Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland
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Landschaftsprogramm <strong>Saarland</strong><br />
Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz<br />
6.1 Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz im <strong>Saarland</strong> - eine Einführung<br />
Die Naturräume des <strong>Saarland</strong>es unterscheiden sich in Bezug auf Geologie, Relief, Böden <strong>und</strong> Wasserregime.<br />
Der Saar-Blies-Gau, Saar-Nied-Gau, Saar-Mosel-Gau <strong>und</strong> der Zweibrücker Westrich im Verbreitungsgebiet<br />
des Muschelkalks sowie das stark reliefierte Prims-Blies-Hügelland im Karbon <strong>und</strong> Rotliegenden zählen<br />
mit ihren fruchtbaren Böden zu den traditionell landwirtschaftlich genutzten Naturräumen. Die überwiegend<br />
bewaldeten Naturräume Warndt, Homburger Becken, Saarbrücken-Kirkeler Wald, Saarkohlenwald,<br />
Merzig-Haustadter Buntsandsteingebiet <strong>und</strong> Hoch- <strong>und</strong> Idarwald liegen im Bereich des nährstoffarmen mittleren<br />
<strong>und</strong> oberen Buntsandsteins sowie des tonig-lehmigen Westfals (Karbon), welche für eine landwirtschaftliche<br />
Nutzung wenig geeignet sind. Das Vulkanitgebiet des Primshochlandes hingegen zeichnet sich<br />
auf Gr<strong>und</strong> des bewegten Reliefs <strong>und</strong> der kleinräumig wechselnden Geologie durch einen entsprechenden<br />
Wechsel zwischen landwirtschaftlichen <strong>und</strong> waldwirtschaftlichen Nutzflächen aus. Das mittlere Saartal <strong>und</strong><br />
das Saarlouiser Becken als historische Hauptverkehrs- <strong>und</strong> Siedlungsachse werden als Schwerpunkt der<br />
Industrialisierung nahezu vollständig von Siedlungsbändern <strong>und</strong> großflächigen Industrie- <strong>und</strong> Gewerbekomplexen<br />
eingenommen.<br />
Der Ausbau des Verkehrsnetzes, die Zersiedelung <strong>und</strong> Aufhaldungen durch den florierenden Bergbau haben<br />
auch die Kohletäler <strong>und</strong> die mittlere Blies stark überformt. Halden, Absinkweiher <strong>und</strong> Schachtanlagen reihen<br />
sich heute im Sulzbach- <strong>und</strong> Fischbachtal aneinander <strong>und</strong> lassen von den noch vor h<strong>und</strong>ert Jahren dünn<br />
besiedelten Talauen mit ausgedehnten Nass- <strong>und</strong> Feuchtwiesen wenig erahnen.<br />
Die Suburbanisierung der verkehrsgünstig zum Zentrum liegenden Ortschaften ließ den Flächenverbrauch<br />
im Umland von Saarbrücken <strong>und</strong> im Saarlouiser Becken sprunghaft ansteigen. Hiervon waren überwiegend<br />
die Offenlandlebensräume im Siedlungsrandbereich betroffen, so dass sich vor allem in den Kohletälern die<br />
Siedlungen meist bis an den Waldrand erstrecken.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der sich ändernden agrarstrukturellen Rahmenbedingungen zog sich in den 1990er Jahren die<br />
Erwerbslandwirtschaft aus der Fläche zurück. Verbrachungstendenzen konzentrieren sich auf die stark reliefierten,<br />
teilweise armen Böden des Nordsaarlandes, insbesondere des Prims-Hochlandes <strong>und</strong> Hunsrück-<br />
Vorlandes, die Hangbereiche des Saar-Nied-Gaus <strong>und</strong> Saar-Blies-Gaus, die Rodungsinseln des Warndts,<br />
die landwirtschaftlich genutzten Bereiche des Saarlouiser Beckens <strong>und</strong> die Landwirtschaftsrestflächen im<br />
von Siedlung <strong>und</strong> Wald geprägten Verdichtungsraum.<br />
Im Zuge der „Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik“ der Europäischen Union (GAP-Reform) werden seit<br />
2005 die Direktzahlungen von der landwirtschaftlichen Produktion entkoppelt. Agrarsubventionen werden<br />
seither weitgehend flächenbezogen gezahlt, d.h. unabhängig von Produktionsvolumen <strong>und</strong> der Kulturpflanzenart.<br />
Weiterhin schreibt die GAP-Reform den Erhalt des Dauergrünlandes vor. An die Direktzahlungen ist<br />
die Erhaltung des guten landwirtschaftlichen <strong>und</strong> ökologischen Zustandes der Fläche geknüpft. Dies umfasst<br />
auch die Instandhaltung von Stilllegungsflächen, für die Prämien gezahlt werden. Die Bewahrung des guten<br />
ökologischen Zustandes geht mit der Einhaltung von bestimmten Vorgaben im Fachrecht (Düngung, Pflanzenschutz)<br />
<strong>und</strong> in angrenzenden Rechtsbereichen (z.B. EU-Gr<strong>und</strong>wasserrichtlinie, FFH- <strong>und</strong> Vogelschutzrichtlinie)<br />
einher. Die Einhaltung der Vorschriften wird im Rahmen von Cross Compliance kontrolliert <strong>und</strong><br />
Verstöße durch die Kürzung der Direktzahlungen sanktioniert. Es ist davon auszugehen, dass die mit der<br />
GAP-Reform einher gehenden Bestimmungen zum Erhalt des Dauergrünlandes einer Verbrachung <strong>und</strong><br />
Verbuschung entgegenwirken.<br />
In den siedlungsnahen Offenlandbereichen breiten sich teilweise ungeordnete Freizeit- <strong>und</strong> landwirtschaftsähnliche<br />
Freiflächennutzungen aus. Hierzu zählen Freizeitgärten sowie die Pferde- <strong>und</strong> Schafhaltung. Dies<br />
führt in der Regel zu einer Nutzungsintensivierung im Bereich der traditionellen Ortsrandmosaike mit überwiegend<br />
kleinparzellierter <strong>und</strong> extensiver Streuobst- <strong>und</strong> Grünlandnutzung. Parallel verhindert diese Entwicklung<br />
jedoch eine Verbrachung dieser Räume bzw. initiiert sogar eine Wiedernutzung bereits verbrachter<br />
Bereiche.<br />
Die Auen als Leitlinien der Landschaft <strong>und</strong> Gunststandorte für Siedlung <strong>und</strong> Verkehr stellen sicherlich die im<br />
Verdichtungsraum am stärksten überformten Lebensräume dar. Mit der Überbauung <strong>und</strong> Aufschüttung der<br />
Retentionsräume ging meist der Ausbau oder die Verrohrung der Fließgewässer einher, so dass heute kaum<br />
ein Bachlauf die Saar in einem unverrohrten Zustand erreicht. Die Saar selbst wurde nach zahlreichen Korrekturen<br />
zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut, die Aue im Stadtverband Saarbrücken <strong>und</strong> im Saarlouiser<br />
Becken meist aufgeschüttet <strong>und</strong> überbaut. Die wichtigsten Verkehrsadern des Landes verlaufen entlang der<br />
großen Flüsse <strong>und</strong> führen zur Fragmentierung der Auenlebensräume. Dennoch blieben mit den Prims-,<br />
Blies-, Ill- <strong>und</strong> Niedauen abschnittsweise hochwertige Bereiche erhalten <strong>und</strong> selbst im Verdichtungsraum<br />
sind am Fischbach oder Köllerbach naturnahe Auen anzutreffen.<br />
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