Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland
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Landschaftsprogramm <strong>Saarland</strong><br />
Landwirtschaft<br />
dem Interesse der Kommunen an den frei werdenden Flächen. Die Aussiedlung der Landwirte leitete zum<br />
einen die soziale Isolation dieses Berufsstandes ein <strong>und</strong> begleitete zum anderen den Funktionswandel der<br />
Dörfer. Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung noch heute in der Agrarstruktur des mittleren <strong>und</strong><br />
nördlichen <strong>Saarland</strong>s.<br />
Während in den 60er Jahren noch verschiedene Betriebssysteme nahezu gleichrangig existierten, kam es<br />
durch den Preisverfall im Lebensmittelbereich, die Veränderung des Verbraucherverhaltens sowie einem<br />
umfassenden Eingriff der Agrarpolitik in die Märkte durch entsprechende Marktordnungsinstrumente zu einer<br />
ausgeprägten Spezialisierung der Betriebe im <strong>Saarland</strong> auf Marktfrucht oder Futterbau.<br />
Diese Entwicklung beschleunigte seit den 1960er Jahren den bereits eingesetzten Strukturwandel in der<br />
Landwirtschaft. So existierten 1948 39.000 landwirtschaftliche Betriebe; im Jahr 2003 bewirtschafteten lediglich<br />
noch r<strong>und</strong> 1.800 Betriebe nahezu die gleiche Fläche. Ähnlich sieht es mit der Reduktion der Arbeitskräfte<br />
aus. Konnten 1972 noch 22.900 Personen in der Landwirtschaft arbeiten, verblieben im Jahr 2003 lediglich<br />
noch r<strong>und</strong> 3.800 Personen (vorwiegend Familienangehörige) in diesem Produktionszweig. Aus den Ergebnissen<br />
der agrarstrukturellen Entwicklungsplanung lässt sich ableiten, dass die Zahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe weiter sinken wird. Auch die traditionelle Nebenerwerbslandwirtschaft mit meist klein parzellierter<br />
diversifizierter Nutzung (r<strong>und</strong> 1.100 Betriebe auf knapp 20.000 ha im Jahr 2003) weist eine Schrumpfungsrate<br />
von 10 % im Jahr auf, was sich in den nächsten Jahren kaum ändern wird. Demgegenüber stehen<br />
r<strong>und</strong> 670 Haupterwerbsbetriebe mit etwa 55.000 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche. Die Entwicklung<br />
geht eindeutig dahin, dass immer weniger Betriebe mit immer größeren Flächen wirtschaften. So nimmt die<br />
Anzahl der Betriebe mit mindestens 100 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche zu (im Jahr 2003: 269 Betriebe).<br />
Die Spezialisierung der Betriebe auf Marktfrucht oder Futterbau führte regional zu intensiveren landwirtschaftlichen<br />
Nutzungsformen (enge Fruchtfolgen mit überwiegendem Getreideanteil, Gülledüngung <strong>und</strong><br />
Silagegrünland), die vor allem im Bereich des westlichen Köllertals <strong>und</strong> auf den Hochflächen des Saar-Blies-<br />
Gaus stellenweise erhebliche Belastungen der Böden <strong>und</strong> der Fließgewässer zur Folge hatten <strong>und</strong> teilweise<br />
noch haben. Im Zuge der Intensivierung der Milchviehhaltung <strong>und</strong> der Rindermast stellten die Betriebe seit<br />
Mitte der 1970er Jahre auf Mähweide <strong>und</strong> Silagenutzung um, unter anderem auch um eine höhere Futtermittelqualität<br />
zu erreichen <strong>und</strong> dadurch den Kraftfuttermittelzukauf zu reduzieren. Die intensiven Formen der<br />
Grünlandnutzung (früher Schnitt, vielschürig, zusätzlicher Weidegang, Portionsweide, Nach- <strong>und</strong> Neuansaat<br />
hochproduktiver Futtergräser, hoher Düngemitteleinsatz) führten zu instabilen, artenarmen Grünlandgesellschaften.<br />
Damit einher ging der Bedeutungsverlust der traditionellen ein- bis zweischürigen Wiesen, die heute<br />
lediglich noch für die Pferde- <strong>und</strong> Jungrinderhaltung eine Rolle spielen. Sie konzentrieren sich dementsprechend<br />
auf die ungünstigen Lagen (z.B. Hänge, nasse Auenstandorte) <strong>und</strong> stellen heute die extensivste<br />
Grünlandnutzung dar.<br />
Im Hinblick auf Erosionsgefährdung <strong>und</strong> Nährstoffeinträge in Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächengewässer ist Dauergrünland<br />
mit seiner ganzjährigen Bodenbedeckung allerdings als wesentlich umweltverträglicher einzustufen<br />
als der Acker- oder Gemüsebau. Im Jahr 2005 wurde über die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />
im <strong>Saarland</strong> als Dauergrünland genutzt (auf B<strong>und</strong>esebene ist das Verhältnis von Ackerland zu Dauergrünland<br />
2:1) <strong>und</strong> davon werden zwei Drittel extensiv bewirtschaftet (im B<strong>und</strong>esdurchschnitt ein Fünftel). Dies<br />
bedeutet einen maximalen Viehbesatz von 1,4 RGV sowie den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel.<br />
Auch der ökologische Landbau findet immer mehr Verbreitung. So wurden im Jahr 2005 über 9,6 % der gesamten<br />
landwirtschaftlich genutzten Fläche des <strong>Saarland</strong>es ökologisch bewirtschaftet, das liegt weit über<br />
dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt (4,5 %).<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Entkoppelung von Produktion <strong>und</strong> Prämie durch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />
(GAP-Reform) werden seit 2005 produktionsunabhängige Flächenprämien gezahlt. Die Direktzahlungen sind<br />
daran geknüpft, dass der gute landwirtschaftliche <strong>und</strong> ökologische Zustand der Flächen gewährleistet wird.<br />
Stilllegungsflächen müssen instand gehalten werden. Zum Erhalt von Prämien sind demnach die Erfüllung<br />
von Vorgaben aus dem Fachrecht (Pflanzenschutz, Düngung) sowie anderweitige Verpflichtungen (z.B. EU-<br />
Gr<strong>und</strong>wasserrichtlinie, FFH- <strong>und</strong> Vogelschutzrichtlinie) notwendig. Verstöße werden mit Kürzung der Direktzahlungen<br />
sanktioniert. Weiterhin schreibt die GAP-Reform den Erhalt des Dauergrünlandanteils auf regionaler<br />
Ebene vor.<br />
Diese gr<strong>und</strong>legenden Änderungen in der Agrarpolitik werden voraussichtlich einer Verbrachung entgegenwirken.<br />
Die derzeitige starke Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen könnte mittelfristig zu einer stärkeren<br />
Intensivierung der Landwirtschaft führen.<br />
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