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Carlos Castaneda - Eine andere Wirklichkeit.do - Sapientia

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Omen gedeutet hat; sie hat ihn damals zu dem Entschluß veranlaßt, mich sein<br />

Wissen zu lehren. Don Juan sagte, daß Mescalito in der letzten Nacht des mitotes so<br />

deutlich über mir geschwebt sei, daß alle sich nach mir umschauen müßten und daß<br />

auch er mich aus diesem Grund angestarrt habe, als ich zu ihm rüberblickte.<br />

Ich hätte gerne seine Interpretation zu meiner Vision gehört, aber er wollte nicht<br />

darüber sprechen. Was immer ich erlebt haben mochte, sagte er, sei unbedeutend<br />

im Vergleich mit dem Omen. Don Juan sprach weiter darüber, wie Mescalitos Licht<br />

über mir geschwebt hatte, und wie jeder es gesehen hatte. »Das war schon etwas«,<br />

sagte er. »Ich hätte nicht um ein besseres Omen bitten können.«<br />

Don Juan und ich verfolgten offenbar zwei verschiedene Gedankengänge. Ihm kam<br />

es auf die Bedeutung der Ereignisse an, die er als Omen deutete, und ich war von<br />

den Details meiner Vision besessen.<br />

»Was kümmert mich das Omen«, sagte ich. »Ich möchte wissen, was da mit mir<br />

geschehen ist.«<br />

Er runzelte die Stirn, als ärgere er sich über mich, und blieb einen Augenblick sehr<br />

steif und schweigsam. Dann sah er mich an. Sein Ton war sehr energisch. Das<br />

einzig wichtige, sagte er, sei, daß Mescalito sehr freundlich zu mir gewesen war, daß<br />

er mich in sein Licht gehüllt und mir eine Lehre erteilt hatte, ohne daß ich irgend<br />

etwas geleistet hatte, als einfach dazusein.<br />

4.<br />

Am 4. September 1968 fuhr ich nach Sonora, um Don Juan zu besuchen. Ich wollte<br />

ihm eine Bitte erfüllen, die er bei einem meiner früheren Besuche geäußert hatte, und<br />

hielt unterwegs in Hermosillo an, um einen nicht im Handel erhältlichen Tequila,<br />

einen bacanora, für ihn zu kaufen. Dabei erschien mir seine Bitte ziemlich seltsam,<br />

da ich wußte, daß er das Trinken ablehnte, aber ich kaufte vier Flaschen und tat sie<br />

in eine Kiste, zu den <strong>andere</strong>n Dingen, die ich ihm mitbringen wollte. »Was, du bringst<br />

gleich vier Flaschen!« sagte er lachend, als er die Kiste öffnete. »Ich habe dich nur<br />

um eine gebeten. Ich glaube, du hast gedacht, der bacanora sei für mich, aber er ist<br />

für meinen Enkel Lucio. Du mußt es ihm überreichen, als sei es ein persönliches<br />

Geschenk von dir.«<br />

Ich war Don Juans Enkel vor zwei Jahren begegnet; damals war er 28 Jahre alt<br />

gewesen. Er war sehr groß, über Einmeter-achtzig, und für seine Mittel und im<br />

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