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Geschlechts geboren worden sei, welches die Vornamen Paul Hugo Julius erhalten habe. Die<br />
Frau Grefe erklärte, daß sie bei der Niederkunft der Frau <strong>Horstmann</strong> zugegegen gewesen sei.<br />
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben: Grefe."<br />
So liest sich der handschriftlich ergänzte Vordruck aus dem Schötmarer Geburtsregister<br />
von 1883, der zwei Jahre später, am 30. September 1885, noch einmal von demselben<br />
Standesbeamten für den am 24.9. geborenen Hermann Hugo ausgefüllt wurde. Wenigstens zu<br />
den 'freudigen Ereignissen', wenn es denn welche waren, brauchtest du also nicht aufs Amt.<br />
Hebammen brachten deine beiden Jüngsten zur Welt und gleich auch in die Akten, aus denen<br />
du noch im selben Jahrzehnt herausgefallen bist.<br />
Wir haben jetzt auch hier eine genaue Anschrift, und ich nehme mir vor, noch vor Beginn<br />
des Sommersemesters die Lebensstationen wie auf dem Zeitstrahl hintereinander abzufahren:<br />
Fabbenstedt 53 (heute: -); Tengern 74 (heute: Löhner Straße 179); Werl'sche Feldmark 176 in<br />
Schötmar; Herford 779 (heute: Janup 1). Zum Schluß geht es dann zum Bauern Holtkamp -<br />
Name und Lage des inzwischen abgerissenen Gehöfts waren, wie ich zu meiner Überraschung<br />
feststellen mußte, meinem Vater ganz geläufig -, wo dein Ältester aufgewachsen ist.<br />
"In beiden Dokumenten", schreibt der wahrhaft unermüdliche Salzufler Archivar, "wird<br />
Ihr Großvater ganz explizit als Fabrikaufseher bezeichnet. Da eigentlich nur die<br />
Stärkefabriken von Hoffmann's Männer in solcher Funktion beschäftigt haben, dürfte damit<br />
Ihre Familienlegende eine Bestätigung finden." Die Frage ist, ob das Hörensagen auch bis<br />
Amerika trägt.<br />
Wo sich der Boden unter meiner Urgroßmutter aufgetan hat, werde ich dagegen wohl<br />
bald definitiv wissen. Nach der Geburt Hermann Hugos verstreichen noch gut zwei Jahre bis<br />
zu deiner Herforder Anmeldung als verwitwet. Für 1885/6 gibt es, laut Mitteilung meines<br />
Salzufler Verbündeten vom 28.11. 95, keinen Eintrag im Sterberegister. Bleibt nur die erste<br />
Jahreshälfte 1887, in der es zu Ende gegangen sein muß.<br />
Wieder reist eine Nachricht durch mehr als ein Jahrhundert heran. Ein Totenbrief. Und<br />
jeden Tag kann es soweit sein, daß etwas im Kasten liegt.<br />
17.2.96<br />
Gestern kam der Anruf, der den Brief avisiert. Ganz wie bei einem zeitgenössischen Todesfall<br />
in der Familie. Deine Frau ist im April 1887 gestorben. Das Haus, sagt mir der Archivar am<br />
Telefon, existiert noch und liegt siebenhundert Meter von der Fabrik entfernt.<br />
Was hätte ich zu hören bekommen, wenn ich - per Chronofon - dorthin durchstellbar<br />
wäre? Das letzte gehetzte Flüstern, das Todesröcheln von Anne Marie Elisabeth Menke,<br />
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