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zerschnitten war und der Ersatz aus Hanf keinen Tropfen Blut mehr transportierte, mehr<br />
passieren lassen wollte ...<br />
Drei Wochen nach Übersendung der Sterbeurkunde ihre fachmännische Interpretation:<br />
"Daß diese Schlußfolgerung - mit aller Vorsicht - gezogen werden kann, bestätigt mir auf<br />
Anfrage auch eine Mitarbeiterin unseres Standesamtes, die mich wissen ließ, daß der Freitod<br />
in den Registern der Standesämter Schötmar und Salzuflen früher nicht selten in dieser<br />
verklausulierten Form notiert wurde."<br />
Dir haben sie es im Klartext hinterhergezischelt: "Der hat seine Frau auf dem Gewissen.<br />
Der hat sein Weib in den Tod getrieben." Du hast es bald nicht mehr überhören können. Weil<br />
die Anklage nicht nur von außen kam? Weil ein penetrantes Echo aus dir selbst zurückschallte<br />
- in Herford, in Bremerhaven, auf dem Meer, in der Neuen Welt? Und weil der Satz, den die<br />
innere Stimme wiederholte, den sie mechanisch aufsagte wie ein Erstklässler, wie dein eben<br />
eingeschulter ältester Sohn, immer länger wurde? "Der hat sein Weib in den Tod getrieben<br />
und seine Kinder im Stich gelassen; der ist vor sich selbst davongelaufen und hat keine Ruhe<br />
mehr gefunden; der muß zur Strafe umgehen in einem verwandten Kopf, bis die Wahrheit, die<br />
ganze Wahrheit an den Tag gekommen ist."<br />
25.3.96<br />
Nach all den Nachrichten von Behörden und aus Archiven kommt in einer verstaubten<br />
Dachbodenecke eine Karte ans Tageslicht. Aus dem Krieg, abgestempelt am 6.III.1918 in<br />
Brüssel. Absender: Gefr. <strong>Horstmann</strong>, Ersatzbatl. 6. Comp. Infanterie-Regiment 190. Mein<br />
Großvater hat sie an seine damals zwölfjährige Tochter geschrieben; aber sie enthält auch eine<br />
Botschaft an mich:<br />
"Liebe Martha, deinen lieben Brief vom 1/3 habe ich gestern erhalten besten Dank. Bin<br />
heute wieder ...[?] Sonntag war H. Menke mit hier, da haben wir uns abnehmen lassen und<br />
lasse dir hiermit nun zu gehen, mit herzlichem Gruß dein Vater."<br />
Was da 'abgenommen' worden ist, läßt sich umseitig betrachten: das uniformierte<br />
Erscheinungsbild. Mein Großvater mit übergeschlagenen Beinen in einem lädierten weißen<br />
Sessel, daneben stehend, leicht vornübergebeugt, schwejkhaft oder nein, eher noch das<br />
Herumkommandierte, Geschliffene der Rekrutenexistenz ausstrahlend, der erwähnte H.<br />
Menke.<br />
Der forschende Blick meines Großvaters auf den Fotographen fällt auf ihn und seinen<br />
Gefährten zurück. Menke war doch der Geburtsname seiner Mutter. Also gab es noch drei<br />
Jahrzehnte nach ihrem Ableben engeren Kontakt zur Verwandtschaft mütterlicherseits, die<br />
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