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Lesen - Ulrich Horstmann

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Drogenhandel, schwere Körperverletzung, Erpressung und Mordversuch, so dürften die<br />

Strafverfolgungsbehörden ..."<br />

"Genug doziert! Entweder habe ich die Komponenten bis zum Wochenende, oder Lizzie<br />

fliegt auf und kann sich in der Untersuchungshaft auskurieren. Die Übergabe ..."<br />

darf."<br />

"Rufen Sie morgen wieder an. Zur selben Zeit. Und zwar pünktlich, wenn ich bitten<br />

Ich lege auf. Ein verzänkerter Dialog war das, wie ich ihn mir in keinem Roman<br />

durchgehen ließe, aber zu meinem Erstaunen bin ich seit meinem Einchecken im sonnigen<br />

Süden nicht nur Flugbegleiter, Wasserträger, Kleiderständer, Vogelspinnenwart und<br />

Krankenpfleger geworden, sondern versuche mich jetzt auch noch als Vabanque-Spieler und<br />

Hasardeur, der alles auf eine Karte setzt - wenn nur der andere, der Schweizer, bis heute<br />

abend noch an der Strippe hängt.<br />

Ein Grund zum Feiern ist der Einstieg in die Glückspielerei natürlich ebensowenig. Im<br />

Gegenteil, ich schäme mich eher, wie ich da, nach einem Blick durch die Tür und auf die über<br />

ihrem Buch eingenickte Patientin, durch die eigene Wohnung schleiche, lautlos dies und das<br />

in eine stabile Plastiktüte einsacke, die ihrerseits in einem alten Karton landet, den ich mit<br />

einer Rolle Klebestreifen notdürftig versiegle. Dann lege ich Lizzie einen Zettel auf das<br />

Nachtschränkchen und verlasse das Haus durch den rückwärtigen Kellereingang. Einen Zaun<br />

und zwei Gartentore weiter stoße ich auf die Parallelstraße, an der meine Garage liegt. Darin<br />

wiederum zünde ich mein fachmännisch verunglimpftes Fahrzeug, das seine Aufgabe in den<br />

folgenden zwei Stunden zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt.<br />

Als ich wieder aufschließe, höre ich Lizzie mit kaum unterdrückter Nervosität meinen<br />

Namen rufen und sehe sie mit einem gar nicht kaschierten Seufzer der Erleichterung<br />

zurücksinken, sobald ich das Zimmer betrete. Ich muß ihr versprechen, sie nie wieder<br />

schlafend sich selbst zu überlassen, sondern sie auf jeden Fall zu wecken, wenn ich aus dem<br />

Haus gehe. Dann will sie wissen, was es mit meinem überraschenden Termin auf sich hatte.<br />

Ich sauge mir einen Verleger auf der Durchreise nach Frankfurt aus den Fingern, der sich<br />

meiner erinnert und per Handy aus dem Zug angefragt habe, ob wir uns auf ein zweites<br />

Frühstück im Café Vetter verabreden könnten.<br />

"Und? Hast du ihm von Ururgroßvater erzählt und seiner südafrikanischen Odyssee?"<br />

"Nicht direkt, Lizzie."<br />

"Wieso denn nicht?"<br />

"Moenie die vleis braai voor die bok geskiet is nie."<br />

"Bitte?"<br />

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