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Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland

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Landschaftsprogramm <strong>Saarland</strong><br />

Gewässer <strong>und</strong> Auen<br />

5.4 Die Gewässerentwicklungsfähigkeit als Maßstab zur Entwicklung von Fließgewässern<br />

<strong>und</strong> zur Erreichung eines guten ökologischen Zustandes<br />

Zur Formulierung konkreter Entwicklungsziele von Gewässern sind Kenntnisse hinsichtlich der Gewässerentwicklungsfähigkeit<br />

erforderlich.<br />

Die Gewässerentwicklungsfähigkeit ergibt sich aus der Auswertung der heutigen hydromorphologischen<br />

Zustände der Fließgewässer im Hinblick auf die Möglichkeiten der künftigen Gewässerentwicklung.<br />

Für die Bestimmung der Gewässerentwicklungsfähigkeit sind folgende Faktoren maßgebend:<br />

den Regenerationswiderstand, der über die Laufkrümmung <strong>und</strong> den Ausbaugrad beschrieben wird;<br />

die Flächenverfügbarkeit, die von der Existenz eines Gewässerrandstreifens <strong>und</strong> Kanaltrassen abhängig<br />

ist;<br />

die Ufergehölze, die bei kleineren <strong>und</strong> mittleren Gewässern eine Schlüsselrolle für die Gewässerentwicklung<br />

spielen;<br />

die Lateralerosion, die wesentliche Hinweise für den aktuellen Entwicklungszustand liefert;<br />

die Profilübertiefung, die die Gewässerentwicklung negativ beeinflusst;<br />

die Durchgängigkeit, die im Wesentlichen durch Querbauwerke behindert wird.<br />

Bewertet wird nicht der aktuelle Zustand eines Gewässerabschnittes, sondern die aktuelle Möglichkeit, einen<br />

guten hydromorphologischen Zustand zu erreichen. Deshalb sind im gegebenen Fall auch hydraulische Störungen<br />

durch Oberflächenentwässerungen in Siedlungen im Einzugsbereich des Gewässers in die Beurteilung<br />

der Gewässerentwicklungsfähigkeit einzubeziehen. Die für die Bewertung wesentlichem Parameter<br />

reduzieren sich daher auf anthropogene Schadstrukturen <strong>und</strong> die für eine naturgemäße Morphodynamik<br />

wesentlichen hydromorphologischen Faktoren.<br />

Jedes Gewässer <strong>und</strong> darüber hinaus auch jeder Gewässerabschnitt wird vom Zusammenwirken unterschiedlicher<br />

Faktoren geprägt, u.a. von der Wasserführung, dem Talgefälle, der Talform, den pedologischen<br />

<strong>und</strong> geologischen Bedingungen, der Art <strong>und</strong> Menge der Feststofffracht <strong>und</strong> der Vegetation, so dass die Gewässerstruktur<br />

im konkreten Fall stark variieren kann. Der Gewässertypenatlas des <strong>Saarland</strong>es stellt die<br />

Gewässertypen des <strong>Saarland</strong>es mit ihren charakteristischen Merkmalen zusammen <strong>und</strong> beschreibt Referenzstrecken,<br />

die eine Vorbildfunktion besitzen. Sie vermitteln einen konkreten Eindruck von der Gewässerstruktur,<br />

die sich im Zuge einer weitgehend natürlichen Fließgewässerdynamik in den verschiedenen<br />

Naturräumen herausbildet. Bei Renaturierungsmaßnahmen (strukturverbessernden Maßnahmen) soll aus<br />

landschaftsplanerischer Sicht auf den jeweiligen Fließgewässertyp <strong>und</strong> dessen charakteristische Eigenschaften<br />

geachtet werden. Im Landschaftsprogramm werden Referenzstrecken angegeben, die sich als<br />

Vorbilder für Renaturierungsmaßnahmen (strukturverbessernde Maßnahmen) eignen (siehe Karte „Oberflächengewässer<br />

<strong>und</strong> Auen“).<br />

Die unterschiedlichen Ansprüche an ein Gewässer innerhalb <strong>und</strong> außerhalb von Ortslagen (z.B. schadloser<br />

Hochwasserabfluss bei mangelnder Flächenverfügbarkeit in Siedlungen <strong>und</strong> frühzeitiges Ausufern in der<br />

freien Landschaft) implizieren auch völlig unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten. Daher werden innerhalb<br />

<strong>und</strong> außerhalb von Siedlungen unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe angesetzt. Außerhalb von Siedlungen<br />

wird das Entwicklungspotenzial (EP), in Siedlungslagen das Strukturpotenzial (SP) bewertet. Gewässerzustände<br />

(Entwicklungsmöglichkeiten), die außerhalb von Siedlungslagen als schlecht einzustufen sind,<br />

können im besiedelten Bereich ein durchaus gutes Strukturpotenzial aufweisen, wenn ein Mindestmaß an<br />

Raum für kleinere Maßnahmen zur Verfügung steht.<br />

Diese Unterscheidung ist auch im Hinblick auf die Ausweisung von erheblich veränderten Gewässern <strong>und</strong><br />

zur Abschätzung der Möglichkeiten, den guten ökologischen Zustand oder das gute ökologische Potenzial<br />

zu erreichen, von Nutzen.<br />

Sowohl EP als auch SP wurden in ein an die WRRL angepasstes fünfstufiges Bewertungssystem eingeteilt,<br />

wobei die sehr guten <strong>und</strong> sehr schlechten Abschnitte (Klasse 1 <strong>und</strong> 5) in der Regel direkt über die Auswertung<br />

der Luftbilder ermittelt werden können.<br />

Für die restlichen Abschnitte erfolgt die Bewertung nach einem hierarchisch aufgebauten indexgestützten<br />

System mit unterschiedlicher Gewichtung der einzelnen Parameter.<br />

Im Rahmen der Umsetzung der WRRL wurde für alle saarländischen Fließgewässer die Gewässerentwicklungsfähigkeit<br />

untersucht <strong>und</strong> bewertet.<br />

5.5 Maßnahmen zur Strukturverbesserung<br />

Der Kläranlagen- <strong>und</strong> Sammlerbau lässt vielerorts Entlastungen der Fließgewässersysteme erwarten. Hierdurch<br />

eröffnen sich Optionen zur Gewässerrenaturierung (Strukturverbesserung) <strong>und</strong> zur Reaktivierung von<br />

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