Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
XXXV.<br />
Bevor mir in meiner Zerrüttung einfällt, warum, sind kostbare Sekunden verstrichen. Dafür<br />
nimmt mein Bruder so prompt ab, als hätte er neben dem Apparat auf der Lauer gelegen. Ich<br />
melde mich.<br />
"Wer?" fragt er nach.<br />
"Uli."<br />
"Ach, dich gibt's noch?"<br />
"Gewissermaßen. Erreiche ich Lizzie bei euch?"<br />
"Wieso das denn? Die wohnt doch bei dir und schreibt ihre Examensarbeit."<br />
"Ja, ja. Aber ich kriege keine Verbindung."<br />
"Geht uns genauso. Hat sie von ihrem Onkel, diese Kommunikationsgier. Von wo rufst<br />
du überhaupt an, jetzt, meine ich?"<br />
"Unterwegs."<br />
"So genau wollte ich das gar nicht wissen. Also, paß auf."<br />
"Ja?"<br />
"In wirklich dringenden Fällen, aber es muß schon etwas Ernstes vorliegen, sonst flippt<br />
sie aus - hat sie von ihrem Onkel, ganz unter uns gesagt. Der ..."<br />
"Red schon!"<br />
"Was japst du so kurzatmig? Stehst du unter Medikamenten? Nimmst du Drogen?"<br />
Ich seufze ostentativ.<br />
"Wird schon wieder, Bruderherz. Im Ernstfall ruf sie auf ihrem Handy an. Hast du die<br />
Nummer?"<br />
"Spuck sie aus."<br />
Mein Bruder spuckt. In dieser Mitteilungsform haben wir uns von Kindesbeinen an noch<br />
am besten verstanden.<br />
Diesmal dauert es endlos, und ich wähle Lizzie in Fünf-Minuten-Abständen zweimal,<br />
dreimal, viermal an. In der Zwischenzeit muß das letzte Biltong daran glauben. Endlich statt<br />
der Weichenstellung zur Mailbox, der ich, auch schon ganz automatisch, die dringende Bitte<br />
um Rückruf einhämmere, eine empfänglichere Reaktion.<br />
"Ich höre", sagt eine Männerstimme.<br />
"Lizzie?" frage ich störrisch.<br />
"Kantonspolizei Graubünden. Kommissar Samedan."<br />
"Ich muß mit Elisabeth <strong>Horstmann</strong> reden. Bitte. Ich bin ihr Onkel. Ich weiß, was passiert<br />
ist. Man darf jetzt ..."<br />
96