassen. Ein Krieger sollte nur auf den<br />
Kampf, auf die Schlacht vorbereitet sein. Ich habe dich auch sagen hören, daß deine<br />
Eltern deinen Geist verletzten. Ich glaube, der Geist eines Menschen ist sehr leicht<br />
zu verletzen, wenn auch nicht durch die Handlungen, die du für verletzend hältst. Ich<br />
glaube, daß deine Eltern dich verletzten, indem sie dir die Neigung zum<br />
Sichgehenlassen, zur Sanftmut und zum Nachdenken gaben.<br />
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