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Lesen - Ulrich Horstmann

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"Sie wollen ihr helfen?" unterbricht mich die Stimme schon wieder.<br />

"Selbstverständlich. Können Sie mich ..." Der Mann redet aber einfach weiter und läßt<br />

sich auf keinen Dialog ein.<br />

"Gut. Dann verhalten Sie sich ganz ruhig. Tun Sie nichts. Informieren Sie niemanden.<br />

Am besten verschwinden Sie von der Bildfläche wie vor einem Jahr. Sie hören von uns.<br />

Grüezi."<br />

Was ging da vor? Wie sollte ich das verstehen? Wieso wollte mich die Schweizer Polizei<br />

dahin zurückexpedieren, wo ich soeben einer einhundertundachtzehntägigen Feindseligkeit<br />

entronnen war und dabei meinen Körper mit einer Mixtur obskurer Pflanzensäfte,<br />

hochprozentiger Kräuterextrakte und einem in Heimarbeit hergestellten Halluzinogen<br />

überschwemmt hatte? Mein Herz raste immer noch. Hemel, ich war auch übergelaufen, hatte<br />

längst die Seiten gewechselt: vom selbsternannten Strafverfolger des Heinrich Wilhelm<br />

<strong>Horstmann</strong> zu seinem Anwalt, nein, Pflichtverteidiger. Weil ich es jetzt als meine verdammte<br />

Schuldigkeit begriff, Stompie, d.h. einem durch Hörensagen, Unwissen und üble Nachrede<br />

Verstümmelten, seine menschlichen Züge zurückzugeben. Das war das bißchen Schwindel<br />

wert, mit dem ich heute morgen zu kämpfen hatte, und die schweißtreibende südafrikanische<br />

Spurensicherung. Und hatte dieser kurzangebundene Schweizer Beamte nicht recht, wenn er<br />

unterstellte, ich würde mich auch in Gegenrichtung der Keimbahn nicht anders verhalten und<br />

für meine Nichte Unannehmlichkeiten und Zumutungen auf mich nehmen, wenn sie nur ihre<br />

mißliche Lage verbesserten?<br />

Irgendwie nicht geradeaus. Irgendwie um drei Ecken. Was mich wie ein Kreisverkehr zu<br />

meinem Auto zurückbrachte. Wie mir alles entfiel. Ich rekapitulierte: die Werkstatt wollte,<br />

daß ich mich in Bewegung setzte, und zwar sofort. Der dringende Rat aus dem Kanton<br />

Graubünden verlangte das Gegenteil und auch wieder nicht. Lizzie war verwickelt. In beides.<br />

Denn ich mußte sie bergen. Hinweg über die Kreuze am Wegesrand ... weshalb ich die Spinne<br />

... die vielleicht schon lange im Auto sitzt ... dem wartenden reparierten Gefährt ... und alles<br />

vernetzt ... oder mich einrollt, einwickelt wie die Fliegen ... Mauerseglernotration, weil der<br />

Himmel sie kurzhält, krilltechnisch ... mit Biltonggeschmack vielleicht ... wer redet denn da<br />

dazwischen, wenn man sich konzentriert, wenn man den Fliegenfänger mit klebrigen Fingern<br />

... wer faselt denn da ununterbrochen … den Fänger mitten in den Gedankenschwarm hängt,<br />

um wenigstens ... "Aus der Leitung, Moebius! ... Wieso? Du doch ... ich bin nicht wählerisch<br />

gewesen. Nein, garantiert nicht. ... Verwirrung? Höchstens bei dir. ... Und ob ich das kann.<br />

Ich kann alles behalten, was ich will. ... Jawohl, wollen wir doch mal sehen. ... Die Wette gilt,<br />

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