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Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland

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Landschaftsprogramm <strong>Saarland</strong><br />

Gewässer <strong>und</strong> Auen<br />

5.1 Die Oberflächengewässer im <strong>Saarland</strong> - ein Überblick<br />

Die morphologische Anlage des Gewässernetzes im <strong>Saarland</strong> erfolgte bereits sehr früh; davon zeugt der<br />

Durchbruch von harten Gesteinen <strong>und</strong> Schichtstufen. Die eigentliche Ausformung der Talräume ist jedoch<br />

wesentlich jünger. Sie geht zurück auf ein eiszeitliches Wechselspiel von Erosion <strong>und</strong> Akkumulation. Während<br />

der verschiedenen Eiszeiten wurden die Talräume mit Schottermaterial angefüllt, in das sich die Fließgewässer<br />

später wieder eingeschnitten haben. Dadurch entstanden mehrere Terrassenniveaus, die noch<br />

heute an Mosel, Saar, Prims <strong>und</strong> Blies das Relief bestimmen.<br />

Die Fließgewässer waren in frühgeschichtlicher Zeit mehr noch als heute maßgebend für die Siedlungstätigkeit<br />

<strong>und</strong> die Sesshaftwerdung des Menschen. Die kleineren Fließgewässer dienten zur Trink- <strong>und</strong> Brauchwassernutzung,<br />

zur Energiegewinnung (Mühlen, Pochwerke), zur Entsorgung von Abfällen <strong>und</strong> Abwasser<br />

sowie als bedeutende Nahrungsquelle.<br />

Die großen Rodungsphasen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Ausdehnung der ackerbaulichen Nutzung setzten<br />

eine verstärkte Bodenerosion in Gang, die zur Ausbildung mächtiger Auelehmdecken führte. Damit entwickelten<br />

sich die Auen zu fruchtbaren landwirtschaftlichen Gunststandorten. Die Bewirtschaftung der Fluss<strong>und</strong><br />

Bachauen passte sich den geringen Gr<strong>und</strong>wasser-Flur-Abständen <strong>und</strong> den periodischen Überschwemmungen<br />

an: Die extensive Grünlandnutzung etablierte sich in den Auen als traditionelle Nutzung. Die Landwirtschaft<br />

war jedoch stets bestrebt, diese Nutzungsbeschränkungen in Auen durch Meliorationsmaßnahmen<br />

zu vermindern. In großem Stile wurde dies durch den Reichsarbeitsdienst vollzogen: Zahlreiche Gewässer<br />

III. Ordnung wurden in den 1930er Jahren begradigt.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt lag in der Nutzung der Wasserkraft: das Netz der Getreide- <strong>und</strong> Ölmühlen verdichtete<br />

sich bis Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, so dass jedes Dorf mindestens eine Getreidemühle hatte. Dazu<br />

gesellten sich Säge-, Papier- <strong>und</strong> Lohmühlen. Seit dem 15. Jh. etablierten sich an den wasserreicheren<br />

Hauptbächen Hammerwerke, Schmelzen, Alaun- <strong>und</strong> Glashütten, sowie andere rohstoffverarbeitende Betriebe,<br />

die auf die Nähe zum Fließgewässer angewiesen waren. Im Zuge der mittelalterlichen Städtebildung<br />

stieg die organische Belastung der Fließgewässer durch Abfälle <strong>und</strong> Fäkalien teilweise drastisch an. Frühe<br />

kleingewerbliche Gewässerbelastungen sind beispielsweise vom Gerber- <strong>und</strong> Färberhandwerk ausgegangen.<br />

Die insgesamt geringe Besiedelungsdichte, die Verwendung von Fäkalien <strong>und</strong> organischen Abfällen in<br />

der Landwirtschaft <strong>und</strong> die intakte Selbstreinigungsfähigkeit der Fließgewässer reduzierten diese Gewässerbelastungen<br />

bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert auf eher lokale Erscheinungen, die erst mit der Industrialisierung <strong>und</strong><br />

der darauf folgenden Gewässerregulierung <strong>und</strong> Schiffbarmachung der Flüsse neue Dimensionen erreichten.<br />

Die Industrialisierung setzte den vorindustriellen Nutzungen an den Fließgewässern rasch ein Ende. An der<br />

Saar war bereits Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts weder das Waschen der Wäsche noch die Bewässerung von<br />

Feldern mit dem durch die Kohlenwäsche stark verschmutzten Wasser möglich. Mit dem Fischereigewerbe<br />

ging in kürzester Zeit ein ganzer Berufstand durch die massiven thermischen, chemischen <strong>und</strong> stofflichen<br />

Belastungen, ausgehend von den Hütten <strong>und</strong> Gruben, zu Gr<strong>und</strong>e. Der wachsende Energiebedarf der Montanindustrie<br />

wurde durch die Errichtung von Kohlekraftwerken gedeckt, die sich angesichts der Notwendigkeit<br />

hoher Kühlwassermengen <strong>und</strong> einer günstigen Verkehrsanbindung auf das Saartal konzentrierten. Allein<br />

der 1926 in Betrieb gehende Kraftwerksblock Fenne entnahm der Saar 3.000 l Wasser pro Sek<strong>und</strong>e <strong>und</strong> gab<br />

sie erwärmt wieder zurück. Hinzu kamen in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren die Kraftwerke Wehrden, Römerbrücke,<br />

Ensdorf, Weiher <strong>und</strong> Bexbach.<br />

Die insbesondere im Saartal <strong>und</strong> in den Kohletälern sehr schnell ansteigenden Bevölkerungszahlen führten<br />

zu einem sprunghaften Anstieg anfallender Siedlungsabwässer, deren wichtigster Abwasserkanal (auch<br />

über die Nebenbäche) die Saar wurde. Diese Situation hatte erhebliche negative Rückwirkungen auf die<br />

Gewässer <strong>und</strong> ihre Biozönosen.<br />

Auch nach der Einführung des Anschlusszwanges an die öffentliche Wasserversorgung verbesserte sich die<br />

Wasserqualität, mangels Klärsystemen, nicht. Die Gewässerbelastung in der Industrialisierungsphase erreichte<br />

rasch ein Niveau, welches den technischen Ausbau oder die Verrohrung der stark verschmutzten<br />

Bäche <strong>und</strong> Flüsse im Siedlungsbereich schon aus hygienischen Gründen erzwang.<br />

Im Zuge der Industrialisierung wurden die flachen Talböden bevorzugt zur Gewerbeansiedlung genutzt. Mit<br />

dem Aufschwung des Bergbaus setzten eine großflächige Auffüllung <strong>und</strong> Aufhaldung der Talräume, sowie<br />

eine erhebliche Zunahme der Gewässerbelastung ein. Ein Schwerpunkt liegt im Fischbach- <strong>und</strong> Heinitzbachtal.<br />

In dieser Zeit gewann die Rossel das Prädikat des „schmutzigsten Flusses Europas“. Neben häuslichen<br />

Abwässern belasten heute insbesondere die Abwässer der Chemie- <strong>und</strong> Montanindustrie den Fluss.<br />

Immer wieder auftretende Bergsenkungen machten die Auffüllung weiter Auenbereiche erforderlich.<br />

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