Lesen - Ulrich Horstmann

Tifus, Disenterie, Inflammasie, Skarlaken, Griep, Brongitis, Kinkhoes, Difterie, Koors ... hulle
is geen hendsoppers nie; oh nein, keine Kapitulanten darunter, nicht einer ... ewige Sieger
vielmehr und … und jeder auf unserer Seite ... sieh dich um, burger ... an jedem Bett hat so
ein Feldherr das Kommando. Maar nogeens 'n duisend dankies vir jou heldedaad."
In all dem Elend, all dem Mangel muß jemand Nadel und Faden gerettet haben, denn
hinter ihnen wird der Schlitz mauerseglerflink geflickt, kaum daß sie wie zwei begossene
Pudel hindurchgeschlüpft sind. Dann rumort seine verendende Herde wieder jenseits der
Leinwand und in Stompies Kopf, den er auf Schafhöhe abzusenken vergessen hat. Wie im
tiefsten Frieden steht er da neben dem Maschendraht und lüftet ihn noch ein Stück für seinen
Fuhrmannsfreund Jacobus, bei dessen Flüchen ihm in Durban das Herz aufging. Die drei
Zuckersäcke fluchen auch und zischeln wie die Schlangen, zischeln warnend und so laut es
geht, wenn man mucksmäuschenstill sein muß. Heinrich Wilhelm Horstmann aber ist mit
seinen Ohren ganz woanders, und nun führt ihn auch noch seine Nase an der Nase herum.
Nach all den Ausdünstungen und üblen Miasmen ist plötzlich etwas Blitzsauberes darin, ein
Geruch, der ihm seit Durban nicht mehr begegnet ist: ein Hauch von Stärke. Wo kommt das
her? Es kann nicht sein. Er wendet den Kopf, zieht prüfend die Luft ein. So erklärt es sich,
daß er von seinem Tod immerhin noch den Mündungsblitz mitgekommt, wenn der
Peitschenknall auch schon auf taube Ohren fällt.
LIII.
Alte Bekannte, alte Kameraden.
Um den Platz kreist und kreischt die Rotte von Mauerseglern, zu deren veldkornet ich
Leberecht Nimmersatt ernannt habe, obwohl man selbst die Tiere, die man hier unten in der
Hand gehalten hat, nicht mehr zweifelsfrei identifizieren kann, wenn sie wieder auf der Höhe
sind.
"Uliiii, du Iiiirrer", schreit Leberecht, "das liiiiest sich in der Kroniiiiek van die
konsentrasiiiiekamp Nylstroom aber ganz anders miiiit Stompiiiie."
"Geschiiiichtskliiiitterung", schreie ich zurück, und der Jongleur läßt vor Schreck seine
Glitzerkeulen fallen und schnellt herum, wie von der Tarantel gestochen.
"Kleiner Hörtest", beruhige ich ihn, "ek gesels soms met die voëltjies, weet jy."
Er nickt viel länger mit dem Kopf, als er müßte, und der Arbeitslose blickt vielsagend zu
ihm herüber und verschwindet hinter seiner Zeitung, als er bemerkt, daß ich ihren wortlosen
Meinungsaustausch mitbekomme.
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