23.06.2014 Aufrufe

Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

und wollte mehr darüber wissen.<br />

Ich fuhr damals durch Durango und erinnerte mich, daß Don Juan mir einmal gesagt<br />

hatte, ich sollte seinen Freund besuchen, der <strong>do</strong>rt lebte. Ich suchte ihn, fand ihn und<br />

unterhielt mich einige Zeit mit ihm. Bevor ich abfuhr, überreichte er mir einen Beutel<br />

mit Pflanzen und gab mir genaue Anweisungen, wie ich eine davon einpflanzen<br />

sollte.<br />

Auf dem Weg nach Aguas Calientes hielt ich an. Ich versicherte mich, daß niemand<br />

in der Nähe war. Mindestens zehn Minuten lang beobachtete ich die Straße und die<br />

Umgebung. Es waren weder Häuser noch am Straßenrand grasende Kühe zu sehen.<br />

Auf einem kleinen Hügel hielt ich an. Von <strong>do</strong>rt aus konnte ich die Straße vor und<br />

unter mir überblicken. In beiden Richtungen, soweit ich sehen konnte, war sie<br />

menschenleer. Ich wartete ein paar Minuten, um mich zu orientieren und um mir Don<br />

Vicentes Anweisungen ins Gedächtnis zu rufen. Ich nahm eine der Pflanzen, ging in<br />

ein Kakteenfeld, das sich östlich der Straße erstreckte, und pflanzte sie so ein, wie<br />

Don Vicente mir aufgetragen hatte. Ich hatte eine Flasche Mineralwasser dabei, mit<br />

der ich die Pflanze begießen wollte. Ich versuchte sie zu öffnen, indem ich den<br />

Deckel mit einer Eisenstange abschlug, aber die Flasche zersplitterte und eine<br />

Glasscherbe schlug gegen meine Oberlippe, so daß sie blutete. Ich ging zu meinem<br />

Wagen zurück, um eine weitere Flasche zu holen. Gerade als ich sie aus dem<br />

Kofferraum nahm, hielt ein VW-Bus an und der Fahrer fragte, ob ich Hilfe brauchte.<br />

Ich sagte, daß alles in Ordnung sei, und so fuhr er weiter. Ich ging zurück, begoß die<br />

Pflanze und wollte dann zum Wagen zurückkehren. Als ich noch etwa dreißig Meter<br />

davon entfernt war, hörte ich Stimmen. Ich lief den Abhang zur Straße hinab und sah,<br />

wie sich drei Mexikaner an meinem Wagen zu schaffen machten, zwei Männer und<br />

eine Frau. <strong>Eine</strong>r der Männer saß auf der vorderen Stoßstange. Er war etwa Ende<br />

dreißig, mittelgroß und hatte schwarzes, krauses Haar. Er trug ein Bündel auf dem<br />

Rücken und war mit einer alten Hose und einem verwaschenen rosa Hemd bekleidet.<br />

Seine Schuhe waren nicht zugeschnürt und wahrscheinlich zu groß. Sie schienen<br />

locker und unbequem zu sitzen. Der Schweiß lief nur so an ihm herunter. Der zweite<br />

Mann stand etwa zehn Meter vom Auto entfernt. Er war zierlicher und kleiner als der<br />

<strong>andere</strong>, sein Haar war glatt und nach hinten gekämmt. Er trug ein kleineres Bündel<br />

und war älter, vielleicht Ende Vierzig. Seine Kleidung war in einem besseren<br />

Zustand. Er hatte ein dunkelblaues Jackett an, hellblaue Hosen und schwarze<br />

Schuhe. Er schwitzte überhaupt nicht und machte einen abwesenden,<br />

Seite 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!